YouTube als Hauptberuf

„I’m rich!“ scherzt Felix Kjellberg auf seiner Twitter-Seite und postet einen Screenshot seines PayPal-Accounts, auf den zwei Cent überwiesen wurden. Der 24-Jährige hat gut lachen – tatsächlich verdient er alias „PewDiePie“ auf YouTube durch Werbeeinnahmen 4 Millionen Dollar pro Jahr.1

Screenshot: Felix Kjellberg auf Twitter

©Felix Kjellberg auf Twitter

von Klara Niederbacher

Der gebürtige Schwede veröffentlicht jeden Tag Videos auf seinem YouTube-Kanal, in denen er Spiele testet. Sein Erfolgsrezept: Unterhalten, so gut es geht.2 Rund 28.591.797 Abonnenten (Stand: 16. Juli 2014)3 konnte Kjellberg mit seiner ungezwungenen, schrägen und charmanten Art gewinnen. Jedes seiner Videos wurde zwischen zwei und fünf Millionen Mal angeklickt. Während er Games testet, kommentiert Kjellberg jede Bewegung. Er schreit, flucht, lacht und lässt sich sogar zu einem spontanen Rap hinreisen, wie sein jüngstes Video „Do you even squat Bro?“ ab einer Minute und 55 Sekunden zeigt.4 Damit begeistert er vor allem jugendliche Youtube-Nutzer.5

Kjellberg setzt dabei auf einen Trend, der vor etwa einem Jahr aus Amerika auch nach Deutschland kam. YouTube-Nutzer „zocken“ Computer-Spiele und nehmen dabei eigene Kommentare auf.6 Diese „Let’s-Play“-Videos sind vor allem bei männlichen Spielern beliebt. Laut einer Bitkom-Studie vom September 2013 schauen sich 13 Prozent der männlichen Spieler ab 14 Jahren derartige Clips an. Bei den weiblichen Spielern ab 14 Jahren sind es neun Prozent. Tobias Arns, ein Gaming Experte von Bitkom, erklärt: „Viele schauen sich die Videos an, um sich einen Eindruck von dem gezeigten Spiel zu machen oder Schwierigkeitsstufen zu sehen, die sie selbst noch nicht erreichen. Für die Hersteller ist es häufig eine willkommene Werbung.“ Auch die Hersteller von Spielkonsolen nutzen den „Let’s Play“-Trend. Sie erstellen neue Geräte, mit denen Spielszenen aufgenommen werden können.7

PewDiePie wurde vor fünf Jahren gegründet. Seitdem wuchs der Einfluss Kjellbergs auf die Gaming-Industrie. Bereits 2012 unterzeichnete er einen Vertrag mit „Maker Studios, Inc.“, einer der größten Produktionsfirmen für YouTube-Videos8, die wiederum im März 2014 von der Walt Disney Company gekauft wurde.9 Sogar Spiele, die Kjellberg stark kritisiert, erreichen durch seinen YouTube-Kanal eine große Bekanntheit. So geschehen mit „Flappy Bird“. Kjellberg veröffentlichte im Januar 2014 ein Video unter dem Titel „Flappy Bird – Don’t Play This Game“. Mit Kommentaren wie „You ruin my f*** live, Flappy!“ und „Flap your ass off little b*** “  verhalf PewDiePie dem Spiel, ein weltweiter Hit zu werden.10

Kjellberg hat wohl nicht damit gerechnet, dass er eines Tages mit Let’s-Play-Videos seinen Unterhalt verdienen würde. Eine richtige Erklärung für das Phänomen PewDiePie scheint er auch nicht zu haben. In einem Interview mit dem Wall Street Journal sagt Kjellberg: „Ich war der Typ, der all das verrückte Zeug gemacht hat, das sonst keiner gemacht hat … gleichzeitig ist das Gaming auf Youtube richtig groß geworden. Ich nehme an, ich bin auf diese Weise interessant … glaube ich zumindest!“11

Der Schwede hat seinen Traumjob gefunden. Er kann machen was er möchte und dabei auch noch Geld verdienen. Ob Zufall oder nicht – seine Nase für den richtigen YouTube-Trend hat ihm dabei geholfen.

  1. Vgl.: http://online.wsj.com/articles/youtube-star-plays-videogames-earns-4-million-a-year-1402939896; Zugriff: 16.07.2014.  
  2. Vgl.: http://online.wsj.com/articles/youtube-star-plays-videogames-earns-4-million-a-year-1402939896; Zugriff: 16.07.2014.  
  3. Vgl.: http://www.youtube.com/user/PewDiePie/about; Zugriff: 16.07.2014.  
  4. Videonachweis: http://www.youtube.com/watch?v=os2Jt_6Yc-c&list=UU-lHJZR3Gqxm24_Vd_AJ5Yw; Zugriff: 16.07.2014.  
  5. Vgl.: http://online.wsj.com/articles/youtube-star-plays-videogames-earns-4-million-a-year-1402939896; Zugriff: 16.07.2014.  
  6. Vgl.: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/let-s-play-guck-mal-wer-da-spielt-die-neue-youtube-masche-12126102.html; Zugriff: 16.07.2014.  
  7. Vgl.: http://www.bitkom.org/de/markt_statistik/77045_77459.aspx; Zugriff: 16.07.2014.  
  8. Vgl.: http://www.makerstudios.com/about; Zugriff: 16.07.2014.  
  9. Vgl.: http://www.dailymail.co.uk/news/article-2663123/Meet-man-making-4m-YEAR-posting-vulgar-hilarious-clips-playing-video-games-YouTube; Zugriff: 16.07.2014.  
  10. Vgl.: http://online.wsj.com/articles/youtube-star-plays-videogames-earns-4-million-a-year-1402939896; Zugriff: 16.07.2014. Videonachweis: http://www.youtube.com/watch?v=lQz6xhlOt18; Zugriff: 16.07.2014.  
  11. Vgl.: http://online.wsj.com/articles/youtube-star-plays-videogames-earns-4-million-a-year-1402939896; Zugriff: 16.07.2014.  

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