1.) Der Potsdamer Marik Roeder alias „Dark Viktory“ hat für sein Internet-Newsformat „BrainFed“ im Animationsstil den Publikumspreis des Grimme Online Award 2016 erhalten. Die Jury erklärte, der Mann und seine Redaktion lieferten damit für Jugendliche sehr gut aufbereitete Hintergrundinformationen zu politischen und gesellschaftlichen Ereignissen (vgl.http://www.pnn.de/potsdam/1090046/; Aufruf am 7.7.2016, 10.30 Uhr). Roeder hat auf YouTube derzeit seit seinem Aktivwerden 2009 genau 607.458 Abonnenten und 70.673.022 Aufrufe. Mit den etwa zweiwöchentlich erscheinenden Beiträgen zu „BrainFed“ von rund drei Minuten Länge erreicht er jeweils etwa 100.000 Aufrufe.
Frage aber: Ist das Journalismus? Also möglichst unabhängig von Interessen Dritter (Wirtschaft, Politik etc.)?
„BrainFed“ wird, wie auch im Abspann zu sehen ist, von der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützt. Diese ist eine nachgeordnete Behörde des Bundesinnenministeriums. Okay, warum nicht, oder?
Ein Beispiel, das mir schnell auffiel: Im „BrainFed“-Beitrag vom 21.6. ging es um das damals gerade bevorstehende Referendum der Briten zur EU (https://www.youtube.com/watch?v=QiS0WHq7cPQ&list=PLWHmptl7dh-U1-mQNP07yCBfQ4GUQHYui&index=2, Aufruf am 7.7.2016, 10.45 Uhr).
Und wie das Leben so spielt: die mutmaßlichen „Brexit“-Unterstützer werden als alte, eher dumme Griesgrame dargestellt, die EU-Unterstützer hingegen als nette, ziemlich schlaue Nachwuchskräfte. Hätte Thomas de Maiziere nicht besser sagen können, geschweige denn filmisch so gut herübergebracht. Also – Journalismus oder Auftragskommunikation?
2.) Und jetzt droht hier die nächste Sprachkritik – schlimm:
„Ceta-Handelsabkommen droht zu scheitern“, titeln dieser Tage viele Medien, zum Beispiel der Weser-Kurier (http://www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-Ceta-Handelsabkommen-droht-zu-scheitern-_arid,1412873.html, Aufruf am 7.7.2016, 10.55 Uhr). Nein, ich denke, das „droht“ nicht. Zumindest sollte es das nicht tun, in einer informationsbetonten, also objektivierenden Schlagzeile. Das Scheitern könnte bevorstehen oder wahrscheinlicher werden oder eben passieren – aber „drohen“ kaum. Es sei denn, man bewertet dieses etwaige Scheitern sehr negativ, wie einen drohenden Tsunami oder eine drohende Unwetterfront. „Drohen“ können per Definition nur ganz klar schlechte Ereignisse oder Entwicklungen. Deswegen sind solche Nachrichten-Überschriften ziemlich sicher eines: bewusste oder unbewusste Kommentare aus den Medienhäusern.