Hast Du Dich jemals gefragt, wer die Menschen um Dich herum sind? Wie vielen Du täglich begegnest und mit wie wenigen Du davon in Berührung kommst? Dies kam dem amerikanischen Hobbyfotograf Brandon Stanton in den Sinn, als es ihn 2010 nach New York verschlug. Hier entstand auch kurz darauf sein populärer Blog „Humans of New York“, der verschiedene Menschen aus der facettenreichen Metropole in den Mittelpunkt stellt.1
von Shereen Elayan
Wie alles begann…
Nachdem er seinen Finanzjob verlor, verließ der damals 26-jährige seinen Heimatstaat Georgia und begann mit Interesse & Neugier, jedoch ohne fotografische Ausbildung eine ziellose Städtetourin den USA. Die verschiedenen Städteszenen die er währenddessen ablichtete, kamen in seiner Facebook- Community gut an. Als Teil seiner Tour landete er im August 2010 in New York und fand seinen Stil in den Straßen New Yorks wieder. Bald entstand auf seiner Facebookseite der Ordner „Humans of New York“ und nach einer Weile „Humans of New York 2“ und „Humans of New York 3“. Dass dies der Anfang einer kleinen Erfolgsgeschichte sein wird, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Da seine New Yorker Fotografieexperimente besonders gut ankamen und er sich schon halb in New York eingelebt hatte, entschied er sich dort zu bleiben. Außerdem hatte er bereits ein neues Ziel vor Augen: Poträts von 10000 New Yorkern erstellen und auf eine Karte setzen. 2
Glimpses of New York
Es vergingen einige Monate intensiver Arbeit und Brandon kam immer mehr von seiner ursprünglichen Idee ab. Anstatt die Menschen die er traf schlicht abzulichten, sammelte er Zitate und Kurzgeschichten von den Leuten die und veröffentlichte sie in Verbindung mit ihren Bildern. Diese simple Idee wurde zum Inhalt eines dynamischen Blogs, der mittlerweile nicht nur von Fans aus Amerika, sondern weltweit verfolgt wird. Die Porträts findet man auch in den vielbesuchten Facebook, Twitter und Tumblr-Auftritten wieder. In seinem Blog und seinen Social-Media-Accounts zeigt Brandon Menschen verschiedenster Couleur und Altersstufen, Durchschnittsmenschen mit außergewöhnlichen Geschichten und außergewöhnlich erscheinende Menschen, die überraschend durchschnittlich sind.
Millionenfach abboniert, tausendfach geteilt
3Im hektischen New York lernt man schnell, dass es extrem wichtig ist auf Kürze zu setzen, wenn man Menschen erreichen möchte. So gut wie niemand nimmt sich heute noch die Zeit einen Text durchzulesen, der länger als eine halbe Seite geht. Meist kommen seine Beiträge mit nur einem einzigen Satz aus, denn das dazugehörige Bild ergänzt den Rest der Aussage. Sein ursprüngliches Ziel 10000 New Yorker zu treffen hat er mittlerweile schon erreicht: „New York kommt mir schon fast wie eine kleine Stadt vor, ständig sehe ich bekannte Gesichter und Menschen mit denen ich schon einmal gesprochen habe.“4Mit „Humans of New York“ hat Brandon Stanton nicht nur einen vorübergehenden Trend geschaffen. Auch heute, 4 Jahre nach der Entstehung, ist ein ständiger Anstieg der „Gefällt-Mir-Angaben“ bei Facebook zu vermerken. Waren es im Mai 2014 noch 5,9 Millionen, sind es im Juli 2014 über 8,1 Millionen, d.h ein Anstieg von 2,2 Millionen Abonnenten in nur 3 Monaten. Dieselbe Idee wurde auch international vielfach nachgeahmt (Bsp. Humans of Berlin), jedoch nicht mit demselben Erfolg wie „Humans of New York“ der als „Pionierblog“ dieser Art gilt. Das, im Oktober vergangen Jahres erschienene, gleichnamige Buch erwies sich, trotz des gleichen Inhalts der Online vorzufinden ist, ebenso als Verkaufsschlager. Dieses Jahr soll schon das nächste Buch „Little Humans“ erscheinen, indem Kinder im Mittelpunkt stehen sollen. Neben anderen Nominierungen erhielt Brandon Stanton im Dezember 2013 eine Platzierung in „30 under 30 World Changers“des Time Magazines.
Bereicherung für den Newsfeed
Der Blog mit seinen Social-Media-Auftritten, repräsentiert nicht nur Menschen, sondern zeigt das Leben mit seinen Höhen und Tiefen, mit seinen kleinen Freuden und Schattenseiten, Dimensionen und Atemzügen. Die Millionen Fans treffen bei dem Blog täglich auf neue Inspirationen und Motivation und werden zum Nachdenken angeregt. Viele beschreiben „Humans of New York“ auch als einen friedlichen Zufluchtsort und sehen ihn als eine Bereicherung des persönlichen Newsfeeds auf Facebook. Verfolgt man die Beiträge, merkt man, dass sie kaum zu heftigen Diskussionen oder Streit anregen. Deswegen kann man schon fast sagen, dass die Fans das Gefühl haben bei „Humans of New York“ Teil einer friedlichen Community zu sein, in der sich alle einig sind. Es ist unglaublich wie weit Stanton mit einer so schlichten und einfach umzusetzenden Idee gekommen ist. Er beweist uns, dass es für ein Erfolgskonzept manchmal nicht viel mehr braucht, als ein Ziel vor Augen zu haben und mit Herzblut dabei zu sein. Durch solch einen Blog haben auch wir in Deutschland die Möglichkeit Einblicke in die tiefsten Gassen New Yorks zu kriegen.