Alle geben bedingungslos ihre Daten preis

Seit dem 1. Februar 2015 hat Facebook seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geändert. Nur durch das Einloggen stimmt der Nutzer diesen Änderungen zu. Jetzt kann das soziale Netzwerk noch viel mehr Daten erheben, als zuvor.1

von Ines Hatzmannsberger

Kekse, die die Server mit unseren Daten füttern

Mithilfe von Cookies verfolgt uns das soziale Netzwerk in einem Ausmaß, das jeden Triebtäter blass vor Neid werden lässt. Der Nutzer wird über mehrere Seiten hinweg verfolgt. Surft man beispielsweise nebenbei noch in einem anderen Tab auf einer Sportwebsite, dann schließt Facebook daraus, dass der jeweilige Nutzer gerne Sport treibt und zeigt folglichauf den User optimierte Werbung von Sportartikelherstellern an.2

Buy buy bei Facebook!

Nicht nur, dass das soziale Netzwerk gezielter wirbt – jetzt kommt der „Kaufen – Button.“3 Noch ist er nur in bestimmten Regionen zu finden. Aber in Zukunft könnte er unser Kaufverhalten ganz neu gestalten. Gefällt mir? Kaufe ich! – So, oder so ähnlich müssen sich die Facebook-Button-Entwickler das gedacht haben. Praktisch ist es bestimmt. Vor allem für den US-amerikanischen Milliardenkonzern: Ganz einfach kommt er so an die Kontodaten seiner Nutzer und kann ganz einfach präzise Profile erstellen. Die Vermessung des Menschen ist bei Facebook hoch im Kurs. Gefällt mir das?

Big Brother is watching you!

Facebook weiß in Zukunft auch, wo wir uns physisch befinden. Damit kann es die Werbung noch genauer auf den jeweiligen Nutzer optimieren. Gehe ich zum Beispiel spazieren und war aber vorher auf einer Sportwebsite, kann ich davon ausgehen, dass ich Werbung von einem Sportladen in meiner näheren Umgebung bekomme. Facebook hat für jeden den passenden Werbebanner parat. Ist „Big Data“ das neue Geheimrezept für erfolgreiches Marketing?4

facebook

Onlinehändler wissen was ich will, bevor ich es überhaupt weiß!5

Jeder, der schon einmal bei Amazon etwas bestellt hat, kennt die Verweise auf weitere Produkte: „Personen, die dieses und jenes gekauft haben, kauften auch das hier.“ Aber warum kann man sich das begehrte Produkt so einfach über Nacht liefern lassen? Amazon kann durch eine immense Anhäufung von Daten für bestimmte Regionen das Kaufverhalten seiner Kunden voraussagen. Der Onlinekonzern schickt bestimmte Produkte vorsichtshalber in die jeweiligen Städte, damit die Kunden blitzschnell ihre Waren erhalten. Das ist wahrer Service, aber zu welchem Preis? Ist uns unsere Bequemlichkeit in dieser schnelllebigen Welt wichtiger als der Schutz unserer persönlichen Daten?

Ein anderes Beispiel: Der italienische Versicherungskonzern belohnt seine Kunden dafür, dass sie ihre Daten der Firma preisgeben. Eine App hält fest, wie sich der Versicherte ernährt, wie viel Sport er macht und wie er sich im Alltag verhält. Achtet der Kunde auf seine Gesundheit, werden die Versicherungstarife auf das Verhalten zugeschnitten und der Klient erhält vergünstigte Tarife. Achtet er nicht auf seine Gesundheit, werden die Abgaben an die Krankenversicherung folglich höher. Diese Datensammlung von Generali ist aber noch freiwillig. Versicherte entscheiden selbst, ob sie ihre Daten an den Milliardenkonzern abgeben oder nicht.6

Facebook fragt nicht. Facebook macht einfach und nutzt die Daten seiner Nutzer für ein maßgeschneidertes Marketingkonzept. Algorithmen, die für Normalos nicht fassbar sind, vermessen jeden User aufs Genaueste. „Big Data“ – Was in der Politik noch umstritten ist, hat in unserem täglichen Leben längst Fuß gefasst. Facebook sei Dank.

  1. Videonachweis: https://www.youtube.com/watch?v=ahZGEusG13A, Zugriff 23.2.2015.  
  2. Vgl.: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/facebook-agb-was-sich-jetzt-beim-netzwerk-aendert-a-1015660.html, Zugriff 24.2.2015.  
  3. http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2015-01/facebook-agb-aenderung-datenschutz-fragen; aufgerufen am 21.02.2015 um 12:39 Uhr  
  4. Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Facebook_logos, Zugriff 24.2.2015. © Facebook  
  5. Die ZEIT, Ausgabe vom 12.02.2015, Seite 20  
  6. http://www.sueddeutsche.de/geld/neues-krankenversicherungsmodell-generali-erfindet-den-elektronischen-patienten-1.2229667#sthash.qY5KDt6e.dpuf