Overshare

Wenn Unternehmen ihre Zielgruppe vergessen

von Sandra Redlich

In Zeiten von Facebook, Twitter und zig anderen Social Media Plattformen wird Social Media Marketing immer mehr Bedeutung zugesprochen. Solch ein Auftritt besticht insbesondere durch die Kundennähe, sollte man meinen. Doch immer mehr Unternehmen und Organisationen scheinen zu vergessen, wer ihre Kunden überhaupt sind. Dabei sein ist alles, scheint das Motto zu sein, und so wird in jedem Bereich ein spärliches Profil erstellt und scheinbar überall die gleichen Informationen, Bilder und Videos hochgestellt.

Gezielte Informationsverbreitung

Die individuelle Hochladung von Informationen und visuellen Anreizen kostet zwar Zeit und Arbeitskraft, kann aber, wenn richtig ausgeführt, genau das bewirken, was die Unternehmen mit ihren Social Media Auftritten bewirken wollen: Brand awareness schaffen und nah am Kunden agieren. Doch das funktioniert nur, wenn man der richtigen Zielgruppe begegnet. Spricht Facebook deutschlandweit vor allem die 18-34 Jährigen an, so ist das Pendant von Google besonders für eine männliche Zielgruppe mit höherem Einkommen relevant. Pinterest ist ebenfalls eine Plattform, die in Deutschland mit 84% zum größten Teil von Männern besucht und benutzt wird, jedoch wie Instagram eher eine jüngere, hippe Zielgruppe anspricht.

Diese Informationen zu der Nutzung der Social Media können sich Unternehmen gezielt zunutze machen und sich explizit auf die Plattformen konzentrieren, auf denen die Zielgruppe, die sie mit ihren Produkten erschließen oder erhalten wollen, verkehrt.

So sollte man es nicht machen

Ein Beispiel dafür, wie man Social Media Marketing im Überfluss betreiben kann, ist das NRW-Forum. Im Herzen Düsseldorfs liegend, finden hier über das Jahr verteilt unterschiedlichste Ausstellungen und Veranstaltungen statt.

Scrollt man auf der Homepage des NRW-Forums nach unten, so wird man erschlagen von der Fülle an Social Media Accounts, die die Galerie aufzuweisen hat.

http://www.youtube.com/watch?v=3SuNx0UrnEo&feature=player_embedded |Zugriff am 14.01.2013

Von den Klassikern Facebook und Twitter, über die Videoportale Youtube und Vimeo, bis hin zu lokalen Diensten wie Foursquare wurde hier keine Plattform ausgelassen. Es darf bezweifelt werden, ob das NRW-Forum tatsächlich eine Zielgruppe in jeder dieser Social Media anspricht. Die örtliche sowie die thematische Begrenzung des Forums schränken diese allein schon ein. Darüber hinaus sind viele der Accounts zuletzt vor drei bis vier Monaten auf den neuesten Stand gebracht worden, die Informationen doppeln und dreifachen sich und die Follower, likes etc. reichen meist nicht über Hundert Personen.

Es geht auch besser

Eine positives Anregung dafür, wie man sich die Social Media zunutze machen kann, bietet hingegen Audi Deutschland. Der Automobilhersteller beschränkt sich auf die gängigen Netzwerke Facebook, Twitter und Youtube, hat darüber hinaus jedoch noch einen weiteren Account auf Google +.

Da Google +, wie bereits erwähnt, in Deutschland insbesondere eine männliche, wohlhabendere Zielgruppe anspricht, kann man davon ausgehen, dass die für Audi relevante Zielgruppe sich zu einem großen Teil auf Google + bewegt und somit durch einen professionellen Auftritt Audis in diesem Netzwerk auch erreicht wird.

Des Weiteren bemüht sich Audi, verschiedene Posts in den verschiedenen sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Die Informationen doppeln sich nicht und bieten, individuell auf die Zielgruppen und Nutzer zugeschnitten, unterschiedliche Anreize.

Das Herausarbeiten der verschiedenen Nutzergruppen und die damit verbundene Bereitstellung von unterschiedlichen Informationen und Bild- sowie Videomaterialien ist zwar zeitaufwendig und erfordert viel Recherche, ist aber auf lange Zeit gesehen rentabler, als das Streuen auf viele verschiedene Netzwerke, bei dem man früher oder später Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren und die Accounts nicht mehr richtig pflegen kann. Social Media Marketing sollte zwar ein Muss für jedes zukunftsorientierte Unternehmen, jedoch auch gut überlegt sein. Denn dabei sein, ist manchmal nicht alles.

Schreibe einen Kommentar