LOL, BFF, Grummel – Wie die sozialen Netzwerke unsere Sprache verändern und welcher „Stilmittel“ wir uns bedienen

Kaum jemand würde bestreiten, dass soziale Netzwerke wie Facebook, WhatsApp oder auch der Kurzmitteilungsdienst Twitter dazu beigetragen haben, dass unsere Sprache im Netz eine Andere geworden ist. Spontan, flüchtig oder schnell sind Adjektive, die unsere Kommunikation in sozialen Netzwerken beschreiben. 

von Paulina-Marie Herrich

Ich selbst lege viel Wert auf einen angemessenen Sprachgebrauch. In der Face-to-Face Kommunikation stellt das auch kein Problem da. Ich kürze keine Wörter ab, spreche das Wort nicht immer aus, sage zu meiner besten Freundin im Gespräch nicht lol, wenn ich eigentlich lachen möchte oder bezeichne sie als BFF. Doch in der Praxis, im Netz erwische ich mich selbst häufig dabei wie ich in ein Muster verfalle. Ein haha hier, ein Smiley dort. Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach in Kooperation mit der Gesellschaft für Deutsche Sprache (DGfS) und des deutschen Sprachrats aus dem Jahr 2008 bin ich mit einer Grundeinstellung nicht alleine. Rund 65% der Befragten stimmten der folgenden Aussage zu: „Die meisten Menschen bei uns in Deutschland legen nur noch wenig Wert auf eine gute Ausdrucksweise. Die deutsche Sprache droht immer mehr zu verkommen.“1

Sprachverfall oder Medienverwahrlosung sind Schlagworte, die im Zuge der sozialen Netzwerke immer häufiger fallen, was aber keineswegs verwunderlich ist. Die mündlichen Gespräche weichen oft den Schriftlichen. Wir finden mehr Schreibanlässe als jemals zu vor. Wir posten auf Facebook, wir kommunizieren über WhatsApp. Nur wenig Menschen setzen sich noch an ihren Schreibtisch und gönnen sich Ruhe um Nachrichten zu verfassen. Wir schreiben unter Zeitdruck –beschleunigt- was deutliche Spuren hinterlässt. Auf Groß-und Kleinschreibung, das Einfließen von Umgangssprache, formale Aspekte oder die Zeichensetzung achten wir kaum noch. Warum auch? In sozialen Netzwerken sind die inhaltliche Relevanz, die Aktualität entscheidender als Sprache oder Grammatik.

Doch welchen Formen oder auch „Stilmitteln“ bedienen wir uns, wenn wir in sozialen Netzwerken so schreiben, wie wir schreiben? Vermutlich kennt kaum einer unter uns die Begriffe „Akronyme“, „Inflektive“, „Homophone“, „Reduktionen“ oder „Tilgungen“. Doch wir benutzen sie Tag für Tag.

Das Wort Akronym stammt ursprünglich aus dem alten Griechenland und bezeichnet den Sonderfall einer Abkürzung. In unserer heutigen Zeit werden Akronyme als Abkürzungen verstanden, bei denen ein Satz oder auch ein Begriff auf das Wichtigste reduziert wird. Meist setzen sich diese Abkürzungen aus den Anfangsbuchstaben einzelner Wörter zusammen. Beispiele hierfür sind Ausdrücke wie OMG (Oh my god), HDL (Hab dich lieb), lol (laughing out loud), BFF (Best friends forever) oder auch LG (Liebe Grüße).

Inflektive sind eine besondere Form der (Online-)Kommunikation, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Hierbei werden die Infinitivendungen –n oder –en einfach komplett weggelassen. Oft bezeichnen sie Geräusche und Laute (*gähn*, *grummel*, seufz*) oder auch mimische und gestische Handlungen (*knuddel*, *kopfkratz*, *grins*, *liebguck*). Ihren Ursprung haben sie in der Übersetzung englischer Comics in die deutsche Sprache. Den Anfang machte die Mickey Mouse in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, sie bzw. ihre Übersetzerin Erike Fuchs prägte erstmals Inflektive wie ächz, saus oder seufz. Während die Inflektive zu Zeiten der Comics mit Hilfe von Sprechblasen deutlich gemacht wurden, so markiert man sie heute mit einschließenden Sternchen oder spitzen Klammern. Mittlerweile lassen die Internetnutzer ihrer Kreativität freien Lauf und schöpfen das Potential dieser Form restlos aus. Gebilde wie *dichganzfestkitzel* sind heutzutage gang und gäbe.

Homophone verstehen sich, ähnlich wie Akronyme, als Abkürzungen, sind aber keinesfalls vergleichbar. Ihre Stärke besteht darin, dass bestimmte Wörter beim Vorlesen so klingen als wären sie tatsächlich ausgeschrieben. Vor allem im Englischen funktioniert dieses Prinzip ausgesprochen gut. Beispiele hierfür sind: cu (see you), cu l8r (see you later), n8 (night) oder how r u (how are you).

Reduktionen, Tilgungen und Assimilationen sind typische Merkmale der Umgangssprache. Wäre es früher kaum vorstellbar gewesen in dieser Form zu schreiben, so lassen wir die Umgangssprache immer öfter in das geschriebene Wort mit einfließen. Sprich, wir schreiben so wie wir sprechen. Bei den Reduktionen werden die Worte zusammengezogen (sehn – sehen), bei der Tilgung werden ganze Laute einfach weggelassen (nich – nicht) und bei der Assimilation werden die Laute aneinander angeglichen (wars – war es). Typische Sätze hierfür sind: „Kommste etwa auch?“, „Sin noch inna Schule.“, oder „Noch n schönen Tag!“.

Emoticons erlangten im Laufe der letzten Jahre eine immer größer werdende Popularität. Laut Definition ist es ein Kunstwort, welches sich aus den Wörtern Emotion (engl. für Gefühl) und Icon (engl. für Symbol) zusammensetzt. Grundsätzlich sind Emoticons ASCII-Zeichen, welche die Gefühls- oder Stimmungslage der User deutlich machen sollen. Sie ersetzen Gestik und Mimik der direkten Kommunikation in der Text-basierten Kommunikation. Zusätzlich helfen sie uns die Einstellung des Gegenübers, die Bedeutung oder auch die Ironie der Aussage zu verstehen. Zu ihnen gehören sowohl Smileys, als auch alle anderen grafischen Symbole, die mit einer Tastatur konstruiert werden können.

Seit dem Jahr 2000 existieren Emojis (japanisch für Bildschriftzeichen), die nicht mit den Emoticons zu verwechseln sind. Sie sind Ideogramme, die nicht ausschließlich Emotionen vermitteln sollen, sondern sogar für allgemeine Begriffe eingesetzt werden.

Trotz allem sind Sprachwissenschaftler optimistisch und zuversichtlich: Zwar ist die Entwicklung der Sprache in sozialen Netzwerken kaum aufzuhalten, aber dennoch können wir meist „zwischen Netzsprache und normaler Sprache unterscheiden.“23

  1. Quelle: www.gfds.de/pressemitteilungen/130608-einstellungen-der-deutschen-zur-sprache/einstellungen-der-deutschen-zu-den-dialekte/  
  2. Quelle: www.nwz-inside.de/News/Deine-Welt/Digitale-Welt/Kommunikationsprobleme-LOL,43452.de  
  3. Videonachweis: http://www.youtube.com/watch?v=5xLpq4N3218#t=112, Zugriff 20-06-14, 12.01 Uhr.  

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