Mobile Payment – Kein Selbstläufer in Kinderschuhen

Geld ist nicht alles, aber es hat einen Riesenvorsprung vor allem, was danach kommt.“1

Hierzulande gibt es wohl kein anderes Sprichwort, das mehr auf den Zahlvorgang mit oder ohne Bargeld zutrifft. Schon beim Einsatz von Kreditkarten sind die Deutschen im internationalen Vergleich zurückhaltend. Kein Wunder also, dass das Bezahlen mit dem Handy nicht so richtig ankommen will.

Immerhin oder trotz dessen gibt es in unserem Land schon einige Versuche: Der Lebensmittel-Discounter Netto erlaubt seit dem 13. Mai dieses Jahres das Bezahlen von Einkäufen über eine Smartphone-Applikation2. Netto ist damit der erste große Einzelhändler, der einen Mobile Payment anbietet. In Europa nimmt der Discounter eine Vorreiterstellung ein.

Laut Gartner, einem IT Analysten, sollen in diesem Jahr in Westeuropa 22,2 Milliarden Euro mobil umgesetzt werden. Im Vergleich dazu: 2012 waren es 14,5 Milliarden3. Der Markt wächst stetig. Dennoch fallen die kommenden Prognosen nicht so euphorisch aus wie zuvor. Auch Analyst Gartner hat seine Voraussagen nach unten abgeschwächt, weil das Wachstum hinter den Erwartungen zurück geblieben ist.

Neben Einzelhändlern wie Netto oder Edeka forschen auch Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom, Vodafone oder Telefónica an guten mobilen Bezahldiensten. Auch kleinere Start-ups und die Finanzbranche greifen nach Stücken des noch jungen Kuchens. Denn Global Player und Internetriesen wie Google, Amazon und eBay/Paypal oder Gerätehersteller wie Samsung beanspruchen den Erfolg für sich.

Zur Vorsicht und Zurückhaltung der Verbraucher tragen auch die verschiedenen Systeme und Techniken bei, die für Chaos sorgen. Das Wirrwarr an Techniken reicht von proprietären Apps und virtuellen Geldbörsen, bei denen Kunden- und Kreditkarten verwaltet werden können, bis zu Kartenlesegeräten für das Smartphone. Die Bezahlung läuft dabei kontaktlos über die Nahfunktechnik NFC, gescannte Barcodes oder PINs ab.

Analysten von Berg Insight schätzen, dass sich virtuelle Geldbörsen wie bei Smartphone-Betriebssystemen von Google und Microsoft in nächster Zukunft durchsetzen werden4. Bis dahin muss sich noch einiges im Einzelhandel tun. Kassensysteme müssen für mobiles Bezahlen aufgerüstet werden. Das Problem: Die Händler zögern, da auch die Nachfrage nach bargeldlosem, mobilem Bezahlen kaum spürbar ist.

Ein Selbstläufer wird mobile Payment definitiv nicht. Dennoch ist klar: Das in den Kinderschuhen steckende mobile Payment wurde bereits Anfang des Jahres bei der Münchener Konferenz „Digital Life Design“ als „das nächste dicke Ding“5 bezeichnet. Und irgendwann, das ist mehr oder weniger gewiss, wird die allseits geliebte Geldbörse nur noch ein Auslaufmodell sein.

Von Sabine Küpper

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