Google – Ein Beispiel einer gelungenen Monopolherrschaft

Es gibt immer noch mehr zu erreichen, mehr zu entdecken – mit dem Ziel, als Erster zu wissen, was die nächste große Entwicklung von morgen ist. Nach dieser Firmenphilosophie scheint das Unternehmen Google zu arbeiten. Allein im Dezember letzten Jahres übernahm Google sieben verschiedene Start-up-Unternehmen für Robotertechnik – darunter auch Boston Dynamics. Kurz darauf, im Januar 2014, kaufte der Internetriese Nest für 3,2 Milliarden US Dollar, ein Start-up, das intelligente und vernetzte Thermostate und Rauchmelder baut. Wenige Tage später wurde die Firma Deep Mind Technologies vom riesigen Google-Firmennetz eingefangen. Das gekaufte britische Jungunternehmen arbeitet derzeit an künstlicher Intelligenz. Die Welt schaut ins Ungewisse – nur wenige mögen die Firmenstrategie von Google verstehen oder nachvollziehen können.

von Tim Keppke

Es stellt sich uns nun die Frage: Was will Google wirklich? Sind sie auf der wilden Suche nach dem richtigen Firmenrezept? Oder haben sie schon längst den Masterplan in der Hinterhand?
Larry Page hat vor acht Jahren mal in einem Interview verdeutlicht:

“Mir ist lieber die Leute sind verwirrt, als dass wir unseren Konkurrenten zeigen, was wir vorhaben.” (www.capital.de, 28.05.2014)

Ist die Unwissenheit der Nutzer also nur rein firmenpolitisches Kalkül? Immerhin haben 2005 mehrere Internetexperten kritisiert, dass “Google außer Kontrolle sei” und Projekte “wie mit einem Schrotgewehr angehe.” (Steven Levy: Google Inside 2008) Im Großen und Ganzen konnten die klugen Köpfe aus Silicon Valley jegliche Kritiker verstummen lassen – und zwar mit ihrem wahnsinnigen Erfolg. Nach 16 Jahren Firmengeschichte gab es sicherlich Fehlschläge, Missmut und die ständig wachsende Angst der Nutzer, doch Google hat sich eine uneinholbare Monopolherrschaft in vielen Bereichen gesichert. Siebzig Prozent aller Suchanfragen laufen weltweit über die Google Server, in Deutschland beträgt der absolute Marktanteil sogar fast über neunzig Prozent. Google hat unser Leben geprägt und verändert. Diskutieren lässt sich immer, ob die Änderungen positiv oder negativ waren. Bei einem können wir uns aber sicher sein: die meisten Menschen verbinden mit Google das Internet.

Auch finanziell haben sich die Investitionen gelohnt, wie an folgenden Beispielen zu erkennen ist. Vor einigen Wochen veröffentlichte Google einen Jahresendbericht, in dem ein Gewinn von 12,9 Milliarden US Dollar vermerkt ist. Fast 85 Prozent des 60-Milliarden-Dollar Umsatzes verdankt das Internetunternehmen seinen Werbeanzeigen.


Larry Page und Sergey Brin, die Gründer von Google, nennen sich selbst die “10x-Denker.” Alles, was Google in die Finger nimmt, soll zehn Mal besser sein als zu vergleichende Produkte der Konkurrenz. Ihre sogenannten “moonshots” müssen als Produkt in den Alltag passen, sie müssen wichtig genug sein, „um von Millionen von Menschen zwei bis drei Mal am Tag genutzt zu werden.”1

Seit Kurzem dringt Google in neue Gebiete vor, wenn es im Grunde genommen jedoch noch um das- selbe Geschäft geht: Daten. Und mit diesen Daten soll Gewinn erzielt werden. Googles weltweite Vernetzung dringt in neue Dimensionen ein. Gmail, Android, Chrome und Co. scheinen schon jetzt eine Art „Betriebssystem unseres Lebens“ (Capital März 2014, S.35) zu sein. Larry Pages Vision von 2004, gefunden in einem Handbuch der US-Börsenaufsicht, zeigte damals schon die deutliche Bereitschaft zu einer noch ungeahnten Reise:

“Die Google Suche wird in das Gehirn integriert werden. Wenn man an etwas denkt und nicht viel darüber weiß, wird man automatisch Informationen dazu erhalten. Es wird Implantate geben, die einem bereits Antworten liefern, wenn man nur an etwas denkt.”

