Binde-Striche?

Sollen wir im Redaktionsalltag schreiben: „Schusswaffengebrauch“? Oder aber „Schusswaffen-Gebrauch“? Oder doch lieber „Schuss-Waffengebrauch“? Oder gar „Schuss-Waffen-Gebrauch“?

Der Duden orientierte 2006 wie folgt: (http://www.duden.de/sprachwissen/newsletter/duden-newsletter-vom-06-10-06, Aufruf am 14.4.2015, 15.20 Uhr.)

(Zitat Anfang) Auch wenn man sie oft zu sehen bzw. zu lesen bekommt, ist die Getrenntschreibung solcher Zusammensetzungen nach wie vor nicht korrekt. Ist das neu entstandene Wort unübersichtlich und damit nicht so gut lesbar, kann man allerdings einen Bindestrich zwischen beide Bestandteile setzen, durchaus sinnvoll z. B. bei Video-Installation oder Lotto-Annahmestelle wegen des Aufeinandertreffens mehrerer Vokale. Sinnvoll kann der Bindestrich auch sein, wenn Fremdwörter oder Eigennamen zum Grundwort treten wie bei Apollo-Raumschiff oder Assessment-Center. So wäre neben dem Hairstudio auch das Hair-Studio möglich. Die meisten Komposita wie beispielsweise Videotechnik, Technologietransfer oder Hautcreme können jedoch sehr gut auf den Bindestrich verzichten. (Zitat Ende).

Die Bedeutung eines Wortes sei dessen Gebrauch, hatte ganz pragmatisch der späte Ludwig Wittgenstein (1889 bis 1951) formuliert. Die beste oder „richtigste“ Formulierung nützt also wenig bis nichts, wenn sie nicht verstanden wird, wenn sie nicht kommunikativ gelingt. Das soll im Sinne der Regelwerke nicht Beliebigkeit heißen, aber hier darauf verweisen, dass es bei zusammengesetzten Wörtern, Komposita, immer auch um die Lesbarkeit geht, da sich das Lesen ja wiederum und weiter dynamisiert. Deshalb dürften Bildungsbürger rechtschreiblich eher zur „Schusswaffengebrauchsordnung“ tendieren (um im obigen Beispiel zu bleiben), während Boulevardaffine mehr zur „Schuss-Waffe“ neigen mögen. Kann sich ergänzend klappen. Und ist ja im Unterschied zu gemeintem Vorgang keine Frage von Leben und Tod.

Spaniens Medienfreiheit verblüht?

1.) Kämpft die Medienfreiheit in Spanien derzeit gegen Windmühlenflügel? Also einen aussichtslosen (oder auch nur eingebildeten) Kampf wie der legendäre Don Quichote? Das Land bleibt wirtschaftlich und politisch tief in der Krise, und in den hauptsächlichen Medien scheint es vor allem um Erhaltung von Macht und Pfründen zu gehen (siehe u.a. http://www.taz.de/!157923/, Aufruf am 15.4.2015 um 19.45 Uhr).

Zwei Wochen hatte es gedauert, bis der spanische TV-Moderator Jesús Cintora auf dem Kurznachrichtendienst Twitter erste Worte fand. „Ihr wisst, dass sie beschlossen haben, dass ich nicht weitermache. Es ist nicht leicht, aber ich lass mich nicht unterkriegen“, lautete die Nachricht Cintoras an seine Fans, nachdem er zur Osterwoche als Moderator der allmorgendlichen Politiktalkshow im Privatsender Cuatro abgesetzt worden war. Betreiber Mediaset begründete dies mit dem „klaren Ziel, die Zuschauer mit Pluralismus zu informieren, mit Moderatoren, die die Informationen objektiv darstellen“. Mediaset gilt als eine Fernseh-Sendergruppe, die vom späteren italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi gegründet wurde. Die Mediengruppe Mediaset ist eingebettet in die Fininvest-Holding, an der die Familie Berlusconi knapp 51 Prozent hält und die in Italien (auch ein kriselndes Euro-Land) und in Spanien als sehr einflussreich angesehen wird. Der deutschen „taz“ erscheint dies als Chronik eines angekündigten Todes. Cintora war vielen zu kritisch. Er überging kaum einen Fehltritt der regierenden konservativen Partido Popular (PP) unter Ministerpräsident Mariano Rajoy. Seine Gäste debattierten über die tiefe Krise des Zweiparteiensystems aus Konservativen und Sozialdemokraten, das Spanien seit Ende der Diktatur regiert. Berichte über Opfer der Kürzungspolitik fehlten nicht. Cintora ließ auch Vertreter der neuen Protestpartei Podemos (Wir können) zu Wort kommen, die in Umfragen seit einigen Monaten sogar vorne liegt. Dem Fernsehmoderator wurden gute Beziehungen zu deren Gründer Pablo Iglesias nachgesagt. Ironie der Geschichte: Das Ganze war betriebswirtschaftlich erfolgreich: In Cintoras zwei Jahren bei „Las manañas de Cuatro“ verdoppelte sich der Marktanteil von sechs Prozent auf über 13 Prozent. Seine Nachrichtenshow war oft das meistgesehene Programm am Morgen.

Das Problem der stark eingeschränkten Medienfreiheit in einem tradierten EU- und Euroland wird deutlich, wenn man sieht, dass auch die öffentlichen Rundfunkmedien und die Presse in Spanien bis hin zur (einst) linksliberalen „El Pais“ auf Linie gebracht zu werden scheinen. Viele als kritisch oder links geltende Journalisten wurden in den vergangenen Wochen und Monaten abgesetzt. Doch nicht nur auf Internetplattformen regt sich durchaus und massenhaft Protest: Vor einigen Tagen demonstrierten Dutzende in Madrid mit einem Hologramm am Parlament gegen das, was sie auch in Form neuer Gesetze als Abbau von demokratischen Rechten wahrnehmen. Im Herbst dieses Jahres stehen in Spanien Parlamentswahlen im Zeichenb politischer Umbrüche an, und dabei muss es trotz der Krise keinen „Rechtsruck“ geben.

2.) Zum sprachkritischen Kaleidoskop: Die Potsdamer MAZ hatte am 13.12.2014 auf Seite 17 mit der Überschrift zum Thema „Flughafen BER“ aufgewartet: „Erste Flieger heben schon im Mai 2015 ab“. „Schon“ ist sicherlich sehr gut formuliert, das hätte die Pressestelle vom BER nicht besser sagen können. „Flieger“ finde ich aber ebenfalls nicht „alternativlos“: Ich ziehe das Wort „Flugzeuge“ vor, weil es kaum länger, aber dafür exakter ist: „Flieger“ können auch Piloten etc. sein. Sieht der Duden übrigens ganz ähnlich und hält „Flugzeug“ für die primäre und zumindest elegantere Variante (http://www.duden.de/rechtschreibung/Flugzeug, Aufruf am 15.4.2015, 20.28 Uhr)