Journalistenschule

Vom Hörsaal zurück auf die Schulbank?
– Die Journalistenschule


Foto: Wolfgang Maria Weber/Deutsche Journalistenschule e.V.
 
Schon wieder Schule? Warum eigentlich nicht. Schließlich beschäftigst du dich in der Journalistenschule mit dem, was du sowieso liebst und triffst dabei viele Gleichgesinnte. Häufig sind die Dozenten sogar bekannte Gesichter der Medienwelt, wie zum Beispiel Stefan Plöchinger ( Süddeutsche Zeitung) an der Deutschen Journalistenschule in München oder Nachrichtenmoderator Peter Klöppel an der RTL Journalistenschule.

Mittlerweile kannst du aus etwa 20 unterschiedlichen Journalistenschulen wählen. Willst du auf eine p rivate Schule oder von einem Medienhaus? Musst du Studiengebühren bezahlen oder umsonst studieren oder sogar ein Ausbildungsgehalt beim Schulbesuch bekommen?

Ja richtig gehört: Wenn du zum Beispiel die  Axel-Springer Akademie in Berlin besuchst, kannst du dich nicht nur über ein schulbegleitendes Redaktionsvolontariat freuen, sondern auch über ein entsprechendes Ausbildungsgehalt. Bewerben lohnt sich also!

 

Top 3 der Redaktion

de.wikipedia.org

www.journalist.de

www.spiegel.de

 

Interview mit Jörg Winterbauer


Foto: Privat
 

Alter: 30
Wohnort: Warschau
Abschluss: Staatsexamen Deutsch, Geschichte und Axel Springer Akademie
Funktion: Freier Korrespondent in Warschau
 

Du bist Absolvent der Axel Springer Akademie. Hast du dir von allen Journalistenschulen explizit diese ausgewählt und wenn ja, warum?
Ich war auch offen für andere Journalistenschulen und Volontariate. Mir war vor allem wichtig, dass ich eine praxisnahe Ausbildung bekomme und Kontakte knüpfe. Theorie hatte ich in der Uni genug. Außerdem wollte ich zu einer der großen Schulen, bei dem derzeitigen Zeitungssterben hätte ich kein gutes Gefühl bei einer kleineren Regionalzeitung, die online nicht gut aufgestellt ist. Axel Springer ist — behaupte ich — das innovativste Medienhaus Deutschlands. Online sind sie ganz vorne mit dabei.
 

Wie ist es dir beim Auswahlverfahren ergangen? Gerade bei der Axel Springer Akademie musstest du dich gegen über 1000 Mitbewerber durchsetzen. Bei nur 40 Plätzen also eine ganze Menge Konkurrenz.
Ich war sehr beeindruckt von der Internetpräsenz der Akademie. Sie wirbt damit, „die innovativste Journalistenschule Deutschlands“ zu sein, sowie mit einer Abschlussreise nach New York. Alles wirkt sehr professionell, schwer erreichbar. Tatsächlich gibt es relativ viel Konkurrenz, aber wer etwas Talent hat und sich bei der Bewerbung Mühe gibt, der hat gute Chancen. Praktika in einem der Medien des Verlags helfen auch, ich habe es aber auch ohne geschafft. In der zweiten Bewerbungsrunde mussten wir  innerhalb von wenigen Stunden eine Reportage zu einem vorgegebenen Stichwort schreiben. Bei mir war es „Sperrgebiet“. Ich habe mir auf der Zugfahrt nach Berlin nochmal im „Handbuch für Journalismus“ durchgelesen, was eine gute Reportage ausmacht. Das war sehr hilfreich. Außerdem gab es einen Wissenstest, in dem vor allem Wissen zu Themen der letzten Monate abgefragt wurde. Deshalb kann man sich darauf sehr gut vorbereiten. Trotzdem glaubte ich, dabei sehr schlecht abgeschnitten zu haben. Offensichtlich hat es aber gereicht. 
Das Vorstellungsgespräch ist dann nochmal etwas stressig. Man wird in der Regel zusammen mit einem Konkurrenten befragt, bei mir waren es sogar zwei. Auch auf das Auswahlgespräch kann man sich gut vorbereiten, zum Beispiel, indem man das Medium, für das man sich bewirbt, in den Wochen vor dem Gespräch genau liest.
 

