Am Anfang war die Idee – Phänomen Pebble Watch

Sie haben eine gute Idee, aber zu wenig Geld, sie umzusetzen? Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter sind attraktive Optionen, um an Kapital zu kommen. In Amerika ein alter Hut – finden sie nun in Deutschland mehr und mehr Anhänger.

von Umut Ücgürz

Über 20 Millionen Dollar hat das kalifornische Start-Up Pebble von seinen Unterstützern erhalten, für eine Armbanduhr wohlgemerkt.1 Mit mehr als acht Millionen Dollar binnen 24 Stunden, bricht Pebble nebenbei, erneut Crowdfunding-Rekorde.

Bereits die erste Generation der Pebble hat mit über 10 Millionen Dollar im Jahr 2012 einen Rekord aufgestellt.2 Das Start-Up Pebble aus dem Silicon Valley war einer der ersten Entwickler massentauglicher Smartwatches, lange bevor Giganten wie Apple und Samsung das Parkett betreten haben.

Pebble Watch

Pebble Watch

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Mittlerweile hat Pebble über 1 Million Geräte an den Arm gebracht. Testberichte sind durchwachsen, jedoch größtenteils positiv.

Jetzt in Farbe und Bunt

Nach dem erfolgreichen Vorgänger Pebble und der Pebble Steel ist mit der Pebble Time nun mehr die dritte Generation der Smartwatches erschien. Außer das Sie leichter und dünner geworden ist, bietet dieses Modell nicht mehr das monochrome, sondern ein farbiges Display. Zumindest in ihrer rudimentärsten Form. Die 64 Farbstufen reichen keineswegs an die Displays moderner Touch-LEDs der Konkurrenz heran. Das soll es auch gar nicht, denn der große Vorteil liegt in ihrer Ausdauer. Vor allem die Marktführer Apple und Samsung haben mit diesem Schwachpunkt zu kämpfen. Sowohl die Apple Watch als auch Samsungs Galaxy Wear, halten laut Testberichten nur maximal 5 Stunden, bei aktiver Nutzung aus – dagegen glänzt die Pebble mit Laufzeiten von 1 Woche.

Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Im Vergleich zu den Marktführern ist die Pebble eher rudimentär ausgestattet. Aber diese Reduktion hat seine Berechtigung. So hat Pebble-Designer Mark Solomon im Gespräch mit The Verge, gesagt das es eine Produktentscheidung war, ob es ein Smartphone am Handgelenk oder eine smarte Uhr sein soll. Die Pebble soll daher nicht mit der Apple Watch konkurrieren, da sie weder ein Fashion- noch ein Hightech-Gerät ist. Desweiteren ist sie bei einem Startpreis von 199 Dollar deutlich günstiger.

Per Crowdfunding zum Marketingcoup

Obwohl Pebble inzwischen über 130 Mitarbeiter hat und nachdem letzten Kickstarter Projekt zusätzlich 26 Millionen Dollar durch Privatinvestoren einnehmen konnte, verpackt sich das Unternehmen geschickt als Underdog. Daher die Frage: Ist Pebble überhaupt noch auf Crowdfunding angewiesen?

Die Gründe warum Pebble an Kickstarter festhält sind simpel. Hauptgrund ist die Kundenbindung. Die Kunden verstehen sich als Pioniere einer neuen Produktgattung. Kickstarter gehört zur Unternehmenskultur. Ohne Kickstarter gäbe es keine Pebble. Pebble macht kein Geheimnis draus, dass es sich bei den letzten Kickstarter Projekten um Marketingaktionen handelte. Schließlich haben sie Zeit, 31 Tage lang Stück für Stück das neueste Produkt zu enthüllen.

Der weitere Grund: Die Nutzung Kickstarters lohnt sich aus wirtschaftlicher Sicht. Die Gewinnmargen sind über die Plattform deutlich höher als in einem Einzelhandel. The Verge, hat berechnet das Pebble für jeden eingenommenen Dollar nur etwa 10 Cent an Kickstarter gehen. So hohe Margen erhält man sonst nur bei einem Direkverkauf auf einer eigenen Homepage, diese wäre für Kunden allerdings weniger attraktiv. Ein anderer Vorteil liegt in der Logistik. Durch die Vorbestellungen über Kickstarter kann Pebble genau planen, wie viele Geräte benötigt werden. Durch sogenanntes Pull Manufacturing holt sich Pebble während der Produktionsphase die Kosten wieder rein.

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Crowdfunding wird immer beliebter.

4Doch es bleibt die Frage im Raum: Wandelt sich durch Pebble, Kickstarter in eine Verkaufsplattform um? Beispielsweise, eBay ist schon längst nicht mehr das Auktionshaus, das es einst war, und wandelte sich im Laufe der Zeit zu einem Versandhaus um. Womöglich ist die Sorge aber unbegründet, denn anders als zu Beginn der ersten Pebble, ist der Smartwatch Markt inzwischen hart umkämpft. Allem voran, macht die Apple Watch der Pebble das Leben deutlich schwerer. Zumal sich Pebble nicht ewig durch neue Kickstarter Projekte am Leben halten kann, früher oder später muss sich den Schritt in den Einzelhandel oder zumindest den Verkauf über die eigene Homepage wagen. Spätestens dort zählt statt Kickstarter Milestones ein ausgereiftes Produkt.

  1. Vgl.: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Pebble-Time-beendet-Kickstarter-Kampagne-mit-Rekord-Summe-2590682.html, Zugriff 25.6.2015.  
  2. Vgl.: http://winfuture.de/news,69657.html, Zugriff 25.6.2015.  
  3. https://getpebble.com/press_kits/54ef6bac613839003d020000  
  4. Statistik: © Statista, Zugriff 25.6.2015.