Social was?

Facebooks unbekannter Nachrichten-Dienst

von Sandra Redlich

Als Facebook im Herbst 2010 sein neues Messaging-System, die „Social Inbox“, vorstellte, war das Geschrei groß. Ein „E-Mail-Killer“ wäre es, man wolle dem ewigen Rivalen Google Konkurrenz auf dem E-Mail-Markt machen. Anderthalb Jahre später hat Facebook nun nicht nur beweisen können, dass ihr Service kein neuer Mailing-Dienst ist, sondern auch, dass man vom Konkurrenten Google noch weit entfernt ist.

Die Social Inbox sollte das neue Tool für Facebook-Nutzer werden. Es ermöglicht nicht nur das Senden von Nachrichten über die verschiedensten Kanäle, sondern auch das Ordnen nach Empfänger. Alle Unterhaltungen, die man mit einer bestimmten Person virtuell führt, werden unter dem Namen der Person zusammengefasst. Dabei spielt es keine Rolle, ob man per SMS, Facebook-Chat, E-Mail oder einem anderen instant messages-System kommuniziert. Auch bei der Antwort kann man aus den jeweiligen Kanälen auswählen, sodass auf eine SMS auch per Facebook-Nachricht geantwortet werden kann. Das ganze soll über eine, von Facebook zugeteilte, Mail-Adresse laufen, die sich aus dem Anzeigenamen des Nutzers sowie der Endung @facebook.com, zusammensetzt.

http://vimeo.com/16887031

http://vimeo.com/16887031, Zugriff am 03. August 2012

 

So weit, so gut.

Eine Antwort auf die Frage nach dem bereitgestellten Datenvolumen blieb Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Dienstes aber schuldig. Viel lieber betonte er vehement, man versuche mit der Neueinführung nicht, Mailing-Diensten den Kampf anzusagen. „Niemand wird jetzt seinen Yahoo- oder Google-Account kündigen“, so der 28-Jährige. Und damit sollte er Recht behalten.

Im Schatten der Kritik

So simpel sich das neue Nachrichten-System auch anhört, so bleiben doch viele Fragen offen. Nicht nur die Kapazität des Datenspeichers liegt nach wie vor im Dunkeln. E-Mail-Adressen von Freunden und Bekannten, mit denen ein Social Inbox-Nutzer kommuniziert, werden automatisch von Facebook gespeichert, auch, wenn diese keine Mitglieder in dem sozialen Netzwerk sind. Anders funktioniere die Software nicht, hieß es aus Facebook-Kreisen. Man wolle die Adressen jedoch nicht für Werbezwecke nutzen, sondern die Privatsphäre derjenigen wahren, die nicht bei Facebook angemeldet sind.

Das letztendlich größte Manko der Social Inbox liegt allerdings nicht in der Bedienbarkeit oder dem Datenvolumen, sondern in der Auffindbarkeit. Bisher hieß es von offizieller Seite stets, jeder User, der eine @facebook.com-Mail-Adresse haben möchte, bekäme diese auch auf Anfrage. An wen und wo genau man diese Anfrage stellen kann, blieb jedoch ungeklärt. Und so wird auch ein normaler Google-Nutzer bei Eintippen der Keywords „Social Inbox“ nicht fündig. Anscheinend hat Google die Aussage Zuckerbergs, man wolle kein E-Mail-Killer sein, nicht so recht geglaubt. Sucht man nämlich über den Microsoft-Dienst bing.com, so verweist einen bereits das erste Suchergebnis auf die Seite zur Anmeldung bei der Social Inbox.

Social was?

Auch nach fast zweijährigem Bestehen der Nachrichtenoption hat sich bisher kein generelles Bewusstsein über die Social Inbox durchgesetzt und mit 459 Likes besitzt auch die eigens gestaltete Facebook-Page keine ernst zu nehmende Reichweite. Die Social Inbox ist somit definitiv kein E-Mail-Killer. Viel mehr scheint sie ein Kosten-Killer für Zuckerberg zu sein, der sein Geld in die Entwicklung von neuen Zusatzoptionen für Facebook investiert und dabei die Optimierung von den bisher bestehenden Diensten zunehmend vernachlässigt. So ist eine Überarbeitung der Facebook-App für Zugriffe über ein mobiles Endgerät dringend notwendig, da die Ladezeiten zu lang und die Darstellungsoptionen zu begrenzt sind.

Ob Facebook trotzdem an der Social Inbox festhalten wird, bleibt abzuwarten. Den Nutzern wäre es zu wünschen, dass die bereits bestehenden Funktionen überarbeitet werden, um die Optionen, die es gibt, ideal und uneingeschränkt nutzen zu können.

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