The Rich Kids of Instagram – Ein Blick durch ein dekadentes Schlüsselloch

von Kristin Werner

Sie sind jung, reich und haben alles, wovon Normalsterbliche nur träumen können. Aber was ist alles Geld der Welt wert, wenn niemand einen darum beneiden kann? Deswegen dokumentiert die amerikanische Elite sehr akribisch alle ihre teuren Erlebnisse in sozialen Netzwerken. Da Bilder aber nun mal mehr sagen als tausend Worte, haben die „Rich Kids“ Instagram zu ihrem Sprachrohr gemacht. Die Bilder der Teenager sind inzwischen so populär, dass weltweit über den ausschweifenden Lebensstil der Elite berichtet wird. Besonders beliebt ist der Tumblr-Blog „The Rich Kids of Instagram“

TMZ thematisiert die „Rich Kids of Instagram“; Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=AmcWnHbXLcY, Zugriff: 21.07.2013.

Leben in Bildern

Ein Phänomen, das wir in sozialen Netzwerken immer wieder beobachten können, ist die Neigung, sein eigenes Leben den Followern oder virtuellen Freunden, aufregender und exklusiver zu präsentieren, als es eigentlich der Realität entspricht. Besonders Facebook wird in diesem Zusammenhang oft genannt, da es nun einmal die meistgenutzte Plattform ist. Inzwischen hat Facebook allerdings einen großen Konkurrenten bekommen, was dieses Phänomen betrifft – Instagram. Natürlich sind Instagram und Facebook keine wirklichen Konkurrenten, denn immerhin hat Facebook das Unternehmen im Jahr 2012 für eine Milliarde Dollar gekauft. Instagram wächst seitdem stetig und ist mit 130 Millionen 1 Nutzern die meistgenutzte Foto-App. Die App bietet den Nutzern, ähnlich wie Facebook, die Möglichkeit, das eigene Leben in Bildern hochzuladen und so ganz individuell eine kleine Führung durch den persönlichen Alltag, den Job, Freizeitaktivitäten oder den Kleiderschrank zu geben. Einer der Trends, der inzwischen einiges an Aufmerksamkeit erreicht hat, sind die „Rich Kids of Instagram.“ In Deutschland ist dieser Trend noch relativ unbekannt, in Amerika hingegen gehören die Bilder der superreichen Teenager zu den beliebtesten und meistdiskutierten Themen, die auch in Talkshows und Nachrichtensendungen kommentiert werden.

Glanz und Gloria im Vintage Format

Die „Rich Kids“ sind die Sprösslinge reicher US-Bürger, die ihr Luxusleben auf Instagram zelebrieren und detailgetreu veranschaulichen, warum ihr Leben soviel besser ist, als das der anderen. Die Fotos zeigen große Yachten, Privatjets mit imposantem Sushi Buffet, goldene Uhren und protzige Sportwagen. Diese Kids scheinen einfach alles zu haben, was man sich nur wünschen kann. Das Einzige was ihnen immer zu fehlen schien, waren eifrige Bewunderer und Neider. Instagram scheint die Bedürfnisse der verzogenen Teenager verstanden zu haben und schaffte eine Plattform, auf der die Superreichen sich so richtig austoben können. Während in den USA die meisten Teenager einem Ferienjob nachgehen, um sich eine neue schicke Tasche leisten zu können oder den Collagefond etwas aufzuplustern, postet der User „causeimlj“ ein Bild von sich und seinem Helikopter, darunter die Bildunterschrift: “Waiting for our chopper…The only way to beat the Hamptons traffic these days.“ Die frechen Untertitel und Beschreibungen der Bilder, lassen wirklich keinen Zweifel daran bestehen, wie toll ein eigener Helikopter, eine vergoldete Waffe oder ein Van Gogh-Gemälde im Sportwagen sind. Je dekadenter, desto besser.

The Rich Kids

Die „Rich Kids“ zeigen gerne was sie haben. © richkidsofinstagram

Tumblr meets Instagram

Die Teenager blieben natürlich nicht lange unentdeckt und ziemlich schnell wurden die Fotos für diverse neue Webseiten und Blogs benutzt. Der berühmteste ist der Tumblr-Blog Rich Kids of Instagram (RKOI), der die Fotos sammelt und anschließend online stellt. Die Gründer des Blogs sind anonym. Ob sie den Blog ins Leben gerufen haben, um den Lebensstil der „Rich Kids“ zu hypen oder um ihn zu veralbern wird nicht ganz klar, denn der Blog kommentiert die Fotos nicht. Lediglich der Slogen: „They have more money than you and this is what they do,“ lässt Raum für Interpretation. Die Bilder werden mit goldenen Fotorahmen verziert und anschließend mit entsprechenden Links zu den Instagram-Profilen der „Rich Kids“ hochgeladen. Die Veröffentlichungen werden von den „Rich Kids“ unterschiedlich aufgefasst. Während einige sich für ihr Bild auf dem Blog zu schämen scheinen und sich öffentlich darüber beklagen, das sie im Internet beschimpft werden, versuchen andere immer wieder mit ihren Bildern auf der Seite zu landen. Die nötige Aufmerksamkeit bringt der Blog den „Rich Kids“ auf jeden Fall, denn allein auf Twitter hat der Blog inzwischen 16.000 2Follower, auf Facebook sind es knapp 12.000 3 Fans.