Ist es also Googles einziges Ziel großartige Dinge zu bauen, die noch nicht existieren? Basiert ihre Firmenphilosophie auf rein urkapitalistischen Gedanken und das Ziel ist wirtschaftliche Weltherrschaft? Oder kann man gar so weit gehen zu sagen, dass Google sektenähnliche Züge besitzt und, in bekannter Weise vertraglicher Zusammenarbeit mit dem US Militär, plant durch eine “Roboterarmee” á la Terminator alle von sich abhängig zu machen?


Google ebnet als nutzerfreundlicher Multikonzern – in Monopolstellung – den Weg in ein Zeitalter, in dem Daten die digitale Währung sind. Das eigentliche Bedrohungspotenzial liegt bei Google nicht in der monopolartigen Dominanz im Such- und Werbegeschäft, sondern in den Daten, die es sammelt und bereits gesammelt hat. Je mehr innovative Geschäftsideen Google umsetzt und je intensiver sie von vielen genutzt werden, desto größer wird auch das in dem Datenschatz schlummernde Missbrauchspotenzial. Google sammelt wegen seiner zentralen Funktion im Internet als Suchmaschine und mit Hilfe seiner attraktiven Angebote – von Online-Textverarbeitung wie Drive bis Videoportale wie Youtube – Daten aus so vielen unterschiedlichen Bereichen wie kein anderes Unternehmen auf der Welt. Allein durch Youtube hatte Google nach drei Jahren zwölf Terabyte an Nutzerdaten angehäuft. Das ist aber verglichen mit den Datenbergen, die die Street-View-Fahrzeuge jeden Abend in die Google-Server einspeisen, noch gar nichts. Jedes einzelne von ihnen trägt in einem Monat mehr als fünfzig Terabyte zusammen. Das heißt, die Protokolldateien, in denen Youtube das Treiben seiner Nutzer aufzeichnet, „enthalten eine größere Informationsmenge als die zehn Millionen Bücher der berühmten Library of Congress in Washington.“ (Steven Levy, Google Inside: 2008) Wenn dann Standortinformationen durch Android dazukommen und Gesundheitsangaben aus Google Health, ist wenig vorstellbar, was Google über jemanden, der seine Dienste intensiv nutzt, nicht weiß.

Andererseits liegen der Öffentlichkeit keinerlei Hinweise dafür vor, dass Google seine Datenschutzrichtlinien verletzt, indem es Benutzerprofile an andere Unternehmen verkauft Die Wahrheit über das, was Google wirklich will, liegt zwischen Verschwörungstheorien und Überlegungen hypothetischer Natur.

 „Das Unternehmen ist eine lernende Organisation.“ (Horace Dediu – Interview: 2013)

In der Regel hat ein Unternehmen eine Strategie, mit der es ein bestimmtes Ziel erreichen will. Bei Google ist der Prozess das Ziel. Die Kalifornier verfügen über enorme Technologieexpertise und viele versierte Wissenschaftler, um diese in zahllosen Experimenten auf verschiedene Branchen anzuwenden.

Die Frage lautet demnach nicht, „Was will Google wirklich?“, sondern:

„Wer kann Google überhaupt noch aufhalten?“

  1. Vgl.: http://www.fmm-magazin.de/internet-riese-google-mit-dem-zahnbuersten-test-zum–finanzen-mm_kat146_id7442.html, Zugriff 18.8.2014.  

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