Besser twittern mit App.net?

von Antonia Langula

Facebook hortet unsere Daten und Twitter richtet sein Profil immer mehr nach Werbekunden aus. Eine Alternative soll die noch junge Plattform App.net, kurz ADN, bieten. „Wir verkaufen unsere Produkte, nicht unsere User“, so der Seitenhieb gegen den Konkurrenten Twitter.1

App.net ist ein Microblogging-Dienst, mit starker Ähnlichkeit zu Twitter aber komplett werbefrei. Die Nutzer behalten uneingeschränkt die Kontrolle über ihre veröffentlichten Inhalte und es werden keine Daten an Dritte verkauft. Das hat natürlich seinen Preis und den müssen in diesem Fall die User bezahlen. Im Gegensatz zu den etablierten Sozialen Netzwerken ist ADN kostenpflichtig.

Der Nachteil von rein werbefinanzierten Diensten liegt für den ADN-Gründer Dalton Caldwell auf der Hand: Twitter generiert Einnahmen durch Werbekunden und dementsprechend wird die Plattform auf deren Bedürfnisse ausgerichtet, nicht auf die der eigentlichen Nutzer. Grund genug für Dalton Caldwell im August 2012 eine Alternative, App.net, zu gründen.

Quelle: Join the Movement at join.app.net von AppDotNet auf Vimeo zugegriffen am 03.03.2013

Das Startkapital erhielt er durch eine Crowdfunding-Aktion. In weniger als einem Monat wurden mehr als 500.000 Dollar gesammelt2. Um sich finanzieren zu können, müssen aber fortlaufend Einnahmen generiert werden. Ursprünglich zahlten Nutzer einen Jahresbeitrag von 50 Dollar. Als im Oktober 2012 die Mitgliederzahl von 20.000 erreicht wurde, wurden die Beiträge gesenkt3. Mittlerweile gibt es auch kostenfreie Einstiegsangebote, sogenannte Freemium-Mitgliedschaften, allerdings mit eingeschränkten Funktionen. Man kann sich nur mit 40 anderen Usern verbinden und hat weniger Speicherplatz. Außerdem muss man von einem bezahlenden Mitglied eingeladen werden.4

Übrigens: nicht nur die User müssen für die Nutzung von ADN bezahlen. Auch Entwickler, also Personen, die geeignete Applikationen programmieren, zahlen Beiträge. Dafür können sie eigene Applikationen erstellen und erhalten direktes Feedback von den Usern. Um das weiter anzukurbeln, wurde das App.net Developers Incentive Program ins Leben gerufen. Applikationen, die bei den Usern besonders gut ankommen, werden monatlich mit bis zu 20.000 Dollar honoriert.5 Die Strategie hat scheinbar Erfolg, sieht man sich die Liste bei Github an.

Twitter oder ADN? Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten:

Die Benutzeroberfläche von ADN sieht wie eine reduzierte, „schlankere“ Version von Twitter aus. Und es gibt nicht nur optische Ähnlichkeiten – die Grundfunktionen wurden ebenfalls übernommen. Twitter-Nutzer werden sich leicht zurechtfinden: Kurznachrichten werden auch bei ADN mit Hashtags und @-Zeichen versehen. Analog zur retweet-Funktion werden „Reposts“ mit dem Wort „via…“ eingeleitet.

Wird sich ADN in Zukunft gegen Twitter durchsetzen können?

App.net ist nicht bloß eine kostspielige Kopie von Twitter, sondern bietet einige Vorteile, vor allem Werbefreiheit und größeren Datenschutz. Der Erfolg von Facebook & Co. zeigt aber, dass viele Menschen sehr wohl bereit sind, Werbung und den Verkauf ihrer Daten für die kostenfreie Nutzung sozialer Netzwerke in Kauf zu nehmen. Die Möglichkeit, jetzt auch gratis Mitglied bei App.net zu werden, wird vermutlich einige neue User anziehen.

App.net ist nicht nur eine Twitter-Alternative, sondern bietet vor allem Entwicklern die Möglichkeit ihre eigenen Applikationen zu veröffentlichen. Wenn das Geschäftsmodell aufgeht, dann hat ADN gute Chance neben Twitter bestehen zu können – ersetzen wird es das soziale Netzwerk wohl nicht können.

  1. Quelle:https://join.app.net/  
  2. Quelle: http://daltoncaldwell.com/we-did-it  
  3. Quelle: http://marketingland.com/app-net-lowers-prices-as-membership-approaches-20000-users-23078  
  4. Quelle: http://blog.app.net/2013/02/25/introducing-a-free-tier/  
  5. Quelle: http://blog.app.net/2012/09/27/announcing-the-app-net-developer-incentive-program/  

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