Marktbeherrschung oder Insolvenz?

Von Sebastian Köhler
1.) In der deutschen Tageszeitungslandschaft scheinen derzeit nicht nur einzelne Länder zu verschwinden (wie die Frankfurter Rundschau und die Financial Times Deutschland), sondern sich ganze Kontinente zu verschieben. So wollen, trotz oder wegen aller Kürzungsbestrebungen wie im Verlagshause DuMont Schauberg (Köln), acht deutsche Regionalzeitungsverlage einen Mega-Vermarkter gründen: (http://kress.de/mail/alle/detail/beitrag/118946-acht-regionalverlage-gruenden-medienhaus-deutschland-mega-vermarkter-soll-tageszeitungen-staerken.html, Aufruf am 21.11.12, 17.02 Uhr). Zu den sieben regionalen Tageszeitungsverlagen, die seit neun Monaten eine gemeinsame nationale Vermarktung planten, stieß der (nicht gerade typische Regionalzeitungs-) Verlag Axel Springer (mit „Hamburger Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“) noch hinzu zum „Medienhaus Deutschland“. Eine ganzseitige Anzeige soll bei rund 5 Millionen Gesamt-Exemplaren Auflage und damit einer Reichweite von etwa 14 Millionen Nutzern ca. 625.000 Euro kosten. Dabei sind viele der wichtigen deutschen Verlage (neben Springer also DuMont, WAZ-Gruppe, Rhein Main, Madsack, Zeitungsgruppe Stuttgart, ACN Düsseldorf und Pressedruck Augsburg), womit sich die Zustimmung durch das Bundeskartellamt nicht ganz einfach gestalten dürfte. Denn das Motto sollte ja nicht sein: „Entweder wir arbeiten quasi marktbeherrschend – oder wir melden Insolvenz an.“
2.) Doch es geht printmedial auch anders, wie der Verlag Burda beweist: Die Zeitschriftensparte soll dort im Jahr 2012 für eine Rekord-Rendite sorgen. Vorstand Philipp Welte wird vom „Handelsblatt“ zitiert, dass die Umsätze stabil blieben, während die Profitabilität steige und im Bereich von 15 bis 20 Prozent liege (vgl.http://kress.de/mail/tagesdienst/detail/beitrag/118941-zeitschriftenerloese-von-rund-650-mio-euro-burda-soll-rekordrendite-erzielen.html, Aufruf vom 21.11.12, 17.20 Uhr). Das heißt auch hier nichts anderes, als das Kosten nicht zuletzt für die Ware Arbeitskraft gesenkt worden sein dürften – anders sind solche Ergebnisse kaum zu erzielen. Laut „Handelsblatt“entfällt übrigens bei Burda insgesamt mehr als die Hälfte der Gesamterlöse auf digitale Geschäfte, bei den deutschen Verlagen des Medienkonzerns mache dieser digitale Anteil immerhin bis zu 15 Prozent aus.
3.) In der „Berliner Zeitung“ vom 8.11. steht auf der Titelseite zum Thema, dass deutsche Inflationängste unbegründet seien, dann in der Meldung: „Die Wirtschaftsweisen betonen in ihrem Jahresgutachten, dass derzeit kaum Gefahr für die Preisstabilität bestünde.“ Da sich die BLZ seit einiger Zeit leider auch bei ihren Meldungen auf Seite 1 jede Quellenangabe „spart“ (also gestrichen hat), weiß ich nicht, woher der Fehler stammt – jedenfalls bestehe beim Verbmodus meinerseits Erklärungsbedarf.