#TeamFitness on Instagram – zwischen Magerwahn und gesundem Lebenstil

Sie nennen sich „Gymshark“, „Size Zero“ oder „Fitnessliebhaber“. Sie besuchen bis zu sieben Mal die Woche das Fitnessstudio. Gegessen wird alles, was „clean“ ist oder „saubere Werte“ hat. Fast Food würden diese Instagram Nutzer nicht einmal mit der Pinzette anfassen. Die Rede ist vom sogenannten „Team Fitness“, einer Bewegung von Nutzern auf Instagam, die sich zu absolut sportlichen Höchstleistungen pusht.

Was zählt, sind die äußeren Werte. Mehr Sixpack, mehr Bizeps, mehr Pomuskeln. Jeder körperliche Erfolg oder jede Veränderung wird sofort mit tausenden von Followern geteilt und diskutiert. Doch was ist wirklich noch gesund und wann geht die Liebe zum Sport ein wenig zu weit? Mit über 130 Millionen Nutzern ist Instagram derzeit die meistgenutzte Fotoapp. Über 138 Millionen Beiträge findet man zurzeit alleine unter dem Stichwort „Fitness“.

Jedoch ist zu beobachten, dass die meisten Fitness- und Lifestyleaccounts von Frauen gepflegt werden. Ein typisches Instagram-Bild des „Team-Fitness“ zeigt keine Landschaft oder gar ein Bild mit Freunden. Es wird der eigene Körper zelebriert. Immer wieder sieht man junge Frauen vor dem Spiegel im Bikini posen, darunter Hunderte von Kommentaren, die Bewunderung oder Neid aussprechen. Zudem steht die Frage nach dem Trainingsplan ganz weit oben unter den Kommentaren. Die „Fitnessgurus“ lassen die Nutzer glauben, dass mit ein wenig Training und gesunder Ernährung jeder so aussehen kann wie sie. Gefährlich, denn nicht jeder Körper ist gleich. Was auf Instagram-Bildern vermeintlich so einfach aussieht, ist in Wahrheit eiserne Disziplin. Der englische Mediziner „Henry Kimpton“ beschrieb dieses Phänomen als „Instarexic“, eine Mischung zwischen „Instagram“ und „Anorexie“. Er geht sogar so weit, dass er den Fitnesswahn auf Instragram mit der Krankheit Magersucht vergleicht, und dass die Nutzer genau wie bei dem Krankheitsbild der Magersucht ihren Körper unter ständiger Kontrolle haben wollen.

Mit über fünf Millionen Abonnenten gehört die australische Kayla Itsines wohl mit zu den erfolgreichsten Fitness-Bloggerinnen. Auf ihrem Instagram Account postet sie täglich die Veränderungen von jungen Frauen, die sich ihrem Sportprogamm „Bikini Guide“ unterzogen haben. Und die Selbstvermarktungsstrategie über Instagram geht auf: Über eine Millionen Frauen weltweit kauften sich das Sportprogramm bereits. Ein Link auf ihrer Instagram-Seite führt auf direktem Weg zum Fitnessguide. Doch bei genauerem Betrachten der Bilder fällt auf, es werden nur Bilder mit von vornherein eher schlanken Personen gepostet, die einen muskulösen Körper entwickelt haben. Vorher-/Nachher-Bilder zeigen kaum korpulentere Frauen.

Es zeigt deutlich, dass es bei den vermeintlichen „Fitnessbildern“ auf Instagram eher auf „Schönheit“ ankommt. Gesundheit, Fitness und Kraft stehen nicht im Mittelpunkt von Werbezwecken, sondern die Schönheit der Frauen. Erstmals traute sich eine Fitnessbloggerin Klartext zu reden: Celia Learmonth beschrieb ihr eigenes Profil auf Instagram als betrügerisch. Mit jedem Like eines Fotos geriet sie in den Strudel, weniger zu essen. Mit gesundem Körperbewusstsein hatte das längst nichts mehr zu tun, erklärte sie sich selbst. Zudem wurde jedes Foto bis zur Perfektion bearbeitet. Denn jeder kleine Makel wird von den Instagram Usern kritisch betrachtet.

Doch wie geht Instagram dagegen vor?

Erst vor kurzem geriet Instagram wieder in die Schlagzeilen, als auf der Bildplattform unter verschiedenen Nutzern eine Challenge ins Leben gerufen wurde, in der es darum ging, schmaler als ein Blatt Papier zu sein. Instagram versucht derzeit streng gegen diese Challenges, sowie Bilder vorzugehen. Bilder, die unter bestimmten Hashtags zum Magerwahn oder ähnlichem veröffentlicht werden, werden nicht mehr im Feed angezeigt. Desweiteren werden Accounts von Nutzern gesperrt, bei denen der Verdacht naheliegt, den Magerwahn auf Instagram zu verbreiten. Experten warnen: Es ist ein schmaler Grad zwischen einem gesundem Lebenstil oder krankhaft einem Ideal nachzueifern. Regelmäßiger Sport ist wichtig, doch zuviel Sport schadet der Gesundheit. Wer regelmäßig in gesunden Abständen seine Trainingseinheiten absolviert, erreicht seine Ziele oft schneller als bei exzessivem Training bis zur Totalerschöpfung. So bleibt zu hoffen, dass der exzessive Fitnesstrend mit der Zeit nachlässt und wieder ein gesundes Körperbewusstsein im Vordergrund steht.

Und die Zeit hat gezeigt, dass Instagramtrends meistens eher von kurzer Dauer sind.

Quellen:

http://www.zeit.de/kultur/2016-07/instagram-fitness-hype-schoenheitsideal-jack-lelanne-10nach8
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.duenn-wie-ein-blatt-papier-a4-waist-neuer-magerwahn-trend-auf-instagram.7aa8e987-a995-41f0-a36f-fc20eb97e63d.html
http://www.desired.de/instarexic-wie-der-fitness-wahn-auf-instagram-krank-macht/id_75903900/index