Der Gründungsboom – Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Von Larissa Schwandt

Ob es das Mittagessen ist, das wir mal eben im Internet bestellen oder das Geschenk für die Schwiegermutter – mittlerweile geht fast alles online. Die teilweise revolutionären Geschäftsmodelle gehen auf Internet-Start-ups zurück. Am Erfolgskuchen naschen jedoch neuerdings berechtigterweise auch deren Co-Gründer mit.

Dass es selbst für die kleinsten Alltagsprobleme eine Website gibt, die Abhilfe schafft, haben wir keineswegs immer großen Medienhäusern zu verdanken. Im Gegenteil: Der Ursprung vieler bekannten und beliebten Internetportale geht auf Jungunternehmen zurück, die in kurzer Zeit zu internationalen Marken wurden. Ebay (früher noch Alando), Groupon oder Pinterest sind Beispiele für erfolgreiche Geschäftsmodelle des Web 2.0. Seitdem versuchen immer mehr Internet-Start-ups, auf der Erfolgswelle mitzureiten.

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, sind gerade neuartige Geschäftsmodelle, die sich auf die Bereiche Mobile und E-Commerce fokussiert haben, besonders erfolgreich. Ein Start-up, das sein Produkt oder seine Leistungen nicht online anbietet, hat in der heutigen digitalen Welt kaum eine Chance mehr. Die Start-up-Welle ist seit einigen Jahren auch nach Deutschland geschwappt. Besonders in Berlin kann man von einem wahrlichen Gründerboom sprechen.

Quelle: „Start-up Berlin – Stadt der Ideen“, YouTube. Videonachweis: http://www.youtube.com/watch?v=BdiDzp5I1fU, Zugriff am 25.02.2013

Richtig vermarkten – Weniger ist mehr

So einfach das Internet uns das Leben auch gemacht hat, so hat es dieses auch unübersichtlicher gemacht: Gab es früher zu einer Geschäftsneugründung eine Eröffnungsfeier, erinnert in unserer digitalen Welt höchstens nur noch ein Artikel auf Gruenderszene.de, dem Portal für Gründer, Unternehmer und Start-ups, daran. Ein Unternehmensgründer muss es heutzutage also viel gezielter und besser schaffen, sein Unternehmen zu vermarkten. Ein beliebtes Mittel sind die Online-Marketingmaßnahmen. Keine Frage – damit erzielt man eine hohe Reichweite und kann seine potentiellen Kunden zielgruppengerecht ansprechen.

Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Nicht gerade wenige Start-ups gehen die Vermarktung falsch an. Um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen, bedienen sie sich meist zu vielen Online-Marketingmaßnahmen und vergessen hierbei, welche Zielgruppe sie auf welche Weise überhaupt ansprechen wollen. Doch sporadisch angelegte Facebook- und Twitter-Accounts oder das Verbreiten von irrelevanten Informationen sind Beispiele für eine weniger gelungene Vermarktung. Mit den Fehlern von jungen Internetunternehmen ist auch Philipp Hartmann, Geschäftsführer von Rheingau Founders, vertraut.

Quelle: „Business Incubators – Brutstätten für Start-Ups“, YouTube. Videonachweis: http://www.youtube.com/watch?v=YNEKZmnqNjs, Zugriff am 25.02.2013 

Die Symbiose zwischen Start-ups und Inkubatoren

Redet man vom „Gründerboom“, so ist oft nur von Start-ups die Rede. Fast genauso wichtig sind allerdings die Inkubatoren, auch Co-Gründer genannt. Rheingau Founders ist ein in Berlin ansässiger Inkubator, welcher Internet-Start-ups in der Anfangsphase strategisch und finanziell unterstützt. Dafür steht dem Rheingau-Team ein erheblicher Teil der Geschäftsanteile des geförderten Start-ups zu.1

Das Aufkommen von Start-ups hat somit einen weiteren Stein ins Rollen gebracht. Die Gründungen von Inkubatoren in den letzten Jahren sind beachtlich. Ihre Aufgabe ist es unter anderem, Kooperationspartner an das Start-up zu vermitteln, sowie Marketingmaßnahmen zu optimieren.

„In den ersten paar Monaten kann die Unterstützung einen echten Unterschied machen“, so Hartmann. 2

Auch Rheingau Founders hat das Potential von Internet-Start-ups erkannt, weswegen sie ausschließlich neuartige Geschäftsmodelle, die sich rund um das Thema Internet drehen, fördern. Ob es sich dabei um eine Schmuckfirma handelt, die ihre Ware online vertreibt oder ein Versicherungsunternehmen, ist völlig egal. Was zählt, ist die Geschäftsidee. Der Erfolg gibt Rheingau recht: Der Inkubator unterstützte unter anderem schon Lieferando, eine Online-Essensbestellplattform, die Ende 2008 gegründet wurde und aktuell mehr als 200 Mitarbeiter zählt.

Fehler machen Start-ups zuhauf – Besonders am Anfang sind Jungunternehmen auf professionelle Hilfe angewiesen. Und es lohnt sich: Das Risiko für einen Misserfolg ist mit einem begleitenden Inkubator deutlich geringer. Kein Wunder also, dass das Inkubatoren-Geschäft boomt. Doch auch Inkubatoren sind auf immer neue Start-up-Modelle angewiesen, damit ihr Geschäft belebt wird.

Wie sieht die Zukunft aus?

Das Gründer-Phänomen von Start-ups (und Inkubatoren) wird auch in Zukunft noch anhalten – die Weiten des Internets sind noch lange nicht von den kreativen Ideen der Gründungswilligen erschöpft.

Außerdem tragen Start-ups auch etwas zur Vielfalt des Internets bei, was dieses als Ganzes wiederum interessanter und attraktiver macht. Durch den Gründungsboom hat sich das Internet an sich gewandelt. Es wird nicht mehr bloß als passive Informationsquelle wahrgenommen. Es ist zu einem Ort geworden, an dem Träume entstehen, verwirklicht werden – und leider manchmal auch platzen.

Hingegen der Prophezeiung von Wissenschaftlern, das Internet würde uns Menschen verdummen, spricht nun, dass das Internet auch ermöglicht, sich und seine Ideen zu verwirklichen. Das Gefühl haben, mit seiner jungen Internetfirma etwas auf die Beine gestellt zu haben. Ein kleiner Teil vom ganz Großen sein. Dies war vor dem Web 2.0 garantiert nicht so einfach.

Die Schnelllebigkeit des Internets hat für die Start-up-Gründer jedoch auch einen bitteren Beigeschmack: So schnell wie der Erfolg kommt, kann er auch gehen. Doch wer am Puls der Zeit bleibt, stets Potentiale von neuen Technologien erkennt und sich in der Anfangsphase von einem Inkubator unterstützen lässt, wird sich in Zukunft auf dem hart umkämpften digitalen Markt behaupten können.

  1. Quelle: www.rheingau-founders.com, Zugriff am 25.02.2013  
  2. Quelle: Interview mit Geschäftsführer geführt am 05.10.2012  

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