Auf einen Blick mit einem Klick

von Mareike Melde

Was habe ich am 3. April 2011 gemacht und wo war ich drei Tage später unterwegs? Hat mir im Juni letzten Jahres ein Open-Air gut gefallen, wenn ja welches? Seit wann spiele ich Farmville? Die Facebook-Funktion Timeline, die in Deutschland offiziell Chronik genannt wird, gibt Antworten auf all diese und so ähnliche Fragen.

Die Facebook-Timeline hält alles für die Privatperson fest, dazu braucht es nur einen Klick. Es ist die einfache und schnelle Bedienung, die die Facebook-Nutzer seit Mitte Dezember freiwillig aktivieren können, jedoch danach auch nicht mehr rückgängig zu machen ist. Wie erwartet hat Facebook nun angekündigt, dass die Chronik in den kommenden Wochen bei jedem Nutzer automatisch angeschaltet wird. Dann haben alle Nutzer sieben Tage Zeit, das eigene Profil durchzusehen und nach Belieben zu bearbeiten, bevor es online sichtbar ist.

Demnach kann jeder individuell festlegen, was wer sehen kann oder eben nicht, der interaktive Lebenslauf nimmt so seine Formen an. Eine riesige Grafik am oberen Bildschirmrand ist das Herz der neuen Anwendung. Was der Nutzer als Titelbild hochlädt, bleibt jedem selbst überlassen und kann variiert werden. Ob die neue Tätowierung an der linken Schulter oder ein Bild der Lieblingsballsportart oder die Ehefrau dort erscheint – es ist alles erlaubt, außer Werbung. Links unter dem Titelbild erscheint das Profilbild, welches überlagert am Titelbild klebt. Steckbriefartig kann darunter Persönliches angegeben werden, wie Beruf, Wohnort, Geburtsort oder die religiöse Einstellung – sofern man diese Daten im Profil angegeben hat. Daneben folgen Spalten, die Fotos, Kommentare oder besuchte Orte angeben können. Hier kann bis zum Eintritt in das soziale Netzwerk zurückgescrollt werden oder sogar bis zur Geburt, wenn das Geburtsdatum vom Nutzer angegeben wurde. In der virtuellen Welt ist also nichts mehr unmöglich. Wer will, kann alles öffentlich machen. Wichtige Lebensstationen werden per Klick angegeben, nach Belieben sogar mit dazugehörigen Fotos geschmückt. Am rechten Bildschirmrand hat man die Möglichkeit seine Zeitreise zu steuern. Nun kommen Freunde, Bekannte, Verwandte und/oder Geschäftspartner ins Spiel und können ein Teil der Chronik mit eigenen Posts, Bildern, Videos oder Anregungen aller Art auf der eigenen Seite werden.

Individuell und praktisch erscheint es auf den ersten Blick, erschreckend auf den anderen, inwieweit Facebook heutzutage in den Alltag eindringen kann. Soll denn jeder in Sekundenbruchteilen wissen, wo und wann ich in meinem letzten Urlaub total betrunken auf die Straße gekotzt habe? Wer die Frage verneint, sollte sich in den sieben Testtagen genügend Zeit nehmen und Geduld aufbringen die neue Chronik so richtig auf Herz und Nieren zu prüfen.

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