Let’s F-ing VyRT

~ von Denis Winkelmann

VyRT ist ein Hybrid aus Videoplattform und sozialem Netzwerk und macht Konzerte und Veranstaltungen weltweit erreichbar. Angeboten werden durchweg interaktive Live-Streams, für die angemeldete Nutzer Tickets kaufen können. Überteuerten Konzertkarten oder gar verpassten Auftritten soll so der Kampf angesagt werden. Gegründet wurde das Start-Up von Jared Leto, Sänger und Frontmann der Alternative/Synth-Rock-Band 30 Seconds to Mars.

Ganz so neu ist die Idee aber nicht. Anlässlich ihres 300. Konzerts im Dezember 2011 zu ihrem dritten Album „This is War“ plante Sänger Leto bereits eine vollständige Live-Übertragung im World-Wide-Web. Dieses Pilotprojekt wurde in einer zweiwöchigen Social-Media-Kampagne vorbereitet. Unter anderem wurde erfolgreich der Hashtag #VyRT über Twitter, später dann auch bei Instagram und Facebook, etabliert.

Das Ziel von VyRT ist es, dem Nutzer unabhängig vom Austragungsort Veranstaltungen weltweit live und in hoher Qualität anzubieten. Eine der zentralen Botschaft der Plattform sei die Möglichkeit, einzigartige Momente zu teilen, wie Gründer Leto betont.1 Der Weg dahin ist recht simpel: nach einer Registrierung auf http://www.vyrt.net verfügt der Nutzer über ein einfaches Profil. Gespeichert werden E-Mail-Adresse, Geburtsdatum und Nutzernamen, auf Wunsch auch ein Avatar. Nötig ist die Hinterlegung der aktuellen Zeitzone, da diese relevant für die Versendung des digitalen Tickets ist. Nun kann der Nutzer auf einer Pinnwand anstehende Veranstaltungen auswählen und ein digitales Ticket erwerben2.

Die Bezahlung läuft über Kreditkarte oder ein Paypalkonto. Die Preise erscheinen mit einer Spanne von 4,99 bis 9,99 Dollar (3,82 bis 7,60 Euro) abhängig von der Art der Veranstaltung sehr günstig. Hat der Nutzer eine Veranstaltung gebucht, bezieht er innerhalb von 48 Stunden vor Beginn einen Freitschaltungscode per E-Mail. Dieser Code kann nur einmal verwendet werden. Es wird die Möglichkeit geboten, digitale Tickets zu verschenken. Diese müssen aktuell jedoch alle noch einzeln bezahlt werden. Die Übertragung der Tickets läuft über verschlüsselte SSL-Verbindungen. Gestreamt werden die Live-Videos in Full-HD mit einer Auflösung von 1080p (1920 x 1080 Pixel). Verwendet werden dabei die typischen Codecs H.264 und AAC3.

Wohinzimmerkonzerte

Während des laufenden Streams ist es dem Nutzer möglich, sich mit allen Teilnehmern in einem dem Videofenster angegliederten Chat auszutauschen. Dieser nennt sich „The Mars Laboratory“, ist unabhängig von den Veranstaltungen nutzbar, und kann mit bestehenden Twitter-, Facebook- und Envolvekonten verknüpft werden4. Sofern der Rahmen der Veranstaltung es erlaubt, können die Veranstalter, zumeist Künstler, selbst auf Anfragen aus dem Chat reagieren und mit dem Zuschauern in den Dialog treten. Diese Interaktivität verleiht beispielsweise Behind-the-Scenes- und Making-Of-Formaten eine neue Dimension. Der Chat ist wiederum in den „Mainroom“ und „My Room“ unterteilt, in den der Nutzer nach Belieben andere Nutzer zu privaten Gesprächen einladen kann, falls der „Mainroom“ zu voll sein sollte. Selbstverständlich verfügen die Videofenster über Social Plugins und eine Einbindung des digitalen Marktplatzes iTunes Store mit Verweis zum aktuellen Album.

Kind zweier Welten

VyRT kann sich hier als dialogorientierter Live-Video-Anbieter von ähnlichen Angeboten klar absetzen. Es bietet die Aktualität zeitgleich übertragener themengleicher Fernsehangebote wie beispielsweise des WDR Rockpalastes. Und erweitert dies um den Austausch mit dem Publikum in Echtzeit. Damit ist VyRT interaktiver als normale Videoplattformen wie Youtube, Clipfish oder Vimeo. Die Plattform positioniert sich strategisch klar mit einer Differenzierungsstrategie, nutzt die Verschmelzung von sozialer Vernetzung und Live-Video-Übertragung als USP und schafft so durch unmittelbare Produktnähe enge Kundenbindung. Über diese USP können die Künstler direkt für ihre Erzeugnisse werben, können Entscheidungen erklären sich mit ihren Fans (Kundenstamm) austauschen.

Kleiner Name, große Reichweite

Neben einigen offiziellen Live-Konzerten veranstalten 30 Seconds to Mars erfolgreich ihre „Mars Lab“ Sitzungen im Studio sowie eigene, eher privat gehaltene, Kochsendungen. Alle Sendungen waren bis jetzt ausverkauft. Beworben wird der digitale Ticketverkauf über die VyRT-eigenen Präsenzen bei Twitter (36 798 Follower)5 und Facebook (29 147 Likes)6. Über den Namen der Plattform wurde während der Etablierung des Hashtags #VyRT in der Fangemeinde viel diskutiert. Leto fasst es kurz wie folgt zusammen7:

It just came to me. I wanted a word that could be used both as a noun and a verb, and I also like the connection between “vertical” and “virtual”.

Verpasst der Nutzer dann doch wegen Zeitverschiebung einen für ihn wichtigen VyRT, kann er einige davon als Full-HD-Video in der Kategorie VyRT DIRECT käuflich erwerben. Auch hier variieren die Preise zwischen 4,99 und 9,99 Dollar pro Video. Künstler wie Ryan Betty und Jonas Brothers bieten über VyRT ebenfalls Konzertekarten an, Festivals wie das Bonnarioo 2013 und das KROQ Weenie Roast 2013 wurden auch digital vermarktet8.

  1. http://www.youtube.com/watch?v=Vr2Wuj1adio  
  2. https://beta.vyrt.com/pages/help  
  3. https://www.vyrt.com/read/  
  4. http://30stmgermany.wordpress.com/vyrt/  
  5. https://twitter.com/VyRTcom  
  6. https://www.facebook.com/WeAreVyRT?fref=ts  
  7. http://30stmgermany.wordpress.com/vyrt/  
  8. https://beta.vyrt.com/products  

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