1.) Frauen scheinen soziale Netzwerke wie vor allem Facebook und Youtube deutlich mehr als Männer zu nutzen. Laut dapd ergab eine Studie von Tomorrow Focus Media mit 1099 Teilnehmern im Oktober 2010, dass knapp 70 Prozent aller Netzwerker Nutzerinnen sind. Weniger überraschend, dass die Nutzerschaft überwiegend jung ist – die Unter-30-Jährigen machen mehr als 60 Prozent aus. Sagen die Befragten (vgl. BLZ 16.11.2010, S.30).

2.) Der Axel-Springer-Verlag, der sich laut Kress-Mediendienst 2010 auf wirtschaftlichem Rekordkurs befindet, will neue Messungen der Nutzerzahlen zur besseren Festlegung der Anzeigenpreise. Vorstandschef Mathias Döpfner sagte, ihn interessiere die „multimediale Reichweite einer Marke und ihrer Inhalte auf allen Plattformen.“ Darüber verhandele Springer mit der IVW, der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern. Springer strebe an, 2017 die Hälfte seiner Umsätze im digitalen Bereich zu erwirtschaften (vgl. BLZ 9.11.2010, S.26).

3.) Volker Lilienthal, seit 2009 Augstein-Stiftungsprofessor an der Universität Hamburg und einer der angesehensten investigativen Journalisten in Deutschland, sieht die wichtige „rezeptive“ Seite des Journalismus unter Druck (vgl. Freitag, 2.9.2010, S.15): Journalisten sollten zunächst fragen und zuhören, also mit verschiedenen relevanten Quellen reden können. Diese rezeptiven Anteile werden laut Lilienthal immer mehr verkürzt – „weil Mitarbeiter fehlen und weil das Produzieren wichtiger wird“. So müssen mittlerweile viele Journalisten gleich (in des Wortes doppelter Bedeutung) für mehrere Plattformen oder Kanäle produzieren. Andererseits wirken neben diesen vor allem betriebswirtschaftlichen Veränderungen auch technologische: Galten die Journalisten früher klar als Gate-Keeper, als Torwächter der gesellschaftlichen Themensetzung (des „Agenda Setting“), hat sich dieses Hierarchieverhältnis mit Blick auf das Publikum „umgedreht“ (so Lilienthal) oder doch zumindest eingeebnet (SeK). Allerdings springt auch Volker Lilienthal zu kurz, wenn er meint, unsere „Wertehierarchie“ stimme nun insofern nicht mehr, als wir Nutzer erwarteten, „dass journalistische Produkte, die Gehirnschmalz verlangen, bevor sie gut und genießbar sind, im Internet umsonst zu haben sein sollen.“

Denn journalistische Beiträge sind seit langem (spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts) durch ihren widersprüchlichen Doppelcharakter als Kulturgut und als Ware bestimmbar (worauf unter anderem Medienökonomen wie Klaus-Dieter Altmeppen oder Marie-Luise Kiefer hinweisen). Und deshalb sind journalistische Beiträge schon lange wesentlich „Werbeträger“. Das dürfte auch im Internet leidlich funktionieren, wenn zum Beispiel vor den von „Reuters“ für die Online-Seite der „Financial Times Deutschland“ produzierten aktuellen journalistischen AV-Bericht seitens der FTD ein Werbespot für eine Versicherung geschaltet wird. Das Problem liegt damit historisch und systematisch tiefer als auf der aktuellen Ebene technischer Digitalisierung – es geht um die Frage, ob Journalismus in demokratisch verfassten Gesellschaften primär selbst Zweck oder aber primär Mittel zu anderen Zwecken (Erwerb und Erhalt von Geld/Macht/Ansehen etc.) sein soll. Ökonomisierung und Digitalisierung machen diese Widersprüche sichtbarer, lassen sie drängender erscheinen als zu früheren Zeiten, da deutsche Tageszeitungen gut damit leben konnten, etwa zwei Drittel ihres Umsatzes durch Werbeflächenverkauf und nur den Rest durch Verkauf ihrer Inhalte an Leserinnen und Leser zu erzielen. Damit waren diese journalistischen Medien eben auch (zu etwa Dritteln) abhängig von der werbetreibenden Wirtschaft. Dass sich dies ändert, kann durchaus als Chance für unabhängigeren Journalismus begriffen werden: Wenn wir den Kulturgut-Aspekt des Journalismus – im Vergleich zum Waren-Aspekt – auf vielfältige Weise (wieder) stärken könnten.

4.) Die Info-Radio-Moderatorin (vom RBB) Sabine Porn sagte am 14.11. im Rahmen einer Diskussion zu Wirtschaftsfragen zu ihren Gesprächspartnern: „Lassen Sie uns nach Indien schauen, weil dort steht das Problem ganz massiv.“ Lassen Sie uns noch mal durchatmen und das ins Deutsche übersetzen, weil das ist wichtig! Weil der Fehler wird häufig gemacht!

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