Dr. App – Ersetzen Gesundheits-Apps bald den Arzt?

Laut dem Statistik-Portal „Statista“ gab es im Juli 2013 bei Google Play ca. 1 Millionen und im Apple App Store ca. 900.000 Apps1, Tendenz steigend. Neben Spiele-, Informations- oder Nachrichten-Apps gewinnt eine App-Kategorie immer mehr an Bedeutung: Gesundheits-Apps. Wie viele Gesundheits-Apps gibt es mittlerweile schon auf dem Markt? Was versprechen sich die Nutzer davon? Wie zuverlässig sind die sogenannten „Gesundheits-Apps“ eigentlich und welche Risiken bringen sie mit sich? Was passiert mit den ganzen Daten? Und können diese Apps wirklich den Gang zum Arzt ersparen?

von Janine Hefner

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Gesundheitsapps erfreuen sich wachsender Beliebtheit und steigenden Downloadzahlen bei App-Nutzern. Können diese wirklich den Gang zum Arzt ersparen? (Bildquelle: © Julien Christ / pixelio.de)

Stiftung Warentest zufolge gab es im März 2013 rund 97.000 Apps, die sich auf das Thema Gesundheit bezogen haben. Jeden Monat kommen rund 1.000 neue Gesundheits-Apps hinzu, wonach die Zahl heute weit über 100.000 liegt. Von A wie Abnehmen im Schlaf“ bis Z wie „Zigarettenrauch Simulator“, um sich das Rauchen abzugewöhnen, für nahezu jede gesundheitsfördernde Maßnahme gibt es heute eine App. Derzeit nutzen rund 42 % der Männer und 30 % der Frauen Gesundheits-Apps und verhalten sich nach eigenen Angaben gesundheitsbewusster, so die Autoren von Stiftung Warentest.2
So können zum Beispiel Apps, die die Kalorien zählen, die man am Tag aufgenommen hat, Schrittzähler-Apps oder Trainings-Apps hilfreich sein und dem Nutzer dabei helfen, eine gewisse „Selbstkontrolle“ über sich und seinen Körper zu haben. Denn der Trend der Self-Optimization nimmt stetig zu.

„Patiententagebücher, die bei der Dokumentation der Erkrankung und des Therapieverlaufs helfen oder an die Einnahme von Medikamenten erinnern, können ebenfalls sinnvoll sein“, so Dr. Urs-Vito Albrecht vom Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik an der Medizinischen Hochschule Hannover.3 So kann zum Beispiel die „Diabetes Connect-App“ den Arzt bei seiner täglichen Arbeit unterstützen, denn diese App speichert individuell die Blutzuckerwerte des App-Nutzers. Der Patient kann so ganz schnell und einfach seine Daten an den Arzt weiterleiten.

Der Mediziner äußert jedoch auch Bedenken: „Ich würde nicht grundsätzlich von Apps abraten. Warnen will ich aber davor, sich auf medizinische Ergebnisse wie Diagnosen oder Therapieempfehlungen zu verlassen, wenn sie selbstständig von Apps erzeugt werden. Es gibt einfach zu viele Fehlerquellen.“4 So könnten Laien unter anderem Symptome falsch einschätzen oder sogar übersehen. Aber auch die App kann falsche Diagnosen stellen. Ein gutes Beispiel dafür sind sogenannte „Früherkennungs-Apps vom schwarzen Hautkrebs“. Hierbei soll der Nutzer einfach ein Foto oder ein Video von seinem Leberfleck machen. Algorithmen berechnen dann die Wahrscheinlichkeit, ob dieser Leberfleck gut- oder bösartig ist. „Eine Studie hat bewiesen, dass selbst die App mit dem vermeintlich besten Erkennungserfolg nach dieser Methode knapp ein Drittel der Testfälle falsch negativ klassifizierte“, erklärt Dr. Albrecht.5 Das bedeutet, dass bei gut einem Drittel der Fälle Hautkrebs diagnostiziert wurde, obwohl nach ärztlicher Untersuchung kein Hautkrebs festgestellt werden konnte.

Ein weiteres Problem ist der Datenschutz. Der Gesundheits-App-Nutzer weiß nicht, was mit seinen Daten passiert und wer Zugriff auf diese hat. „Einige Betreiber sind vor allem an den Daten der Nutzer interessiert. Sie können diese an Werbekunden weiterreichen oder durch Pharmafirmen zweitverwerten lassen“, erklärt der Medizin-Informatiker und App-Entwickler Dr. Michael Hägele.6 Deswegen sollte es sich jeder App-Nutzer zweimal überlegen, ob er seine persönlichen Daten wirklich Preis geben will.

Klaus Schäfer, Vizepräsident der Ärztekammer Hamburg, ist sich sicher: „Gesundheits-Apps sind vor allem als Anregung zu verstehen, sich ernsthaft mit seiner Gesundheit auseinanderzusetzen.“7 Doch den Gang zum Arzt kann eine Gesundheits-App nicht ersparen.

  1. Vgl.: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/208599/umfrage/anzahl-der-apps-in-den-top-app-stores/  
  2. Vgl.: http://www.test.de/Gesundheits-Apps-Ich-weiss-wie-viel-du-wiegst-4622985-0/  
  3. Vgl.: http://www.welt.de/gesundheit/article115302383/Wehe-dem-der-sich-auf-Diagnose-Apps-verlaesst.html  
  4. Vgl.: http://www.welt.de/gesundheit/article115302383/Wehe-dem-der-sich-auf-Diagnose-Apps-verlaesst.html  
  5. Vgl.: http://www.welt.de/gesundheit/article115302383/Wehe-dem-der-sich-auf-Diagnose-Apps-verlaesst.html  
  6. Vgl.:  http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article1950446/App-statt-Arzt-mobile-Geraete-im-Test.html  
  7. Vgl.: http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article1950446/App-statt-Arzt-mobile-Geraete-im-Test.html  

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