Hast du unmittelbar nach deinem Abschluss eine Stelle angeboten bekommen und sagte dir diese sofort zu?
Ich habe keine Stelle angeboten bekommen, sondern ich arbeite als Pauschalist bei der Welt. Das heißt: Ich bekomme monatlich einen festen Betrag, bin aber nicht angestellt. Das finde ich sogar noch besser, weil ich so die Möglichkeit habe, auch für andere Medien zu arbeiten. Trotzdem habe ich ein regelmäßiges Einkommen. Ich liefere Artikel und Videos aus Polen. Ich hatte das Glück, dass der langjährige Korrespondent der Welt, Gerhard Gnauck, in Elternzeit ging, als ich gerade in der Ausbildung war. So hatte ich die Chance, ihn noch während meiner Ausbildung zu vertreten, da ich einer von ganz Wenigen im Verlag war, der gut Polnisch spricht. Inzwischen ist er zurück, arbeitet aber nur an drei Tagen in der Woche, sodass ich zusätzlich aus Polen berichte.
 

Du bist ein gut ausgebildeter Journalist, was machst du derzeit und könntest du beantworten, wo du in 5 Jahren gerne wärst?
Zurzeit arbeite ich für „Die Welt“ als freier Korrespondent aus Polen. Außerdem arbeite ich noch für andere Medien. Zum Beispiel mache ich ab und zu etwas für Vice und den MDR. Ich bin zufrieden, da wo ich bin. Freier Journalist zu sein, liegt mir. Ich muss vor allem raus. Ich kann nicht zu lange nur am Schreibtisch sitzen. 
Ich plane nicht, wo ich in fünf Jahren sein will. Ideen habe ich aber einige. Eines meiner Ziele ist es, irgendwann mal einen Dokumentarfilm zu machen. Auch im Bereich Fotografie möchte ich dazulernen. Bis jetzt habe ich vor, in Warschau zu bleiben. Ich fühle mich hier wohler als in Deutschland.
 

Was würdest du als „Alter Hase“ dem Nachwuchs mit Bachelor raten, um im Journalismus Fuß zu fassen? Nochmal 2 Jahre Ausbildung oder gleich ins Berufsleben starten?
Als alter Hase würde ich mich nicht bezeichnen. Ich habe im Juli 2014 die Akademie abgeschlossen. Ich weiß nicht, ob man das so pauschal beantworten kann. Das hängt ganz davon ab, was man machen will und was man angeboten bekommt. Es kommt natürlich auch auf die Qualität der Ausbildung an. Ich glaube, dass viele Hochschulen die Absolventen nicht ausreichend auf die Praxis vorbereiten, aber ich habe ein Journalismus-Studium nie von innen erlebt und kann es deshalb nicht beurteilen. Grundsätzlich sollte man während des Studiums so viel Praxiserfahrung wie möglich sammeln und Kontakte knüpfen. Wer in der heutigen Lage der Medienbranche nach dem Studium wirklich noch Journalist werden will, der sollte ruhig noch ein Volontariat dranhängen oder auf eine Journalistenschule gehen. Das sind zwei gut investierte Ausbildungsjahre. Einen Journalismus-Master würde ich allerdings nicht empfehlen. Journalismus ist für Praktiker. Potentielle Arbeitgeber beeindruckt man mit guten Reportagen oder guter Recherche, nicht mit Hochschulzeugnissen. Ein Studium in einem anderen Fach halte ich dagegen für sinnvoll, VWL oder BWL zum Beispiel — natürlich nur, wenn man sich für ein bestimmtes Fach interessiert und sich auf diesen Bereich spezialisieren will.