Von Carolin Ruff
Nur noch knapp 100 Tage dann verliert sich wieder ganz Deutschland im Fußball-Fieber. Die schwarz-rot-goldenen Fahnen werden an die Autofenster gehängt, die Tröten und Flaggen aus dem Schrank geholt. Der Stolz auf sein Land, die Zusammengehörigkeit der Menschen und die Lebensfreude wird überall zu spüren sein. Die Fußball- Europameisterschaft steht vor der Tür und Poldi, Schweini und Co. sind bester Laune – das zumindest verrät uns Twitter und Facebook.
„Hallo Leute wieder mal ein sensationelles Erlebnis am Rosenmontagszug. Danke an die Ehrengarde und ganz Köln ;)“, zwitschert Lukas Podolski erst kürzlich zum Karneval in Köln. Und auch an sportlichen Entwicklungen lassen uns die Nationalspieler teilhaben. „Hi Leute, viele Grüße aus dem Trainingslager in Portugal. Leider ist mein Knöchel noch dick. Aber ich hoffe, dass ich Anfang der Woche wieder richtig ins Training einsteigen kann.“, erklärte uns der Spitzenstürmer vom 1.FC Köln. Doch damit soll in Zukunft Schluss sein.
Fast jeder Spieler besitzt seine eigene Homepage, twittert und präsentiert sich auf Facebook. Dem Bundestrainer reicht diese Offenheit in den Medien. Seine Jungs sollen sich ab sofort zurückhalten.
Twitter- Regeln für Nationalspieler
Bei Bayern München gab es zuletzt Probleme mit der Nutzung sozialer Netzwerke. Der Brasilianer Breno zwitscherte via Twitter über seinen Ärger mit dem Verein und auch eine geplante Werbekampagne des Rekordmeisters über Facebook sorgte für reichlich Furore. Der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge forderte nun von seinen Fußball- Stars, im Umgang mit dem sozialen Netzwerken vorsichtiger zu sein, sich einzuschränken oder sogar gänzlich mit dem öffentlichen gezwitscher aufzuhören. Die Spieler könnten „nicht einfach ihren Gefühlen freien Lauf lassen“, sagte Rummenigge. Beim Deutschen Fußballbund wird nun mit einem Verhaltenskodex versucht die Spieler zurück zu halten. Ein generelles Verbot von Facebook- oder Twitter für die DFB-Stars soll es allerdings nicht geben.
Es sei wichtig, „den Spagat zu schaffen. Es muss natürlich die Vertraulichkeit in der Gruppe gewahrt werden“, so der Teammanager Oliver Bierhoff vor dem Länderspiel gegen Frankreich. Die Nationalmannschaft soll durch klare Regeln sensibilisiert werden: „Wir wollen die Spieler nicht einengen, wir werden aber Richtlinien herausgeben, wann ein Stoppschild kommt“, erklärte Bierhoff. Interne Angelegenheiten, auch Anweisungen von Bundestrainer Joachim Löw, dürfen nicht „unbewusst torpediert werden“. Aufstellungen, Interna über Mitspieler, Verletzungen sind für die Öffentlichkeit tabu, solange sie nicht offiziell vom Trainerstab abgesegnet wurden. Andre Schürrle, bei Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag, waren diese Anordnungen noch nicht bewusst. So postete er vor dem Länderspiel gegen die Niederlande im November 2011, dass er wegen Krankheit abreisen musste und das obwohl Trainer Löw daraus noch ein Geheimnis machte.
Die diktierten Regeln während der EM in Polen und der Ukraine missfallen nicht nur den Spielern, sondern vor allem auch den zahlreichen Followern. Sami Kheidira informiert zum Beispiel dreisprachig über alles was in seinem Leben passiert. Mesut Özil zeigt Fotos von seinem Spanisch Unterricht und Mario Götze postet fleißig über seine Genesung. Das Internet ist zur persönlichen Plattform für die Nationalspieler geworden. Die Fans sind immer auf dem neuesten Stand und fühlen sich mit ihren Idolen verbunden.
Im Zeitalter der neuen Medien gibt es kaum eine Möglichkeit den Spielern das zwitschern und posten generell zu verbieten. Und ein grundsätzliches Verbot wäre nicht nur unrealistisch, sondern auch unglaubwürdig. So nutzt doch der DFB selbst Facebook und Twitter, um sich zu vermarkten. Zum Beispiel das neue grüne Auswärtstrikot zu präsentieren.
Aber wie auf dem Spielfeld gibt es auch im Netz gewisse Spielregeln an die sich die Spieler zu halten haben. Hoffentlich gefährdet diese strenge Regulierung nicht den Frieden im EM- Quartiert und lenkt von der eigentlichen Sache ab: Dem Fußball spielen!