Und wo bleibt der Sex!?

Pinterest – Verklemmte Moralvorstellungen oder unausgeschöpftes Potential? 

Unzählige Umfragen haben es belegt: Die Deutschen sind ein Pornovolk. 12,47% der Website-Aufrufe in Deutschland führen zu pornographischen Inhalt.Da auch der größte Pornoheld seine E-Mails checken muss, schießt die tatsächliche Nutzerzahl weit über die 12% Marke.

von Jascha Sallmann

Auf der anderen Seite dieses Themas befindet sich Pinterest, ein 2010 in San Francisco gegründetes Unternehmen, mittlerweile weltbekannt für seine Möglichkeit soziale Impulse mit Hilfe von Bildern zu setzen und zu verfolgen. Zunächst bewies sich die Plattform als idealer Ausgangspunkt für Künstler um ihr Werke zu präsentieren. Schon damals versuchte Pinterest sich Verkaufsrechte an Nutzerbildern zu sichern.Seit Mai 2013 existiert die Funktion „Product Pins“, die es ermöglicht nicht nur Bilder sondern auch Produkte auf der Pinnwand festzuhalten. Das Ziel scheint klar: Kommerzialisierung.                                                                                                              Und warum auch nicht, laufen doch die meisten Kampagnen auf Facebook oder Google+ nur noch über Visualisierung. Nur einer von Vielen, aber ein dennoch passendes Beispiel für den Erfolg von Marketing mit Bildplattformen liefert Ikea. Insbesondere Einrichtungsgegenstände lassen sich hervorragend auch crossmedial mit Partnern vermarkten. Der Ikea- Bereich ist übersichtlich organisiert und bietet mit Kategorien wie     „Ideen“ eben jene Inhalte, die die Zielgruppe, Frauen jungen bis mittleren Alters und höherem Budget, fasziniert. Den Nutzern jedenfalls scheint es zu gefallen, denn die Zuschauerschaft von Pinterest wächst stetig.

Vergleicht man nun beide Marktbereiche sollte sich kombiniert ein erhöhtes Umsatzpotential ergeben. Pinterest hat  in seinen Nutzungsbedingungen pornographische Inhalte ausgeschlossen was durchaus nachzuvollziehen ist. Doch wenn Beate Ushe auf Facebook auf der eigenen Seite neuste Produkte vorstellen kann sollte zumindest die Kategorie der Erotikwarenhändler eine denkbare Alternative für Pinterest sein.             Wenn nicht durch das direkte Abbilden von Produkten dann wenigstens durch eine Image Kampagne. Hier ist eine Marktlücke entstanden. In der Bundesrepublik streben momentan viele junge, moderne Erotikunternehmen auf, darunter Amorelie und Eis.de. Die Synergie mit dem ebenfalls auf aufgeschlossene junge Menschen zugeschnittenen Pinterest sollte erkennbar sein.

„Female body with commercial body painting (2)“. Licensed under CC BY 2.0 via Wikimedia Commons[note]https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Female_body_with_commercial_body_painting_(2).jpg[/note]

Es stellt sich nun die Frage ob die deutschen Unternehmen diese Chance schlichtweg verschlafen haben oder ob es  generelle Probleme mit Themen dieser Art gibt. Da auch kaum US- amerikanischen Unternehmen dieser Art auf Pinterest auftauchen müsste man zu letzterem tendieren. Dies wäre allerdings schlichtweg Heuchelei. Gibt man zum Beispiel das Wort „Sex“ (zusammen mit „Porn“ unter den Top fünf Suchwörtern bei unter 18 Jährigen3) in die Suchleiste ein, so findet man hunderte halbnackter Frauen oder Anleitungen zu Sexstellungen. Mit den richtigen Begriffen gelangt man auch zu einer Art Sexbörse, bei der Frauen aus der Umgebung erotische Treffen anbieten.                                                           In Anbetracht dessen können niveauvoll inszenierte Liebesspielzeuge, ganz im Geiste der jungen Unternehmen, wohl kaum ein Verbot erwirken. Letztendlich gibt es zumindest einen der genau diesen Kurs fährt und das ist nicht irgentjemand: Fun Factory USA ist eines der erfolgreichsten Unternehmen seiner Art und bietet auf seiner Pinterest- Seite provokativ Dildos und ähnliches in jedweder Farbe und Form an. Allerdings wirkt die Seite so offensiv, dass etwas schüchterene Nutzer womöglich abgeschreckt werden. Hier wäre ein dezenteres herantreten sinnvoll, zum Beispiel durch crossmediales Marketing mit der Filmindustrie. Die meisten Nutzer werden sich kein eigenes Liebesspielzeug zusammenstellen wollen, aber der Kauf eines Fabrikats, das ein/e berühmte/r Schauspieler/in besitzt scheint logischer. Es wäre folglich ein interessantes Konzept den Schritt zu wagen und mit nicht schmuddelig vorbelasteter Ware die junge Zielgruppe in Deutschland zu erschließen.

1 http://www.pcwelt.de/news/Deutsche_Internet-Nutzer_sind_Porno-Spitzenreiter-Studie-8119864.html
2 http://www.spiegel.de/netzwelt/web/nutzungsbedingungen-pinterest-erlaubt-sich-verkauf-von-nutzerfotos-a-820705.html
3 http://www.bild.de/digital/internet/zahlen-und-fakten-ueber-online-pornos-im-web-11133388.bild.html

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