Location Based Services sind die neuen Dienste, auf die die App-Branche schaut. Kaum eine neue Anwendung, die das Geotagging nicht zumindest optional anbietet. Doch grade in Deutschland sind die Bedenken gegenüber Diensten, die immer wissen, wo man sich grade aufhält noch groß.
von Jan Interthal
Hans war noch nie in Berlin. Er weiß wenig über die Stadt der Stunde, ihre Geschichte und die Möglichkeiten, die eine Grenzenlosigkeit bereithalten die ihres Gleichen sucht. Trotzdem fällt es Hans leicht sich zurecht zu finden. Er findet Kinos, Restaurants, ein Taxi wenn er es braucht. Und auch das kleine Geschenk zur Geburt seiner Nichte kann er in der fremden Stadt in einem kleinen, feinen Lädchen finden. Ein echter Insider-Tipp ist dieses Geschäft mit seiner tollen Athmosphäre und den besonderen Kleinigkeiten, die diese typischen Berliner Spots bereit halten. Und ein Insider-Tipp ist es gewissermaßen auch. Schließlich ist es Hans empfohlen worden. Von jemandem, den er nicht kennt und noch nie gesehen hat.
Location Based Services (LBS) heißt das Zauberwort mit dem Hans das angestellt hat. Also standortbezogene Dienste, die dem Nutzer unter Zuhilfenahme von positionsabhängigen Daten selektive Informationen bereitstellen, oder Dienste anderer Art erbringen. Das kleine feine Lädchen hat er mit der App BabyPlaces, die Restaurants mit Qype und das Taxi mit MyTaxi gefunden. Ein Smartphone reicht, um die Wunderwelt der LBS zu entdecken und zu nutzen. Es handelt sich gewissermaßen um Gelbe Seiten 2.0, auf denen andere Nutzer zusätzlich Empfehlungen aussprechen können. Und durch die Positionsbestimmung wissen sie auch noch, wie weit der gesuchte Ort entfernt ist und wie man dorthin gelangt.
LBS – der Dienst der Zukunft
Videonachweis: https://www.youtube.com/watch?v=BRMjhcA-Q-4, Zugriff 30.1.2013.
Alles schön also und Hans ist ganz aus dem Häuschen vor Freude. Doch steht Hans eben nur für sich selbst und nicht für das Gros der deutschen Smartphone-Nutzer. Diese sind nämlich, trotz all des Potentials der LBS, noch skeptisch. Zwar werden LBS, laut der neusten W3B-Studie, bereits von jedem fünften Smartphone-User regelmäßig und von zwei Fünfteln gelegentlich genutzt. Doch das Misstrauen gegenüber einem Dienst, der immer weiß wo der User sich aufhält, ist hierzulande noch immer groß. So bekunden stolze zwei Drittel der Smartphone-Besitzer datenschutzrechtliche Bedenken gegenüber LBS-basierten Diensten. Rund drei Viertel haben stets ein Auge darauf, welche Dienste ihres Smartphones die aktuelle Position auslesen. Lediglich jeder Sechste gibt an, dass er sich über die Standort-Einstellungen seines Smartphones keine Gedanken macht.
Trotzdem: Location Based Services sind fraglos ein, wenn nicht der Zukunftsdienst für Smartphone-User. Und die werden bald die Mehrheit der Handybesitzer stellen. Praktikabilität und Simplizität sind die entscheidenden Parameter, die den Erfolg der LBS garantieren. Und eine Facebook-Nation wie Deutschland wird es, nach ein wenig anfänglichem Fremdeln, wohl schon bald nicht mehr ganz so genau nehmen mit den datschutzrechtlichen Bedenken.
Hans jedenfalls schmeckt die Pizza, die er in der ihm empfohlenen Trattoria verspeist. Aber das wusste er, dank LBS, ja schon vorher.