von Saba MBoundza
Quelle: http://youtu.be/ZR305mwfreY, Zugriff: 29/07/2013 17:51 CET
The Guardian1 nutzt es, Al Jazeera2 nutzt es und die Stuttgarter Zeitung3 nutzt es auch. Mit „Storify“ wurde den Redaktionen ein hilfreiches Tool an die Hand gegeben, mit dem sich redaktionelle Inhalte um Beiträge aus der Social Media ergänzen lassen.
Das Entwickler-Team von Storify hat erkannt, dass die Herausforderung für Publikum und Informationsanbieter nicht mehr darin besteht, ansprechende Inhalte zu finden, sondern vielmehr sich durch die Flut dieser Inhalte zu navigieren. MedienmacherInnen sprechen in Hinblick auf diese Entwicklung vom Kuratieren, also dem Sammeln, Auswählen, Gewichten und Darstellen von Informationen.4 In der Handhabung recht einfach, lassen sich mithilfe von Storify Tweets, Status-Posts und Videos ganz einfach per Drag & Drop zu einer Story zusammenfügen. Die so zusammengefassten digitalen Inhalte werden dann per Embed Code in den Artikel eingebunden. Das Bemerkenswerte an Storify ist jedoch nicht die einfache Darstellung von User-generated Content, sondern die Möglichkeit durch Crowdsourcing die Recherche und Produktion redaktioneller Inhalte an die Social Community zu übergeben.
Das Storify-Team selbst gibt Tipps5 , wie sich das am Besten bewerkstelligen lässt: Mit einem Hashtag zum ausgewählten Thema können JournalistInnen Impulse setzen, indem sie zum Einsenden von Erfahrungsberichten, Bildern oder Videos aufrufen. Weiter lässt sich so im Publikum eine Diskussion entfachen, deren Verlauf mithilfe des Tools zu einer anschaulichen Story verarbeitet werden kann. Wer die Vorgehensweise klar kommuniziert, also darauf hinweist, dass die geteilten Inhalte in den Artikel fließen, sorgt einerseits für Transparenz andererseits für Motivation. Transparenz entsteht dadurch, dass die JournalistInnen die Community in ihren Arbeitsprozess einbeziehen und klar kommunizieren, dass es das Projekt der NutzerInnen ist. Bei Storify wird es von einem User so formuliert: „Man baut ein Haus und übergibt dem Publikum den Schlüssel.“6 Motivation wird dadurch geschaffen, dass manche NutzerInnen gerne ihren Tweet, ihr Foto oder ihr Video in dem Artikel wiederfinden möchten.
Ein weiterer Vorteil liegt selbstverständlich in der Reichweite und der Vielfalt der Beiträge. Diese Art von journalistischem Crowdsourcing lässt sich sowohl für Stories von allgemein großer Relevanz umsetzen, als auch im lokalen Rahmen. So hat US-Journalistin Angela Dice mithilfe ihrer Leser-Community ein Storify über den ersten Schultag in Kitsap County, Washington erstellt. „Ich habe am ersten Schultag einen Beitrag veröffentlicht, der eine Sammlung von Bildern und Gedanken einer VielzahI von Menschen war. (Menschen, die ich nicht erreicht hätte, wenn ich stattdessen quer durchs County gereist wäre)“, erklärt Dice.7 Ein größeres Terrain wird mit dem Hashtag #theAfghanistanyouneversee abgedeckt. Antony Loveless, der im Ressort „Verteidigung“ des London Press Service arbeitet, hat diesen Hashtag ins Leben gerufen, mit dessen Hilfe Twitter-Userinnen ihre Impressionen aus Afghanistan teilen können. So stießen Loveless und die Community auf Bilder, die in der tagesaktuellen Berichterstattung so gut wie nicht auftauchen. Daten-Journalist David Higgerson hat aus den so markierten Tweets ein Storify erstellt8 und in seinen Beitrag zur Entstehung des Hashtags eingebunden.
Doch sollte nicht vergessen werden, dass die Weiterverbreitung fremder Inhalte rechtlich problematisch bleibt. Rechtsanwalt Henning Krieg, spezialisiert auf IT- und Onlinerecht, erklärt: „Sobald ein bestimmter ‚Content‘ urheberrechtlich geschützt ist, benötigt man entweder die Einwilligung des Autoren oder eine gesetzliche Erlaubnis, um diesen Content vervielfältigen, verbreiten oder zugänglich machen zu dürfen. Da man mit Storify, paper.li & Co. in aller Regel genau solche Handlungen vornimmt, kann man also relativ schnell zum Urheberrechtsverletzer werden.“9 Es gilt also vor der Veröffentlichung von zum Beispiel Tweets, Videos oder Bildern stets das Einverständnis einzuholen. Das macht die Transparenz zu einer essenziellen Grundlage bei dieser Art von Crowdsourcing. Wie zuvor erwähnt, muss dem Publikum/der Community bewusst sein, dass sie aktiv an der Entstehung einer Story beteiligt sind und die Verarbeitung ihrer geteilten Inhalte zu einem Storify muss genehmigt sein. So lassen sich (potenzielle) LeserInnen in die redaktionelle Entwicklung einbeziehen – was sich wiederum positiv auf die Lesertreue auswirkt.
- Quelle: http://www.guardian.co.uk/voluntary-sector-network/2012/may/17/charity-finance-group-annual-conference ▲
- Quelle: http://stream.aljazeera.com/story/want-make-storify ▲
- Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.digital-night-stuttgart-mit-twitter-in-die-zukunft-blicken.7a424f17-dc16-4598-84c4-4a11c385b486.html ▲
- Quelle: http://www.mediummagazin.de/magazin-plus/praxis-die-neuen- kuratier-tools/ ▲
- Quelle: http://feedback.storify.com/knowledgebase/articles/174015-crowdsourcing-audience-contributions ▲
- Quelle: http://storify.com/Sticky/crowdsourcing-fur-journalisten ▲
- Quelle: http://angeladice.com/2012/09/06/using-storify-to-crowdsource-back-to-school-coverage/ ▲
- Quelle: http://storify.com/davidhiggerson/theafghanistanyouneversee-the-best-hashtag-yet ▲
- Quelle: http://www.onlinejournalismus.de/2011/10/05/storify- rechtliche-lage-urheberrecht/ ▲