Wenn das Merkel nur gewusst hätte…

Zehn Jahre ist es her, dass wir begonnen haben, uns der Welt durch ein digitales Auge zu präsentieren. Wir leben im Zeitalter der Technischen Revolution, wir sind die Generation 2.0. Unser Leben verläuft nicht nach Plan, sonder nach unserer Facebook Chronik, unserem gesharten Content, Tweets und den Followern auf Tumblr. Wir sind modern, aufgeschlossen, zukunftsorientiert und vor allem gläsern.1

von Gero Gogler

Das Spiegelbild das wir jeden Tag sehen, haben wir abgeschafft. Wir schauen nicht mehr in den Spiegel aus Angst uns nicht zu erkennen. Also erschaffen wir einen Avatar, den wir tagtäglich neu gestalten und den gängigen Maßstäben anpassen können. Wir versuchen gegen den Strom zu schwimmen, doch auch diese Seite des Beckens ist überfüllt mit Anderen, die das Gleiche denken und das Gleiche tun. Dennoch sehen wir sie nicht, denn sie sind ja digital, genau wie Wir.

Zehn Jahre ist es her, da hat es eine Webseite geschafft uns alle neu zu formen, unsere bunte Welt in weiß und blau zu kleiden: „Facebook”! Ja Facebook war da, eine neue Möglichkeit uns alle ins richtige Licht zu rücken. Wir haben begonnen uns jeden Tag selbst zu feiern, zu glorifizieren, der Welt den Blick hinter die Kulissen zu gewähren, um uns ganz privat und persönlich zu offenbaren. Die Vorteile waren revolutionär. Auf einmal war es möglich kleine und große Momente festzuhalten und sie im selben Augenblick der Öffentlichkeit zu zeigen. Wir können heute Videos teilen, unsere Stimmung durch Smilies ausdrücken, neue Freunde finden und Alte löschen. Facebook ist in der Lage unseren ach so tristen Alltag bunt, besonders und eindrucksvoll zu gestalten.2

448px-Mark_Zuckerberg_1984_Berlin_Graffiti

Schon 2003, als Mark Zuckerberg die erste Version von Facebook online stellte – „facemash.com” genannt – sorgte die Plattform für Schlagzeilen. In diesem Fall nur für Negative, denn Herr Zuckerberg lud ungefragt Bilder von Studentinnen ins Netz und ließ sie von den Mitgliedern seiner kleinen Community auf deren Attraktivität bewerten.3 Das zog einige Proteste nach sich, die dazu führten, dass die Seite nach ein paar Tagen von Zuckerberg geschlossen werden musste. Doch der Psychologie- und Informatikstudent ließ sich nicht beirren und baute weiter an seinem kleinen Kosmos. Nur wenige Monate später veröffentlichte er Facebook, das dann doch auf positive Reaktionen stieß und zu einem weltweiten Phänomen expandierte. Nun ist es so, dass man es nicht immer allen Recht machen kann, besonders den Europäern nicht. In diesem Fall besonders beim Recht auf Datenschutz. Zuckerberg hat ja schon in den Anfängen von Facebook bewiesen, dass er es nicht immer ganz genau nimmt, das mit den Daten seiner Nutzer. 2012 ermahnte ihn deswegen der „Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv)” und forderte Facebook auf, sich an Europäisches Recht zu halten, denn die Betreiber der Online Community gaben ohne Ankündigung persönlich Daten an Dritte weiter, die zum Aufbau eines App-Zentrums dienen sollten und zwar ohne Einverständnis der Nutzer.

„Eine solche umfassende Datenweitergabe an Dritte, aber auch deren Verwendung ist nach deutschem Recht ohne die bewusste und informierte Einwilligung eines Nutzers nicht erlaubt – nach Auffassung des vzbv ein klarer Verstoß gegen das Telemediengesetz.“4

Schon seit 2010 kämpfen Deutsche Verbraucherschützer gegen die Datenschutzbestimmungen bei Facebook. In diesem Jahr sogar schon mit Erfolg. Am 24.01.2014 erwirkte die vzbv im Verfahren gegen Facebook einen Durchbruch:

„Das Kammergericht Berlin hat in seiner Entscheidung vom 24.01.2014 das Urteil des Landgerichts Berlin – und damit die Rechtsauffassung des vzbv – bestätigt. Danach hat das Gericht in seinem Votum ‚bestimmte Verfahrensweisen bei der Versendung von Freundschaftsanfragen an Dritte untersagt‘. Zudem beanstandete das Gericht ‚die Verwendung eines unzureichenden Hinweises auf den Datenimport bei der Registrierung‘ sowie einige Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.”5

Der Revisionsantrag von Facebook wurde zurückgewiesen. Hätte das die liebe Frau Merkel nur gewusst, dann wäre sie bestimmt ein Fan der ersten Stunde gewesen. Denn mit einem privaten Facebook Account hätte sie sich einigen Ärger bezüglich Snowden und der NSA ersparen können. Denn die hätten niemals ihr privates Handy abgehört und wären direkt zu Mark Zuckerberg gegangen. Doch wie das immer so ist, sind wir nicht alle sofort auf dem Stand der heutigen Technik, sogar unsere Bundeskanzlerin nicht. Bis heute empfiehlt die vzbv weiterhin den deutschen Nutzern Facebook zu meiden, da die Gefahr einer unfreiwilligen Datenweitergabe besteht. Für uns heißt das also immer noch, aufpassen was man ins “World Wide Web” gibt, den man kann sich nie sicher sein, wer es wirklich liest!?

  1. Videonachweis: http://www.youtube.com/watch?v=F9JDq3JTXjQ, Zugriff am 19.02.2014/18:57 Uhr.  
  2. Bildnachweis: Zuckerberg 1984 Berlin Graffiti, CC by Victorgrigas, http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AMark_Zuckerberg_1984_Berlin_Graffiti.jpg, Zugriff 19.2.2014.  
  3. http://www.thecrimson.com/article/2004/2/9/hundreds-register-for-new-facebook-website/  
  4. Quelle: http://www.vzbv.de/10146.htm  
  5. Quelle: http://www.vzbv.de/12778.htm  

Schreibe einen Kommentar