HEINZ und der QR-Fauxpas

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Welche Chance hat der QR-Code überhaupt noch und wie verwendet man ihn am sinnvollsten? Die Meinungen gehen dabei auseinander. Wie man es jedoch nicht machen sollte, bewies nun das Familienunternehmen HEINZ aus Amerika mit einem nicht ganz jugendfreien Fehltritt.

von Philipp J. Thoma

Die Verwendung des QR-Codes ist umstritten. Einige halten seine Zeit gar für beendet und behaupten, dass ihn fast niemand mehr nutzt 2. Nur wenige setzen weiterhin auf die Möglichkeit der „Quick Response“, also eine schnelle Antwort zu erhalten. Hört man sich im Freundes- und Bekanntenkreis um, besitzen nur die wenigsten überhaupt eine App, um solche Codes einzuscannen. Erfunden hat den QR-Code das japanische Unternehmen „Denso Wave“ im Jahre 1994, welches ursprünglich als Automobilzulieferer des japanischen Automobilherstellers „Toyota“ agierte, um Baugruppen und Komponenten für die Logistik in Toyotas Automobilproduktion zu markieren 3. Dabei wusste die Neuerung schnell zu überzeugen und machte die Arbeitsschritte rationaler. Viele Unternehmen sprangen auf den Zug auf und letztlich machte sich auch die Werbebranche einen Nutzen davon. Im Grunde genommen ist es ein geniales Mittel, das kleine 2D-Logo in schwarz/weiß auf verschiedenste Kommunikations- und Werbeträger zu platzieren, über welches sich der Kunde alle weiteren Informationen ganz bequem auf sein Smartphone holen kann, sofern er über einen solchen Code-Scanner verfügt. Wie man den QR-Code aber so gar nicht benutzen sollte, bewies nun das traditionelle, amerikanische Unternehmen HEINZ. Vermutlich haben oder hatten wir ihn alle schon mal — den berühmten HEINZ Tomato-Ketchup, welcher uns allen schon so einige Nerven raubte, weil man ihn nur viel zu schwer aus der Glasflasche bekam. Gegründet von Henry John Heinz, einem Sohn deutscher Auswanderer, erfand ihn dieser im Jahre 1876. Eigentlich braucht HEINZ keinen großen Marketingaufwand zu betreiben, da bei den Kunden eine sehr starke Markentreue besteht, was bedeutet, dass die zufriedenen Kunden die letzten Reste aus der Flasche „squeezen“ und sich anschließend eine neue Flasche kaufen.

MARKETING MUSS SEIN

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Natürlich ruht sich HEINZ aber nicht auf seinem Erfolg aus und möchte auch seinen Kunden eine gewisse Abwechslung bieten, Interaktion erstellen und die Kunden weiterhin an sich binden. So dachte man sich bei HEINZ vor geraumer Zeit die Aktion „Sag’s mit HEINZ“ aus, bei der die Kunden einen QR-Code einscannen sollten, um damit auf eine Seite zu gelangen, auf der sie ihr ganz persönliches HEINZ Tomato-Ketchup-Etikett kreieren konnten. Dies funktionierte über einige Zeit auch ganz gut. Jedoch machte man beim Ketchup-Hersteller den großen Fehler, die Domain, auf welche man beim Scannen des Codes gelangte nicht fest zu kaufen, sondern lediglich für den Aktionszeitraum zu buchen. Und so verkaufte der Hoster der Domain diese nach der Aktion von HEINZ, da dieser keine Verwendung mehr hatte, weiter. Der neue Kunde im Anschluss war das deutsche Erotikportal „Fundorado.com“, welches neben erotischen Live-Cams auch Hardcore-Pornos anbietet. Dies fiel dem treuen HEINZ-Kunden Daniel Korell auf, als er den Code mit seinem Smartphone einscannte. Mit einem Bild seines Smartphones mitsamt aufgerufener Zielseite neben der Ketchup-Flasche beschwerte sich dieser auf der Facebook-Seite von HEINZ, die Reaktion darauf war zunächst jedoch ernüchternd und gelassen. Bei seiner Flasche handele es sich um einen Restposten und die Aktion „Sag’s mit HEINZ“ gäbe es nicht mehr, so das Statement des Unternehmens. Deshalb könne man auch nicht mehr kontrollieren, auf welche Seite der Kunde nun beim Scannen gelange. 5 Dies genügte Korell jedoch nicht. Der hartnäckige, geschockte Kunde ließ sich davon nicht abspeisen und argumentierte damit, dass die Flasche wohl noch in einigen anderen Haushalten vorzufinden sein würde. Scheinbar stiegen nach dem Nachhaken von Korell die Bedenken bei den HEINZ-Verantwortlichen, woraufhin sie sich prompt bei ihm entschuldigten und den Vorfall zutiefst bedauerten. Weiter boten sie ihm als Entschuldigung an, dass er nachträglich noch sein eigenes Etikett erstellen könne, die Flache würde ihm natürlich kostenfrei zugesandt werden. Somit bekam er doch noch was er wollte. Wobei dies wohl mittlerweile zweitrangig gewesen sein dürfte. Denn eigentlich ging es ihm dann letztlich bloß darum, dass man auf Seiten des Ketchup-Herstellers für seinen Fehler gerade steht. Zusätzlich reagierte auch das Erotikportal auf die Social Media-Beschwerde und bot ihm ein kostenloses Jahresabo für seine Porno-Seite an, was vom Wert her zumindest die größere „Entschädigung“ darstellte. 6

Natürlich blieb diese kolossale Bad-Practise-Anwendung des QR-Codes der schadenfrohen Internet-Community nicht vorenthalten und die Aktion machte schleunigst die Runde. Ob der QR-Code in Zukunft weiter bestehen kann, bleibt ungewiss. Für HEINZ jedoch könnte das Thema mit dieser Aktion jedoch endgültig ad acta gelegt sein.

  1. Quelle:http://www.thetimes.co.uk/tto/multimedia/archive/00217/96668129_ketchup_217378c.jpg  
  2. Quelle: http://www.springerprofessional.de/qr-codes-sind-ein-nerd–und-nischengeschichte/4781832.html  
  3. Quelle: http://www.qrcode.com/en/history  
  4. Quelle: http://i2.mirror.co.uk/incoming/article5910183.ece/ALTERNATES/s615/MAIN-Heinz-Sauce-porno-site.jpg  
  5. Quelle:http://www.welt.de/wirtschaft/article142786739/QR-Code-auf-Heinz-Ketchupflasche-fuehrt-zu-Pornoseite.html  
  6. Quelle: http://www.independent.co.uk/life-style/food-and-drink/news/heinz-forced-to-apologise-after-qr-code-on-ketchup-bottle-linked-to-hardcore-porn-site-10327313.html