Zeitung geht weiter – hier die NYT

1.) „Zeitung“ soll sich ja von „zidunge“, Zeitzunge, herleiten, schon um 1300 verwendet im Kölner Raum, also lange Zeit, bevor mit beweglichen Lettern hierzulande dann gedruckt wurde. Und auch daher mag es Zeitungen, so oder so, weitergeben, als „Zeitzunge“.
Der Ex-BBC-Generaldirektor Mark Thompson, ein Brite, führt seit 2012 als CEO die „New York Times“ (siehe http://meedia.de/2017/11/14/was-deutsche-zeitungsverleger-vom-chef-der-new-york-times-lernen-koennen/?utm_campaign=NEWSLETTER_MITTAG&utm_source=newsletter&utm_medium=email, Aufruf 14.11.2017, 18.00 Uhr). Die New York Times gilt als weltweites Leuchtturm-Medium und vielen als DIE Zeitung. Der NYT ging es Ende 2017 mitten im digitalen Wandel relativ gut. Von Januar bis September 2017 wuchs ihr Umsatz um fast sieben Prozent, die Zeitung zählte über zwei Millionen zahlende Digital-Abonnenten.

Geschäftsführer Mark Thompson sagte im Interview mit Ken Doctor vom „NiemanLab“ (http://www.niemanlab.org/2017/11/newsonomics-the-new-york-times-mark-thompson-on-regulating-facebook-global-ambition-and-when-to-stop-the-presses-forever; Aufruf 14.11.2017, 18.10 Uhr), er rechne damit, dass Print-Anzeigen 2018 zum nur noch viertgrößten Umsatzaspekt werden, nach Print-Aboverkäufen, Digital-Aboverkäufen und Digital-Anzeigen. Der Anteil von Print-Anzeigen bei der Times sank (ähnlich wie z.B. bei der deutschen FAZ) von früher 75 bis 80 Prozent auf nunmehr 17 Prozent am Gesamtumsatz.

Thompson bezeichnet Print als „gereifte Plattform“. Mag heißen: Wachstum ist hier nicht mehr zu erwarten. Trotzdem hat die Times noch über eine Millionen Abonnenten ihrer umfangreichen Sonntagsausgabe. Die Print-Anzeigen schwinden in deutlich schnellerem Tempo, als die Auflage sinkt. Das Print-Modell der New York Times könne aber sogar ganz ohne Anzeigen noch Gewinn erwirtschaften, sagte Thompson. Auf lange Sicht könne er sich eine Zukunft für die NYT ganz ohne Print-Plattform durchaus vorstellen.

Unter Thompsons Führung hat sich die New York Times eine „Subscribers first“ Strategie verordnet. Die Umsätze, die direkt von den zahlenden Abonnenten kommen, wurden zur Lebensader der Zeitung und machten Ende 2017 (Digital und Print) 62 Prozent am Gesamtumsatz aus. Erklärtes Ziel blieb, dass 70 Prozent des Gesamt-Umsatzes von Abo-Erlösen kommen. 2012 lag die Abo-Quote am Umsatz noch bei 44 Prozent.

Was Reichweiten angeht, kann selbst die New York Times nicht den Vergleich mit neuen Digitalmedien oder Social-Media-Riesen gewinnen. Dafür gilt ihr Marken-Image als sehr gut. Die Zeitung sei eine wesentlich sicherere Marke für Werbetreibende als einige der Silicon Valley-Unternehmen, sagte Thompson. Sollte heißen: Bei der NYT konnten Firmen sicher sein, dass ihre Werbung in einem vergleichsweise seriösen Umfeld steht – anders als bei manchen Plattformen. Dass sich die Millennials von alten Medien wie der Times abwenden würden, wies Thompsson zurück. Im Gegenteil. Medienmarken wie die New York Times wurden eben nicht durch neue Marken wie die Huffington Post oder Buzzfeed ersetzt. Die NYT hatte laut Thompson rund 35 Millionen Millennials bei den Unique Visitors aus den USA.

Bemerkenswert: Die New York Times verkaufte eigene digitale Abo-Pakete für ihre Kreuzworträtsel. Die Zeitung hatte über 300.000 zahlende Kreuzworträtsel-Abonnenten. Auch Koch-Ratgeber und Produkttests waren im Angebot.
Thompson wünschte weitere zusätzliche Abo-Produkte für die NYT, im Sinne von Diversifizierung.

2.) Sprachkritisch im Kaleidoskop heute betrachtet: Im RBB-Inforadio wurde am 15.11.2016 um 21.12 Uhr in einem Bericht zum Obama-Besuch gesagt: „Viele Griechen bezweifeln allerdings, ob das unter Donald Trump so weitergeht.“ Ich denke, hier sollte es „zweifeln“ heißen, und das Wort „ob“ lässt es in der Waage, inwiefern es weitergeht. „Bezweifeln“, sofern es nicht gleichbedeutend ist mit „zweifeln“, jedoch scheint mir schon stärker, weshalb ich sagen würde: „Viele Griechen bezweifeln allerdings, dass das unter Donald Trump so weitergeht.“ Ein anderes Beispiel, um den Unterschied zu verdeutlichen: „Er weiß nicht, dass Du kommst“ geht von dem Fakt des Kommens aus. „Er weiß nicht, ob Du kommst“ lässt die Wahrscheinlichkeit des Kommens im Ungefähren, vielleicht bei etwa 50 Prozent.

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