Giphy – Eine Suchmaschine für GIFs

Von Gwendoline Hubert

Es ist zu spät! Die Renaissance-Welle des GIF hat auch Sie via tumblr und MySpace erfasst und mitgerissen? Gefangen im Sog der Retrospektive verspüren Sie ein tiefes Verlangen den Konversationen beizutreten um zu giffen“. Sie könnten die Initiative ergreifen und selbst zum „GIF-Maker“ avancieren, doch ihre iPhoto Mediathek beherbergt nicht genug Content, um alle Emoticons zu ersetzen. Mithilfe der Bildersuche der Global Player unter den Suchmaschinen durchsuchten sie das Web 2.0. vergeblich nach den nostalgietriefenden Wackelbildchen der 80er Jahre? 

Dann kommt Ihnen der Release von giphy.com richtig gelegen.
Oder: Sie wissen nicht wovon hier die Rede ist, fanden das above the fold jedoch spannend und wollen dem GIF jetzt auf die Schliche kommen?
„Search in a Giphy“, wie der Link zu giphy.com jüngst prophezeite, führt Sie zur Suchmaschine für animierte Bilder im GIF-Format.

http://www.youtube.com/watch?v=Zm0BKhIxT2o

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=Zm0BKhIxT2o. Zugriff am 2.02.2013

Flashback

GIF ist ein Akronym für Graphics Interchange Format, welches 1987 von Steve Wilhite, seinerzeit Angestellter von CompuServe, entwickelt wurde.1
Damals galt es eine Art „Universal-Grafikformat“ zu entwickeln. Das Wort kann mit einem harten oder weichen „G“ ausgesprochen werden. Allerdings könnten Sie sich mit der zweiten Varianten auf der richtigen Seite schätzen, denn Choosy Developers choose GIF“.2

Vom Outsider- zum Auslaufmodell

Über die Jahre geriet GIF in die Vergessenheit. Die Ursache ist auf Änderungen in der Lizenzpolitik  im Jahre 1994 zurückzuführen. Die Erhebung von Lizenzgebühren durch Unisys“ bremste die massenhafte Verbreitung. Während sozusagen GIF in der Klasse des Web 1.0 mehrere Ehrenrunden drehte, wurde PNG nach 2.0 versetzt. 3 Das Neue unter den Formaten hatte es also geschafft. Kurz gesagt: Erfolgreich, weil kostenlos.
Dabei hatte Graphics Interchange noch so viel zu bieten:
Der geringe Verbrauch von Speicherplatz erbrachte GIF die Note „Sehr gut“, was seine Webtauglichkeit anbelangt. Die Sonderleistung mehrere Bilder in einer Datei abzuspeichern, es war einmal vor langer, langer Zeit,  der simpelste Weg eine Animation darzustellen.
Nach Fristablauf  und der Versetzung in das Online-Zeitalter 2006 musste GIF leider feststellen, dass es nicht mehr up-to-date war. Die eingeschränkte Funktion zur Transparenz, wie die Unfähigkeit zur Darstellung von hochauflösenden Bildmaterial, bildeten ein Hindernis. GIF wurde folglich von Facebook und Google auf dem Pausenhof des WWW ignoriert.4

Wer Feinde hat, hat auch Freunde

Einst einfach zu teilen, doch problematisch in der Kontrolle, wurde aus GIF ein Web-Gespenst.  Als im Jahre 2003  „MySpace“ den Boom der sozialen Netzwerke begründete und sich relativ schnell in die Riege der  sozialen Archetypen reihte, nutze GIF die verstaubte Atmosphäre, um sich auf diversen Profilseiten auszutoben.5 Erst die Nutzer der 2007 entstandenen Mikroblogging Plattform „tumblr“ schafften es dem Format neues Leben einzuhauchen. Mit der steigenden Beliebtheit des Dienstes wuchs wechselwirkend die GIF-Fangemeinde.

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=vuxKb5mxM8g. Zugriff am 2.02.2013

Jeder Trend unterliegt einem Wandel

GIF steht heute umgangssprachlich für animierte GIFs. Abhängig vom Initiator und dem Auge des Betrachters erfüllen GIFs verschiedene Funktionen.
Der Chefredakteur der Vogue Hommes Japan erkannte als einer der Ersten, dass sich der Trend der Formatnutzung immer mehr zum Gebrauch eines ästhetischen Stilmittels entwickelte.6 Folglich lancierte das Magazin in einer iPad App die animierte Fotostrecke. Die Band M.I.A. huldigte dem Format in einem ihrer Musikvideos.

Eine weitere Funktion erfüllt GIF im Sinne der Berichterstattung. Beispielsweise BuzzFeed nutzte GIF als Medium zum Kommentar und der Nacherzählung der Olympischen Spiele. 7 Des Weiteren kann der Weg des Formats in den Mainstream-Journalismus anhand der Nutzer New York Times und Business Insider verfolgt werden.
Die Art Basel/ Miami stellt neuerdings virtuell aus. Mit „Moving the Still“ wird GIF museumstauglich. Praktisch beim Worte genommen hat dies das Museum of Contemporary Art in Chicago. Diverse Vernissagen wurden im GIF-Format ausgerichtet. Die New York Public Library öffnete eigens für GIF-wütige Fotografen einen Teil des Archives. Diese durften aus antiquierten Bildern animierte Dateien für die Nachwelt aufbereiten.8

„Throw back-Format“

Laut dem Onlinedienst des Atlantic befindet sich der Hype bereits in der rezessiven Phase. Doch unmittelbar nach der Onlinestellung im Februar zählte giphy.com, die Suchmaschine für animierte GIFs, bereits 30.000 Besucher. Anscheinend haben die Autoren den Artikel noch vor dem Boom gepostet. 9 Denn durch die bloße Existenz von „Gifsearch.me“ galt die Nische in der Suchmaschinen-Historie ungleich als geschlossen.10 Was fehlte, war ein „Google für GIFs“11: Nostalgie im Web suchen und finden.

Ihre Rettung in der Not haben Sie den US-Amerikanern Jace Cooke und Alex Chung zu verdanken. Jace Cooke ist Mitbegründer von „Hot Potato“, einem standortbasierten Onlinedienst, welcher bereits 2010 von Facebook gekauft wurde. Zur Zeit betreibt Cooke den tumblrblog „Cabin Porn“12 Alex Chung ist ebenfalls kein Unbekannter in der Welt der Online-Medien. Er ist VP von „artspace.com“ und Mitbegründer des Gruppennetzwerks „The Fridge“, heute  Google Plus. 13
Noch ist die Seite etwas mau bestückt. Abgesehen von der Suchfunktion, der Möglichkeit zum GIF-Newsletter Abonnement und der Feedback-Funktion gibt es keine Call-to-Action Buttons. Auch Social Media Plug-Ins stehen dem Besucher nicht zur Verfügung.
Doch genau dieser  Online-Minimalismus ist es, welcher uns digital zurückreisen lässt. Cooke und Chung haben ihren Tribut an das Web 2.0. gezollt. Zeit, um an früher zu denken.

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