1.) Angesichts von erneuten höchstrichterlichen Verhandlungen über die Zukunft von Rundfunkbeitrag und öffentlich-rechtlichen Medien ist die Frage interessant, inwieweit sich in Deutschland „mediale Repräsentationslücken“ wissenschaftlich belegen lassen. Diesem Problem geht in den – öffentlich-rechtlich finanzierten – „MediaPerspektiven“ in Heft 3/2018 ein Artikel von Forschern aus Zürich und Düsseldorf nach, der zu dem Ergebnis kommt, es gebe gerade keine „bevölkerungsweite Repräsentationslücke“
Hier geht zum Artikel in der Fachzeitschrift
Allerdings zeigten zumindest „einzelne Milieus“ wiederum „starke Tendenzen zur Abkopplung und Abschottung“. Im Mai 2016 waren dazu 1488 wahlberechtigte Onliner zwischen 18 und 69 Jahren befragt worden. Unter „Filterblase“ oder auch „Echokammer“ sei verstanden, dass „Themen und Deutungen anderer Gruppen entweder überhaupt nicht wahrgenommen oder lediglich in diskreditierender Weise behandelt“ würden. Interessant an dieser Formulierung, dass dies wechselseitig gelten dürfte: So sieht der „Mainstream“ die „Ränder“ – und umgekehrt. Und ebenso interessant, dass als Hauptthema anscheinend diskutiert wurde, inwiefern es Medien gebe, „die ausdrücken, was ich zu politischen Themen meine.“ Ob es überhaupt die „richtigen“ Themen sind, die journalistisch ausgewählt und angeboten werden, war offenbar nicht gefragt. Dennoch finde ich den Befund bemerkenswert: Obwohl ja „Medien“ sehr weit gefasst werden kann, vom Leitmedium bis zum Plattformchat, stimmten nur 56 Prozent voll und ganz oder eher dieser Aussage zu. Daraus zu schließen, es gebe „keine bevölkerungsweite Repräsentationslücke“, finde ich zumindest gewagt. Es sei denn, das Ganze sollte zu einem legitimierenden „Weiter so“ beitragen. Was schade wäre, da wir bessere Öffentlich-Rechtliche dringend benötigen.
2.) Und nun wird schon wieder ein „neuer Rekord“ vermeldet, oder eben auch gerne mal ein „Neu-Zugang“ in dieser Kategorie, erneut von einem angesehenen Qualitätsmedium, diesmal vom „Deutschlandfunk Kultur“
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Doppelt gemoppelt? Eine Tautologie ist eine Wiederholung von bereits Gesagtem – wenn dies als rhetorische Figur bewusst zur Verstärkung eingesetzt wird („kohlrabenschwarz“ als gleich dreimal schwarz), mag es als Pleonasmus dem Ausdruck helfen. Aber hier scheint es sich um unreflektierte Redundanz zu handeln – natürlich (sic!) wird ein Rekord als „neuer“ aufgestellt und ebenso erstmals. Sonst wäre das Ereignis einfach kein Rekord.
Treffer, lieber Sebastian Köhler! Auch mir fiel bei der Lektüre des Beitrag von Kösters/Wilms in MP 3/18 genau dieses auf: Fast die Häfte der Bevölkerung sieht sich durch die Medienberichtertsattung in ihrer Sicht der Dinge *nicht* „repräsentiert“, wobei das Konstrukt „Repräsentation als Element politischer Kommunikation“ demoskopisch wohl nur in Umrissen abbildbar ist ….