„Ja, ich will“ – Moment mal, was?

Die Worte „Ja, ich will“ hört man in der Regel eher von Personen, die sich verloben und somit auf die ewige Liebe und das perfekte Ende einer romantischen Liebesbeziehung hoffen. Der Berliner Radiosender JAM FM hat anscheinend beschlossen, dass man ihre Zuhörer dazu bewegen sollte, die magischen drei Worte viel öfter zu benutzen. Allerdings nicht, um sich für immer an seinen Partner oder seine Partnerin zu binden, sondern an eine brandneue Playstation… 

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von Vanessa Krug

1Sicher kann der ein oder andere auch eine ewige und romantische Liebesbeziehung mit einer Playstation eingehen, doch ist es nicht skurril wie weit Menschen gehen für ein etwas zu teuer geratenes Spielzeug?

Die Marketingstrategie dahinter ist scheinbar ganz einfach!
Erstens: Man(n) will anscheinend (immer) eine Playstation. Sie ist neu, gilt mittlerweile schon als Statussymbol und ist neben MacBook, Iphone und Porsche nicht mehr weg zu denken.
Zweitens: Ein bisschen Blut und die Seele einer Person sind anscheinend ein geringerer Preis, als 450€ oder mehr im Laden auszugeben.
Und alles was man tun muss ist es auf Facebook ein „Ja ich will“ unter das zur Aktion passend gepostete Foto zu schreiben.

Nicht nur, dass man die einst mit Romantik und Liebe definierten Worte „Ja ich will“ irgendwie Zweck entfremdet, nein es muss auch noch Blut und die Seele eines Menschen her. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, dass sind die Zutaten für einen neuen Hollywoodfilm.

Bildschirmfoto 2015-03-01 um 10.25.422Genau diese Frage stelle ich mir auch: Wie übel ist das denn?
Ist denn heutzutage gar nichts mehr von Wert? Und wie weit geht es als nächstes?
Ein Organ für einen neuen Fernseher? Ein Branding für neue Reifen?

Fragt man sich bei dem ganzen nicht, wie weit Marketing gehen darf?
 Natürlich kann man nicht abstreiten, dass Aktionen und Gewinnspiele wie diese für eine Menge Publicity, Einschaltquoten und vermutlich sogar mehr Likes als Dislikes auf sozialen Netzwerken sorgen, doch ist das noch vertretbar? Sollte man wirklich alle Register ziehen für den Erfolg einer Kampagne?

Ich bin der Meinung alles hat seine Grenzen, leider setzt diese ein jeder wo anders. Abgesehen davon ist unserer Generation materieller Reichtum anscheinend wichtiger als alles andere, denn egal wie absurd solche Gewinnspiele zum Teil sind, es gibt immer Mitspieler. Im Falle des Radiosenders JAM FM wundert es keinen, dass solche Gewinnspiele angeboten werden, denn es passt zum selbstgebauten Rüpel-Gangster-Image, gepaart mit der sehr lockeren Art und Sprechweise der Moderatoren. Im Endeffekt funktioniert es für sie ja auch.

Ich denke Marketingkampagnen sollten nicht grenzenlos sein. Auch die Frage nach der Seriosität sollte bei der Überlegung, ob man solche Aktionen ins Leben ruft für jedes Unternehmen im Fokus stehen. Es geht nicht darum, dass man mit Werbung und Kampagnen keine Risiken eingehen und keine Grenzen überschreiten sollte. Dennoch ist die Frage wichtig, wie dann die nächste Grenzüberschreitung aussehen soll. Wie gesagt: Ein Organ für einen neuen Fernseher? Ein Branding für neue Reifen?
Es geht dabei um den scheinbar ständigen Zwang des Überbietens à la höher, schneller, weiter und das sollte nicht das Maß aller Dinge sein.

  1. Bildnachweis: https://www.facebook.com/radiojamfm/photos/a.426946579830.203218.118474214830/10153008208064831/?type=1, Zugriff 1.3.2015. © Jam FM.  
  2. Bildnachweis: https://www.jam.fm/verkaufe-deine-seele/2, Zugriff 1.3.2015. © Jam FM.