Im ARD-Weltspiegel im Ersten ging es am 6.6.2017 mehrfach um den „Altlinken Jeremy Corbyn“. Auch die Süddeutsche Zeitung nennt den Labour-Vorsitzenden seit langem so (siehe unter anderem http://www.sueddeutsche.de/politik/labour-party-ein-altlinker-kaempft-um-den-vorsitz-1.3118984; Aufruf 7.6.2017, 17.53 Uhr), und viele andere Medien der selbsternannten Mitte ebenfalls. Aber vielleicht war die Mitte ja nie mittig, nicht einmal gestern und in den alten Zeiten?
Klingt das Wort „Altlinker“ neutral? Nein, da schwingt Überholtheit mit, Verstaubheit, Ewiggestrigkeit. Neu-Rechte hingegen erscheinen in solchem Kontext als up to date, Neo-Liberale sowieso. Redet man in wichtigen Redaktionenn von Alt-Rechten oder Alt-Liberalen? Nein, aber von Neo-Konservativen ohne Probleme.
Mein Punkt: Alt-Nazis soll es geben, und eben Alt-Linke. Beides klar abwertend gemeint und verwendet. Und in dieser Gleichschaltung – pardon: Gleichsetzung – noch problematischer als ohnehin. Ironie der Geschichte: Viele junge, kluge, progressive Leute unterstützen den „Altlinken“ Corbyn, so, wie das auch schon bei Bernie Sanders in den USA der Fall war. Und am Ende des Tages merken vielleicht auch unsere mittelmäßigen Mainstreamer, dass ein Corbyn in der Hand womöglich besser wäre als der nächste Trump auf dem Dach.