Rekordverdächtige Zahlen und ein viraler Hit: 34,3 Millionen Klicks in 24 Stunden, etwa 26 Millionen davon auf einem einzigen YouTube-Kanal. Der erste Trailer zu dem Film „Avengers: Age of Ultron“ hat das geschafft. Etwa sieben Monate bevor der Film in den Kinos gezeigt wurde und eine Woche vor dem eigentlichen Veröffentlichungstermin des Trailers.* Bis heute hat das Video1 auf dem Kanal von Marvel Entertainment mehr als 76 Millionen Klicks generiert.
von Martin Weigle
Die etwa 7 Millionen Klicks des ersten Trailers zum Film „50 Shades of Grey“ innerhalb der ersten 24 Stunden erscheinen dagegen beinahe schon mickrig.** Zum Vergleich: Age of Ultron spielte an dem ersten Wochenende nach seiner Premiere weltweit über 200 Millionen US-Dollar ein und allein in Deutschland sahen über 700.000 Kinogänger den Film. Zu dem Zeitpunkt war die Premiere in den Vereinigten Staaten noch nicht erfolgt. Es ist bei diesen Zahlen nicht verwunderlich, dass Produktionsfirmen von Kinofilmen der Premiere von Trailern eine immer größere Bedeutung beimessen. Die Veröffentlichungstermine werden angekündigt wie Premieren und geraten zu einem medialen Großereignis.
Oftmals werden erst einer oder zwei Teaser veröffentlicht, bevor der erste Trailer eines neuen Kinofilmes erscheint. Diese sollen die Trailer ankündigen und Aufmerksamkeit schaffen. So erschien ein erstes Video ohne jegliches Bildmaterial des neuen James Bond Filmes bereits vier Monate vor dem eigentlichen Trailer. Die ersten offiziellen Bilder zum Film „Suicide Squad“ wurden von der Produktionsfirma Warner Bros. exklusiv den Besuchern der diesjährigen Comic-Con in San Diego gezeigt. Nachdem ein Video mit illegal abgefilmtem Bildmaterial davon im Internet auftauchte, sahen sich die Produzenten gezwungen, das originale Material ebenfalls zu veröffentlichen. Zuvor hatten Mitarbeiter von Warner Bros. 48 Stunden lang vergeblich versucht, das illegale Video aus dem Internet zu löschen. Dieses wurde zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 5,7 Millionen Mal angeklickt. Die Verantwortlichen waren darüber nicht sehr erfreut, da damit der eigene Plan zur Promotion des Filmes nicht aufging und die Promotionskampagne kurzfristig umgedacht werden musste.***
Ein weiteres Phänomen ist die Tatsache, dass Produktionsfirmen mittlerweile extra Teams beschäftigen, die ausschließlich dafür angestellt sind, Trailer aus bereits gefilmten Material zu erstellen. Dabei kann es dann dazu kommen, dass es zu Differenzen zwischen dem Filmteam und der Marketingabteilung kommt. So geschehen bei der Produktion zum neuesten Teil der Terminator-Saga. Der Regisseur des Filmes, Alan Taylor, war verärgert darüber, dass eine überraschende Wendung des Filmes bereits im Trailer verraten wurde.****
2Über das Verraten zu vieler Details der Story ärgern sich häufig auch die Kinogänger. Es gibt im Netz Videos und Listen von Filmen, welche durch Trailer ruiniert wurden, die zu viel von der Geschichte preisgegeben haben.***** Beispiele für gute Trailer, die wenig von der Geschichte oder den Schauwerten des Filmes verraten, gibt es vor allem in der Vergangenheit. Die Kinowerbung zu Jurassic Park aus dem Jahr 1993 verrät wenig von dem, was den Zuschauer später im Kino erwartete. Dennoch konnte man erahnen, welche Spannung der Film erzeugen sollte.
3Vor allem bei Blockbustern, den Filmen, bei denen hohe Besucherzahlen am wahrscheinlichsten sind, ist es unnötig, viel von der Geschichte zu verraten. Produktionsfirmen wie Marvel oder Franchises wie James Bond haben eine große Fan-Basis und ihnen eilt der Ruf voraus, überaus erfolgreich zu sein. Bei solchen Produktionen wäre es unter Umständen gewinnbringender, wenn die Werbung weniger zeigen würde. Die Klickzahlen würden trotzdem rekordverdächtig sein.