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Was ist es denn nun? Blau und schwarz oder doch eher weiß und gold?

von Tabea Schindler

Kleid schwarz/blau oder weiß/gold? © Roman Originals

¹Seit Donnerstag diskutiert die gesamte Internet-Community über ein Kleid. Und nicht etwa, weil es ein #ootd (outfit of the day) oder ein #ootn (outfit of the night) ist, sondern weil es jeder in unterschiedlichen Farben wahrnimmt. Gepostet wurde das farbenfrohe Kleidungsstück auf der Blogging-Seite Tumblr von Sarah Weichel alias swike mit den Sätzen: „Leute, bitte helft mir – ist dieses Kleid weiß und gold oder blau und schwarz? Meine Freunde und ich können uns nicht einigen und wir drehen hier verf***t nochmal durch.“ Ein Kleid, mehrere Farben in Kombination mit „Netizen“ und schon ist ein Meme erschaffen. Aber woran liegt es, dass ein Kleid so viral gehen kann?²

Während für die einen das Kleid blau und schwarz ist, erkennen die anderen es in weiß und gold. Und nicht nur Tumblr, Facebook, Instagram, und Twitter , sondern auch viele andere Social Network Plattformen haben somit ein perfektes Streitobjekt gefunden. Farhad Manjoo, Redakteur des beliebtesten, amerikanischen Medienportals BuzzFeed, teilte interne Statistiken mit und informierte darüber³, dass der Post mehr als 10 Millionen mal innerhalb weniger Stunden auf BuzzFeed aufgerufen wurde.

The dress broke the Internet. pic.twitter.com/KytsKvSyZq

— Farhad Manjoo (@fmanjoo) February 27, 2015

Und dabei ist zu bemerken, dass das die Statistiken NUR von BuzzFeed sind. Einen Tag später erreichte das Foto Twitter, gefolgt von Facebook. Und viele Social Networker gewinnen durch das Posten und Teilen von Fotos neue Follower hinzu. So auch Sarah Weichel die, laut der Abendzeitung, sich über 4.000 neue Follower freuen kann. Aber nicht jeder „Netiz“ schafft es mit viel Recherche-Arbeit und Sharing-Posts eine Gefolgschaft zu sammeln.

Dass der Drang nach Aufmerksamkeit gewaltig ist, weiß auch der inoffizielle Viralitäts-Verantwortliche des Blog-Portals Gawker, Neetzan Zimmermann. Im Interview mit dem Online-Magazin VICE erläutert er, den Grund der medialen Thementeilung auf sozialen Netzwerken. Auf die Frage, warum „The Dress“ so eingeschlagen hat antwortet Zimmermann, dass es in der Gesellschaft nicht an abstrakten Nachrichten mangelt, aber dennoch wollen die Leute etwas leicht bekömmliches, als Diskussionsthema. Hinzu kommt, dass sich die Menschen gerne streiten und noch lieber anderen beweisen wollen, dass sie im Recht sind. Partei ergreifen, ungefragt die eigene Meinung mitteilen, teilweise versteckt hinter anonymen Charakteren und Follower in die eigene Social Network Welt entführen.

Die sozialen Netzwerke sind optimale Plattformen für einen Teil derjenigen, die ihr Leben abseits des Lebens verbringen und sich ihren eigenen Klüngel in der medialen Umgebung aufbauen. In mundgerechten, visuellen und teils niveaulosen Unterhaltungen wird miteinander kommuniziert. Worte werden zu Emojis und Klickjäger versuchen mit bestimmten Geschäftsmodellen ihren Traffic am Laufen zu halten. Und dazu gehört es dann auch Contents hochzuziehen, die keinen intellektuellen, aber im Endeffekt wirtschaftlichen Wert haben. Und somit kommt das Beispiel “The Dress“ wieder ins Spiel.

Die Diskussionen über die Farbe des Kleides, ob blau und schwarz oder weiß und gold, ist so banal wie aber auch simpel, um es schnellstmöglich viral gehen zu lassen. Nicht nur Jedermann postet, teilt und schreibt darüber, sondern auch die international bekannten Promis, wie das berühmte Ehepaar Kayne West und Kim Kardashian diskutieren miteinander⁴ über die Farbgebung und leisten dadurch die beste PR, um das Kleid für den Hersteller und Verkäufer „Roman Originals“ zu vermarkten.

What color is that dress? I see white & gold. Kanye sees black & blue, who is color blind?

— Kim Kardashian West (@KimKardashian) February 27, 2015

Roman Originals bestätigte inzwischen, dass das Kleid tatsächlich blau und schwarz ist und dass die Verkäufe um 347 Prozent gestiegen sind. Und all das hat die Firma Personen zu verdanken, die nicht wussten welche Farbe das Kleid nun hat und sich deswegen via Social Network an Freunde wandte.