Sicherheit oder Kontrolle

Mit dem Internet, insbesondere mit den sozialen Netzwerken, ist es dem persönlichen Nutzer möglich geworden, Kontakte zu halten, neue Kontakte zu knüpfen und sich selbst zu präsentieren.                                                                 Während man bisher auf Briefe, Telefon und höchstens E-Mail angewiesen war, so besteht heute die Möglichkeit, beispielsweise mit Facebook, noch viel mehr als nur die neusten Erlebnisse auszutauschen; neue Kontakte, Fotos und Musik sind nur einige davon. Offenbar ist die Etablierung Facebooks ein gewaltiger Schritt in der modernen Kommunikation. Die Frage ist nur in welche Richtung der Schritt geht.

Wir lernen aus der Geschichte

Vorratsdatenspeicherung, Weitergabe und sogar Verkauf von Daten an Dritte – dass solche Vorwürfe auch gegen Facebook erhoben wurden und werden, ist einem Großteil der Nutzer durchaus bewusst. Wie kann es aber sein, dass sich das Nutzverhalten kaum verändert hat und mögliche Gefahren nicht erkannt werden?

Die Menschen präsentieren sich gerne selbst. Facebook ist dazu die ideale Plattform, denn man hat die Chance, mit Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt zu treten und sich selbst der ganzen Welt vorzustellen. Je mehr andere Nutzer von einem erfahren, desto besser. Leider birgt das auch die Gefahr, dass andere Nutzer immer mehr von einem erfahren auch wenn einem das nicht lieb ist. Die Übergänge sind fließend.

Selbstverständlich besteht dadurch die Möglichkeit, jede Menge fremder Leute kennen zu lernen, weil sie beispielsweise denselben Musik- oder Kleidungsgeschmack haben. Dass gleichzeitig aber der Konzern Facebook ein Profil des Nutzers erstellt, das einer Akte der Stasi alle Ehre machen würde, wird häufig nicht bedacht. Genau das geschieht aber. Vielleicht ist der Vergleich mit der Stasi etwas zu weit hergeholt, aber bei genauerer Betrachtung zeichnen sich erstaunliche Übereinstimmungen ab. Das Ministerium für Staatssicherheit war dafür verantwortlich, dafür zu sorgen, dass von den Bürgern der DDR keine Gefahr für das Regime ausgeht. Die Datenspeicherung Facebooks – und das hat nicht nur was mit dem sozialen Netzwerk zu tun, sondern mit dem Internet an sich – ermöglicht die Überwachung des einzelnen, damit von ihm keine Gefahr wofür auch immer ausgeht.

So besteht beispielsweise die Möglichkeit, mithilfe eines Algorithmus Daten von Nutzern zu untersuchen um potentielle Straftaten zu verhindern. Hierbei handelt es sich um das Überprüfen von Kommunikation, die per Facebook stattfindet. Selbstverständlich geht es hierbei hauptsächlich um den Schutz vor allem minderjähriger Nutzer. Aber dennoch heiligt er Zweck nicht die Mittel. Um noch einmal das DDR-Beispiel aufzugreifen, wurde der „antifaschistische Schutzwall“ offiziell errichtet um die Bevölkerung des neuen Landes vor den bösen, rechten Brüdern auf der anderen Seite zu schützen. Inoffiziell diente er natürlich dem Ziel, die Bürger der DDR im Land zu behalten. So dient der genannte Algorithmus offiziell natürlich dem Wohl junger Nutzer des sozialen Netzwerkes; inoffiziell könnte dieses Verfahren aber auch dem Ausspionieren von Facebook-Nutzern dienen. Dabei ist es auch egal ob Erfolge mit diesem Verfahren verzeichnet werden oder nicht, denn der Bau der Mauer hat sicher auch westdeutsche Neo-Nazis daran gehindert, die DDR zu betreten und war somit erfolgreich.

Das größte Verbrechen bei der Überwachung der DDR-Bürger war, dass man niemandem trauen konnte. Jeder hätte Stasi-Mitglied sein können, jeder hätte Kontakte zur Stasi haben können und jeder hätte ein Sympathisant des Regimes sein können. Das führte dazu, dass man schließlich seinem eigenen Nachbarn oder sogar Familienmitgliedern nicht mehr trauen konnte. Die Überwachung war von allen Seiten möglich. Bei Facebook besteht in dieser Hinsicht auch kein großer Unterschied. Abgesehen davon, dass der Staat den Bürger via Facebook beobachten kann, besteht bei Facebook vor allem auch die Beobachtung der Bürger untereinander. So wird der Nutzer insgeheim von anderen Nutzern überwacht, denn man stellt selbstverständlich nur Informationen online, die die anderen erfahren dürfen. Da man aber etwas zu erzählen haben will, unternimmt man, wenn man gerade nicht vor seinem Facebook-Account sitzt, nur Dinge, über die man später berichten kann. So werden also von wem auch immer die anderen User genutzt wie die Stasi die anderen DDR-Bürger genutzt hat. Denn wenn man nicht weiß, wem man trauen darf, traut man lieber niemandem, alleine traut man sich aber zu nichts.

Schöne neue Welt

Wozu wir dank des Internets und sozialer Netzwerke fähig sind, ist sicher ein unbestreitbarer Vorzug der heutigen Zeit. Dass diese Möglichkeiten aber auch Gefahren mit sich bringen, darf nicht vergessen werden. Auf das Internet ist kein Verlass. Auch ohne böse Absichten zu haben, besteht jederzeit die Möglichkeit eines Missverständnisses und es ist weniger ein Problem vom Staat missverstanden worden zu sein, als wenn die anderen Nutzer einen missverstehen.

von Marlin Schröter

Quelle 1:http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/riesige-datenbanken-stasi-experte-warnt-vor-facebook-ueberwachung/5946714.html

Quelle 2:http://www.taz.de/!97661/

Quelle 3: http://www.ndr.de/ratgeber/netzwelt/conventioncamp181.html

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