Von Sebastian Köhler
1.) Wo kein Geld sei, gebe es auch keinen Journalismus. Das erklärte „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann Kölner Nachwuchsjournalisten (http://kress.de/mail/alle/detail/beitrag/124544-bild-chef-diekmann-im-interview-mit-journalistenschuelern-wo-kein-geld-ist-gibt-es-auch-keinen-journalismus.html, Aufruf am 8.1., 21.12 Uhr). Er sagte, das Online-Zahlangebot „BildPlus“ habe mittlerweile mehr als 150.000 Abonnenten. So viele Vollzahler in sechs Monaten seien mehr, als viele Regionalzeitungen in Deutschland überhaupt an Käufern bzw. Auflage hätten, so der Bild“-Chef zu diesem „Riesen-Erfolg“.
Die „New York Times“ sieht er als sogenannten „Benchmark“ (Vergleichs-Maßstab) der Branche. Die Zeitung hatte vor drei Jahren eine neue Bezahlschranke eingeführt und schaffte es im ersten Jahr, 1% der User zu „konvertieren“ – auf „Bild“ umgerechnet wären das 140.000 zahlende Abonnenten nach zwölf Monaten gewesen, erklärt Diekmann.
Auf die Frage, ob es sich dabei tatsächlich um neue Abonnenten oder um ehemalige Käufer der gedruckten „Bild“ handele, antwortete Diekmann: „Ich kannibalisiere mich lieber selber, als von anderen gefressen zu werden.“ Der Bild-Chef sieht – wie seit Aufkommen des modernen Journalismus ab. ca. 1830 – vor den publizistischen Erfolg den betriebswirtschaftlichen gestellt: „Wo kein Geld ist, gibt es auch keinen Journalismus“. Das mag für einige Groß(-handels-)unternehmen wie Springer, Bertelsmann oder Burda zutreffen, wird den Journalismus in Breite und Vielfalt aber allein nicht aufheben für künftige Zeiten.
Dann jedenfalls müsse nicht jeder Journalist alles können, „aber jedes Team muss alles können“, meint Diekmann. Er erwarte, dass in den Redaktionen die Teams so zusammengestellt sind, dass jeweils einer da sei, der sich mit sozialen Medien, mit digitalem Storytelling und mit Dateninterpretation auskenne. Die Teams sollten zudem alle Typen von Medien mit Beiträgen bestücken können.
Diekmann sagte, er glaube, Papier werde im Journalismus auch noch in 15 Jahren eine große Rolle spielen. Er erwarte in dem Bereich jedoch kein großes Wachstum mehr.
2.) Der frühere Verfassungsrichter Paul Kirchhof hat in der „SZ“ gefordert, dass die absehbaren Mehreinnahmen der öffentlich-rechtlichen Anstalten durch den neuen Haushaltsbeitrag zum Ende der Werbung in deren Programmen führen sollten (http://kress.de/mail/alle/detail/beitrag/124543-wegen-mehreinnahmen-durch-rundfunkbeitrag-kirchhof-empfiehlt-werbeverzicht-der-oeffentlich-rechtlichen.html, Aufruf am 8.1.2014, 21.37 Uhr). „Wir bleiben bei 17,98 Euro, nutzen aber das Geld, um die Werbung zurückzunehmen. Die Mehreinnahmen werden nicht reichen, um die Werbung ganz abzuschaffen. Aber es besteht die Möglichkeit, die ungute Abhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vom Einfluss der Privatwirtschaft zu lockern“, so Kirchhof. Und er geht noch weiter: „Es soll letztlich auf einen kompletten Verzicht hinauslaufen.“
Hintergründe: Der Staats- und Steuerrechtler Kirchhof bezeichnete die Haushaltsabgabe als Gutachter für ARD, ZDF und Deutschlandradio als verfassungsgemäß. Der Professor aus Heidelberg gilt als Vordenker der Reform. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hatte jüngst vorgeschlagen, den Rundfunkbeitrag ab 2015 um 73 Cent zu senken. Die KEF rechnete vor, dass durch den neuen Rundfunkbeitrag zwischen 2013 und 2016 etwa 1,146 Milliarden Euro mehr eingenommen werden könnten, als den Anstalten zustünden. Die Hälfte dieses Betrages solle für die Senkung der Gebühren genutzt werden. Entscheiden müssen letztendlich die Ministerpräsidenten der Bundesländer.
3.) Zum sprachkritischen Kaleidoskop: Im RBB-Inforadio hieß es am 3.1.2014 in einer Meldung, die Piraten seien auf ihrem Bundes-Parteitag „nicht wie die anderen etablierten Parteien durch Delegierte vertreten“ (sondern alle anwesenden Mitglieder durften abstimmen). Auch hier gilt: ein Komma hätte vieles geklärt – denn die Piraten sind sicher (noch) keine etablierte Partei. Zwischen die beiden Attribute vor „Parteien“ hätte ein Komma gemusst. Das Komma ist nur scheinbar unscheinbar, wie die beiden Klassiker zeigen: Zwischen: „Komm Opa, Mittagessen!“ und „Komm Opa Mittagessen!“ dürfte nicht nur für Opa ein gewisser Unterschied bestehen. Ähnlich im Falle von „Hängen, nicht laufenlassen!“ und „Hängen nicht, laufenlassen!“. Der Unterschied zwischen Leben und Tod kann also im Komma überhaupt bzw. in seiner Stellung im Satz bestehen.