1.) Die größte deutsche Nachrichtenagentur dpa machte im Jahre 2009 erstmals Verluste. Der Fehlbetrag liegt bei 3,8 Millionen Euro, laut dpa-Geschäftsführung vor allem umzugsbedingt (Hamburg – Berlin, wo im September die neue Zentrale in den Axel-Springer-Passagen starten soll). Das bedeutet einen Umsatzrückgang gegenüber 2008 von 4,1% auf 90,3 Millionen Euro. Hauptgrund ist laut dpa die Kündigung 2009 durch die auflagenstärkste deutschen Regionalzeitung (WAZ/Essen). Spannend sind die Entwicklungen zu einem Nebeneinander von Journalismus und PR bei der dpa und beim großen innerdeutschen Konkurrenten ddp/APAD: Laut dpa-Geschäftsführer Malte von Trotha finanziert sich das nachrichtliche Kerngeschäft auch 2010 nicht selbst: Es sei schade, dass der journalistische Wert nicht so goutiert werde, dass eine Null herauskomme. Deshalb arbeite die dpa mit einem eigenen PR-Dienstleister „News Aktuell“, wie auch der Konkurrent ddp/APAD mit ddp direct. Ständig wird hier laut Trotha investiert, um neue Produkte zu starten.
Und auch weltweit gibt es Bewegung bei den Nachrichtenagenturen: Der Nachrichtensender CNN kündigte der US-Agentur AP, um künftig eigene Schlagzeilen zu verkaufen. Der in Atlanta ansässige Sender betreibt seit 1980 in den USA und seit 1985 international TV-Nachrichtenkanäle, Ableger auch in der Türkei, Spanien, Chile und Indien. Jetzt im Juni 2010 kündigte CNN der Agentur AP mit dem Ziel, selbst Nachrichtenschlagzeilen zu verkaufen. Allerdings blieb AFP und kam nach dreijähriger Pause Reuters wieder hinzu als Lieferant. CNN als eigene Quelle und werdende Agentur? CNN News Wire und CNN Share sind die neuen Marken des Konzerns. CNN News Wire verkauft Recherchen einzeln oder im Abo. CNN-Chef Jim Walton sagte: „Ab sofort werden wir die Hauptquelle für alle unsere Plattformen sein“ Plattformen von CNN sind TV-Sender, News-Portale im Netz und Radio-Nachrichten. Darüber hinaus experimentiert CNN mit einer ganz neuen Technologie: „Newstin“ als Plattform aus Prag, deren „Emerging Stories Detector“ das Netz gemäß Nutzerbedürfnissen nach aufkommenden Storys durchsucht. Laut Medienberichten ist CNN dazu auch mit deutschen Sendern und der Bild-Zeitung im Gespräch. (Haupt-Quelle: BLZ vom 26. und 28.6.2010, S.30 und 34)
2.) Fußball scheint gerade dieser Tage immer zu laufen (wenn nicht gerade eine Prinzessin heiratet) – das sport-kulturelle Magazin „11 Freunde“, laut IVW im ersten Quartal 2010 monatlich beim Heftpreis von 3,90 Euro immerhin mit einer Auflage von 79.000 Exemplaren (mehr als die tägliche taz beispielsweise), läuft ab jetzt für den Verlag Gruner + Jahr (Hamburg) auf. G+J +übernahm 51 Prozent der Anteile. Der bisherige Chefredakteur Philipp Köster bleibt im Amt und auch Mitgesellschafter, hält nun aber statt 25 Prozent nur noch 15,7 Prozent der Anteile am Geschäft. Und wird am 26.6. vom Branchendienst kress mit der Aussage zitiert (http://kress.de/mail/alle/detail/beitrag/104844-fussball-kultur-am-hamburger-baumwall-g-j-uebernimmt-mehrheit-an-11-freunde.html: „Gruner + Jahr steht wie kein zweiter Verlag in Deutschland für Qualitätsjournalismus, aber auch für hoch professionelle Vermarktung. Wir haben einen Partner gefunden, der unserem Magazin weit reichende Entwicklungsperspektiven bietet.“ Und der lesende Fußball-Interessierte fragte sich – gilt weiter der Fußball-Legende Adi Preißlers Motto „Entscheidend is’ auf’m Platz!“ – oder mittlerweile dessen Modernisierung: „Entscheidend is’ auf’m Marktplatz!“.
3.) Info-Radio (RBB)-Moderator Dietmar Ringel am 30.6. um 8.44 Uhr: „Jetzt, wo sich alles um Fußball dreht“. Und da kann man sich natürlich auch nach dem Jahr fragen, „wo“ er seinen Journalistik-Abschluss gemacht hat, oder? Das waren noch Zeiten, als gutes, weil vielseitiges Deutsch gelehrt und gelernt wurde. Aber „wo“ wir gerade dabei sind ,-) ….