Haters gonna hate?

Wer um soviel Neid und Aufmerksamkeit buhlt, dem schlägt auch schnell mal Wut entgegen. Denn nicht alle können sich mit den „Rich Kids“ über deren Reichtum freuen. „Diese Kids sind einfach nur armselig und bedauernswert, aber vermutlich ist ihnen das selbst gar nicht bewusst. Um ein Bewusstsein für Werte und Maßstäbe zu entwickeln, bedarf es Bildung und Vorbildern, und beides fehlt vollkommen.“ Beschwert sich ein User im Netz. Ein anderer User ist sich sicher: „Da kann man es wieder sehen: Geld verdirbt den Charakter.“ Auch Nachrichtenmagazine und Zeitungen berichten über die „Rich Kids“, allerdings kommen die Teeanger dabei immer ziemlich schlecht weg. Entweder wird der Lifestyle bissig kommentiert oder es werden Vergleiche mit der Unterschicht Amerikas gezogen, bei denen die verwöhnten Teenager zwangsläufig immer etwas schlecht dastehen. Amerika ist zwar fasziniert vom Reichtum, aber nicht von den Besitzern dieser Reichtümer. Deswegen müssen sich auch die „Rich Kids“ auf diversen Blogs und sozialen Netzwerken mit heftigen Anfeindungen auseinandersetzen. Die Beschimpfungen gehen oft über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus. Die meisten der „Rich Kids“ scheint es aber herzlich wenig zu stören, denn nach wie vor werden täglich Fotos auf Instagram gepostet. Die aussagekräftigsten landen dann auf Tumblr, von wo aus sie dann in alle anderen sozialen Netzwerke weitergetragen werden. Ein Ende des Trends ist noch lange nicht in Sicht.

Goldenes Sprungbrett?

Wenn wir ganz ehrlich sind, dann stehen wir darauf. Reality-Sendungen wie „Keeping up with the Kardashians“ oder Serien wie „Gossip Girl“ wären nicht so erfolgreich, wenn es dafür kein Publikum gäbe. Der Lifestyle fasziniert uns. Kein Wunder also, dass die „Rich Kids“ den Tumblr-Blog als Karrieresprungbrett sehen. Einigen von ihnen wurden schon Angebote gemacht, ihr Leben als Reality-Sendung ins Fernsehen zu bringen, um dann auch dem letzten Normalsterblichen zu zeigen, wie man richtig Geld ausgibt. Die Idee macht durchaus Sinn, denn ähnliche Formate lieferten in der Vergangenheit schon gute Quoten. Auch in Deutschland können wir ein wachsendes Interesse an der jungen Oberschicht feststellen, denn über Instagram zelebrieren inzwischen auch immer mehr deutsche „Rich Kids“ ihren Lebensstil. Solche Plattformen machen diese Teens zu Stars und ermöglichen es uns, jeden Schritt mitzuverfolgen. Das macht vor allem die Personenschützer und Sicherheitsleute der Eltern nervös.

Sicherheitsrisiko

Das es nicht immer unbedingt empfehlenswert ist, wenn Kinder reicher Unternehmer und Erben ständig ihren Standort und private Fotos posten, liegt auf der Hand. Denn immerhin bezahlen die Familien der Teenager jedes Jahr Unsummen, um ihre Kinder vor Entführungen zu schützen. Da kommt es dann schnell mal vor, dass Mama oder Papa einen Riegel vor Instagram schieben. Besonders viel Aufmerksamkeit erzeugte der Fall von Michael Dell, der jedes Jahr rund 2,7 Millionen Dollar 4 in den Schutz seiner Familie investiert. Seine Tochter Alexa Dell postete munter die Aufenthaltsorte und Abreisetermine ihrer Familie. Normalerweise wären das keine brisanten Nachrichten, denn tausende Menschen posten täglich ähnliche Informationen über Instagram und andere Plattformen. Für Erben eines Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmens gilt das allerdings nicht. Nachdem die Medien sich auf diese gravierende Sicherheitslücke gestürzt hatten, wurde Alexas Internetzugriff deutlich eingeschränkt, denn seit diesem Zeitpunkt gibt es keine Einträge dieser Art in ihren privaten Netzwerken. Vielleicht besinnt sich dann auch bald die restliche High-Society auf die guten alten Zeiten, als der Blick durchs Schlüsselloch noch große Augen anstatt angewidertes Naserümpfen verursacht hat.

  1. Quelle:http://expandedramblings.com/index.php/resource-how-many-people-use-the-top-social-media/  
  2. Quelle:http://www.amica.de/liebe-psychologie/rich-kids-of-instagram-reiche-teens-werden-im-internet-zu-stars_aid_14486.html  
  3. Quelle:https://www.facebook.com/richkidsofinstagram  
  4. Quelle:http://www.sueddeutsche.de/leben/reiche-kids-inszenieren-sich-auf-instagram-unser-alltag-ist-besser-als-euer-bester-tag-1.1449423  

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