1.) Die dpa hat nicht nur 2009 erstmals Verluste gemacht, sondern sie hat jetzt auch erstmals einen einheimischen und echten Herausforderer: Der neue Dienst „dapd“ als Summe von ddp und deutschem Dienst von AP will ab September 2010 die dpa verzichtbar machen, mit einem Komplettangebot „Basisdienst“ (außer Sport). Einige Zahlen zum Vergleich für 2010 – dpa: 800 Meldungen täglich, 2000 Fotos, 450 Journalisten und 50 deutsche Büros, dapd: 500 Meldungen, 2000 Fotos, 300 Journalisten und 31 Büros. Chefredakteur und Geschäftsführer ist seit April 2010 Cord Dreyer, der zuvor lange Jahre für dpa arbeitete. Er gründete für dapd auch eine eigene Recherche-Abteilung mit sechs Journalisten. Ein Hoffnungsschimmer für die dpa mag trotz des Abspringens der größten deutschen Regionalzeitung „WAZ“ (Januar 2009) sein, dass die Agentur sich seit ihrer Gründung 1949 im genossenschaftlichen Besitz vieler deutscher Verlage befindet – und wer sägt schon ganz einen Baum ab, den man selbst gepflanzt hat? (Quelle BLZ 4.7., S.33) 2.) Radio ist weiter „in“: Laut der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse, seit 1954 ein Interessenverband von Werbe-Wirtschaft und Medien, stieg 2009/2010 die tägliche Hördauer um sechs auf 198 Minuten. Männer hören laut AGMA mit 210 Minuten deutlich länger Radio als Frauen (186 Minuten). Ältere hören absolut mehr Hörfunk – die 30- bis 59-Jährigen 228 Minuten pro Tag. Bei den Jüngeren sind es zwar nur 141, aber interessant scheint hier die Tendenz: Fünf Minuten mehr als bei der Erhebung zuvor. Der – sicherlich interessierte – AG-Vorstand Dieter Müller sieht damit das Vorurteil widerlegt, dass die höhere Internetnutzung der 10- bis 29-Jährigen deren Radio-Nutzung verringere. (Quelle BLZ 7.7.2010, S.30) 3.) Katrin Müller-Hohenstein ist nicht nur die manchmal etwas launige Gesprächspartnerin von Oliver Kahn im ZDF am Rande der Fußball-WM (die schon mal vom „inneren Reichsparteitag“ eines Miroslav Klose spricht). Ihr scheint es zu gehen wie auch manch anderem moderierenden „Kopf“ des Senders (wir erinnern uns des Falles von Moderatorin Andrea Kiewel wegen einer Schleichwerbungsaffäre im Zusammenhang der Diät-Firma „Weight Watchers“ im Dezember 2007) : Das Trennungsgebot zwischen Journalismus versus Werbung/PR (siehe Pressekodex-Ziffer 7) erscheint eher milchig als klar. Der Müller-Milch-Konzern (nomen est omen, der Name ist ein Zeichen) hatte mit seiner Molkerei-Marke Weihenstephan – bekannt auch als Werbekunde des ZDF-Morgenmagazins – einen Vertrag mit Frau Müller-Hohenstein, aus dem auch Web-Werbeauftritte der Moderatorin für die Molkerei unter dem Label „eine professionelle Journalistin“ als „Schirmherrin“ eines so genannten „Qualitätsbeirates“ der Firma resultierten. Spannend war nun die Debatte, was die ZDF-Verantwortlichen ihrer freien Mitarbeiterin Müller-Hohenstein ausdrücklich erlaubt hatten, oder eben auch nicht. Im „Spiegel“ hieß es schließlich, Ex-Chefredakteur Nikolaus Brender habe seinerzeit Frau Müller jede werbliche Tätigkeit explizit untersagt. Sein Nachfolger Peter Frey wurde vom „Medium Magazin“ zitiert, er sei „nicht glücklich“ über diese Art der Präsentation und auch des Vertrages eines „journalistischen Kopfes“ des ZDF. Und die Moderatorin? Sie bedauert laut Medienberichten das Engagement, wolle nun alle Einnahmen spenden und sagte: „Es war nie meine Absicht, zu werben“. So oder so – alles Müller, oder was? (Quellen vor allem: SZ und BLZ vom 5.-7.7., Medienseiten) 4.) Und nun noch einen halben Liter Sprachkritik. Denn was schreibt die „Süddeutsche“ (5.7., S.15) zur Affäre unter dem Kürzel tyc: „“ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein hat sich bei Chefredakteur Peter Frey (…) entschuldigt“. Auch das noch – wenn selbst Kollegen der SZ anscheinend nicht wissen, was „entschuldigen“ bedeutet, dann ist wohl bald wirklich alles Müller – oder was?

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