Von Diskussionen und Diskurs – die Nutzungsmöglichkeiten von Kommentaren

Die zunehmende Digitalisierung zwingt nicht nur Zeitungen zum Umdenken. Auch der Nutzer steht vor der Aufgabe das Rezipieren und vor allem das Interagieren und Diskutieren neu zu überdenken.

Durch Kommentarspalten auf Homepages oder Social-Media-Kanälen ist die Interaktion mit dem Nutzer erheblich vereinfacht worden. Doch diese Vereinfachung bringt leider nicht nur fruchtbare Diskussionen mit sich. Die Anonymität des Internets verleitet so manchen Leser heutzutage seine Meinung unmittelbar und unverblümt zu einem bestimmten Thema kundzutun.

Oft ist diese nicht immer gerade fundiert, in manchen Fällen sogar beleidigend oder diskriminierend. Die Unmittelbarkeit des Internets und auch die schiere Masse an Nutzern und Beiträgen bringen gerne kritische und direkte Äußerungen hervor. Denn wo es früher noch Redaktionen für Leserbriefe gab, die von Hunderten eingesandter Briefe eine Handvoll wohlwollender Meinungen abdruckten (oder gleich selbst schrieben), ist es heute zunehmend schwerer geworden den Input der Nutzer auf Kommentarseiten zu selektieren.

Pro forma unterliegt der Kommentar übrigens, obgleich welchem Kanal entsprungen, den gleichen Regeln wie der Leserbrief, so der Deutsche Presserat. Dies bedeutet keine Diskriminierung seitens der Nutzer sowie die Gültigkeit der Unschuldsvermutung.

Auch wenn der Ton bei Kommentaren zum Teil ein sehr rauer ist, müssen wir diese Art von Interaktion und Diskussion als essentiell für die Zukunft des Journalismus erachten. Nutzer messen dem Austausch über Nachrichten einen enormen Wert zu.

Im Idealfall entsteht eine fruchtbare Diskussion zwischen Nutzern (und Verfasser), bei der es Pro und Kontra gibt und bei der Meinungen und Hintergrundinformationen aufeinander treffen und Fehler aufgedeckt werden. Durch solche Diskussionen hat der Nutzer die Möglichkeit sich ein noch ausgereifteres Meinungsbild zu machen und bis daher unentdeckte Zusammenhänge zu erkennen.

Außerdem kann man als Journalist die Kommentarfunktion als eine Art Selbstkontrolle zu nutzen. Denn durch die Schwarmintelligenz von Hunderten von Nutzern können etwa falsche Fakten oder unbeleuchtete Aspekte aufgedeckt werden und tragen somit sogar zu einem besseren Journalismus bei. Der Journalist als Einzelner kann das Wissen gar nicht aufbringen, welches eine Masse der Online-Community, durch Diskussion erreicht.

Der Diskurs mit dem Leser zeigt dem Journalisten auch den Zeitgeist auf. Was ist die öffentliche Meinung zu einem Thema? Welche Themen sind für die Öffentlichkeit relevant? Der kleine Mann auf der Straße ist dem Mann am Bildschirm gewichen.

Daher sollte die Interaktion mit Nutzern weiterhin genutzt und ausgebaut werden. Es gibt bereits von Blättern wie Krautreporter und ProPublica erste Ansätze, welche die Online-Community in die Recherche mit einbinden und somit diese Tendenz bestätigen. Jedoch liegt es auch an uns Nutzern dieser neuen, wichtigen Rolle im Journalismus gerecht zu werden und diese mit Respekt zu behandeln um einen Dialog auf Augenhöhe zu ermöglichen.

 


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