Backpacking

Leben aus dem Rucksack


Foto: Caroline Timm
 
Du bist weltoffen unabhängig und sprühst nur so vor Tatendrang? Dann schnapp dir dein Gepäck, lege einen Punkt auf der Karte fest und sei bereit, für eines der größten Abenteuer deines Lebens. Es ist nicht immer ganz leicht sich für ein Ziel zu entscheiden. Und auch die Auswahl des richtigen Proviants kann Kopfzerbrechen bereiten. Auf den folgenden Seiten findest du hilfreiche Tipps und Tricks um das Beste aus deiner Backpacking-Tour herauszuholen:

 

Top 3 der Redaktion

www.101places.de

www.planetbackpack.de

www.lonelyplanet.de

 

Interview mit Sergej Weber


Foto: Privat
 

Alter: 32
Wohnort: Berlin
Abschluss: Angewandte Medienwissenschaft (B.A.) und Industrial Economics and Management (M.Sc.)
Funktion: Unternehmensberater im Automotive-Bereich
 

Trieb dich das Fernweh oder die Entdeckerlust an, nach dem Bachelor ins Ausland zu gehen?
Als Grund, um nach meinem Bachelor für ein Jahr ins Ausland zu gehen, habe ich meine mangelnden Englischkenntnisse vorgeschoben, aber eigentlich wollte ich lediglich raus aus meiner Komfortzone. Es lief einfach alles zu glatt: Erst Abi, dann Wunschausbildung, dann Wunschstudium. Wobei ich ehrlicherweise weder ein Einserabiturient war, noch der beste Azubi oder Student.
 

Wie hast du dich für ein Reiseziel entschieden?
Als Kind habe ich eine Dokumentation über „Die 10 tödlichsten Tiere der Welt“ gesehen und etwa neun davon stammen aus Australien. Ich beschloss also schon sehr früh, nie in meinem Leben dort hin zu reisen. Als dann die Entscheidung gefallen ist, ins Ausland zu gehen, habe ich mich absichtlich für das Land entschieden, das mir am gruseligsten erschien: Australien. Ich wollte ja aus meiner Komfortzone raus. Das Problem war, dass ein Direktflug dorthin relativ teuer ist, also entschied ich mich in Thailand einen Stop-over einzulegen und von dort aus weiterzufliegen. Und dann sagte ich mir: Wenn du schon mal hier bist, guck dir doch Thailand an. Und danach sagte ich mir: Wenn du dir schon Thailand angeguckt hast, dann guck dir doch auch Burma an. Nach dieser Logik habe ich dann in den nächsten sechs Monaten alle zehn südostasiatischen Länder (außer Osttimor) bereist. Am Ende war ich von den geplanten 12 Monaten lediglich vier in Australien.
 

Warst du eher ein abenteuerhungriger Backpacker oder der organsierte Jobber?
Ich gehörte eher zu der ersteren Sorte. Teilweise habe ich Orte in Asien nur deshalb bereist, weil ich den Namen interessant fand. Und auch so habe ich jedes Abenteuer mitgenommen, das sich mir bot: Mit dem Schnellboot von Vietnam nach Kambodscha, Schlange essen mit einer Laotischen Familie, wandern in Burmesischen Dschungel. Nach den sechs Monaten in Südostasien hatte ich aber keine Lust mehr auf das Nomadenleben und diesen ständigen Smalltalk: Wo warst Du? Wo gehst Du noch hin? Was kostet das? Ich bin dann nach Australien gegangen, um dort bewusst länger an einem Ort zu bleiben und zu arbeiten. Ich ging als allererstes nach Perth und habe dort zwei Monate lang ein Privathaus renoviert. Doch ich bekam sehr schnell Lagerkoller. Erst dann entwickelte ich mich zu dem letzteren Reisetyp. Ich organisierte mich und durchforstete systematisch eine Job-Plattform im Internet, die Farmbesitzer und Volontäre zusammenbringt. Ich fand in Tasmanien unter hunderten von Angeboten drei, die mir sehr zusagten: Bier brauen in einer Brauerei, die sich auf Ingwer-Bier spezialisiert hat, eine mittelalterliche Burg mitten im Nirgendwo errichten und Käse herstellen auf einer Schafsfarm. Den letzteren Job habe ich dann bekommen. Schafe hüten, Mist schippen, Käse herstellen: Es war tatsächlich die erfüllteste Arbeit, die ich je in meinem Leben hatte!
 

Welche Auslandserfahrungen sind unentbehrlich für dein heutiges Berufsleben?
Ich war nicht im Ausland, um meinen Lebenslauf aufzuhübschen oder meine „Employability“ zu erhöhen. Alle Erfahrungen, die ich gemacht habe, bereichern mich heute, ich möchte keine davon missen. Nichtsdestotrotz machten mich einige Erfahrungen und die im Ausland angeeigneten Fähigkeiten sicherlich interessanter für meinen Arbeitgeber. Ich habe zum Beispiel meine Englischkenntnisse deutlich verbessert, mittlerweile kann ich auf Englisch ebenso schnell denken wie auf Deutsch, kann eine Position beziehen und sie verteidigen. Zudem bin ich auch persönlich gereift und ich bin fest davon überzeugt, dass Arbeitgeber reifere Kandidaten denen vorziehen, die in ihrem Leben noch nicht so viel erfahren haben. Und natürlich ist die Tatsache, dass ich mich im Ausland ohne Probleme bewegen kann und die unterschiedlichen kulturellen Eigenheiten kenne und verstehe, ein sehr großer Vorteil in meinem Beruf.
 

Was ist dein Geheimtipp für alle angehenden Weltenbummler?
Informiert euch gerne über aktuelle Reisewarnungen und Sicherheitshinweise auf den Seiten des Auswärtigen Amtes, aber lasst euch nicht davon einschüchtern. Die nettesten Menschen habe ich tatsächlich in den Ländern mit den meisten Sicherheitshinweisen kennengelernt.