1.) Snapchat ist eine Plattform, die immer höher gehandelt wird. Die Instant-Messaging-Plattform Snapchat habe von allen so genannten „Social Networks“ das größte Potential, zu den großen Facebooks und Twitters aufzuschließen, hatte Richard Gutjahr Anfang 2016 erklärt (Quelle: (http://www.gutjahr.biz/2016/01/2015-learnings/?xing_share=news, Aufruf am 6.1.2016, 19.12 Uhr). Mit der Einführung von Profi-Inhalten (Discovery) sei es Snapchat gelungen, sein einstiges Image als Teenager- und Sexting-App abzulegen. Auch bei Ereignissen wie den Anschlägen von Paris 2015 ließ sich das Potential (kuratierter) Augenzeugen-Videos zumindest erahnen.
Mit seiner Mischung aus Messaging- und Video-Plattform kombiniere Snapchat zwei große Stärken von Smartphones. Hinzu komme die geschickte Integration der Lokalisierungsfunktion, von Filtern, In-App-Verkäufen und nicht zuletzt Werbung. Keine Plattform zuvor habe so früh so viele und so unterschiedliche Monetarisierungswege erschlossen. Die US-Präsidentschaftswahl 2016 sollte, schrieb Gutjahr, der App zum weltweiten Durchbruch als News-Plattform verhelfen können.
Marketingmaschen?
Dieser Tage argumentiert Thomas Knüwer ganz ähnlich (http://www.xing-news.com/reader/news/articles/306296?link_position=digest&newsletter_id=13710&xng_share_origin=email, Aufruf am 8.6.2016, 21.19 Uhr). Er plädiert für fünf Thesen: 1.) Snapchat sei kein Teenager-Dienst (mehr), weil laut Snapchat-Angaben 2016 in den USA nur 23 Prozent der Nutzer unter 18 Jahren seien, aber 63 Prozent der User zwischen 18 und 34 Jahren. 2.) Wenn die Alten kämen, würden die Jungen dennoch nicht gehen, denn Snapchat habe eine Architektur, die dem entgegenwirke. Bei keinem anderen Social Web-Dienst ließen sich Aktivitäten einzelner Nutzer voneinander derart stark abgrenzen. 3.) Snapchat sei gar nicht so schwer zu erlernen, man solle es einfach probieren. 4.) Jüngere Nutzer wollten keine Werbung, das sei insofern richtig, als dass gerade diese Leute „dumme“ Werbung in Form und Inhalt nerve, sie aber für andere Werbearten durchaus offen seien.
Journalisten am Überschnappen?
5.) Snapchat habe auch journalistisches Potential: Knüwer zählt dafür Beispiele aus seiner Sicht auf: “Bild” betreibe dort ordentlichen Nachrichtenjournalismus für sehr Junge, die “New York Times” und CNBC lieferten Blicke hinter die Kulissen, die “Vogue” besuche Modeevents. All das sei für ihn ernsthafter Journalismus, wenn der nicht nur „staatstragend“ sein solle (Ich denke, überwiegend öffentlich-relevant soll Journalismus schon sein – was gerade nicht „staatstragend“ heißt. Schade, dass Knüwer anscheinend „staatstragend“ und „öffentlich-relevant“ gleichsetzt. Der Fall „Sanders“ in den USA zeigt gerade auch, dass dies keineswegs dasselbe ist).
Knüwer jedenfalls resümiert: „Wenn man einfach mal offener an die Sache herangeht, kommt man vielleicht auch zu anderen Ergebnissen. So wie Bill Adair, 50-jähriger Professor für Journalismuspraxis an der Top-Uni Duke. Er schreibt: “My week with Snapchat Discover showed that as the company’s executives expand and overhaul the news platform, they can broaden their audience by offering a wide range of content, including more substantial news. They should resist the urge to dumb-down their content. If they do, the results may be surprising!”
Prognosen bleiben schwierig ….
2.) Sprachkritisch ebenso wie para-psychologisch interessant: „Bundespräsident Joachim Gauck wird im nächsten Jahr aus dem Amt scheiden.“ Das meldete nicht nur die Wirtschaftswoche (http://www.wiwo.de/politik/deutschland/bundespraesident-joachim-gauck-so-reagieren-deutsche-politiker-auf-gaucks-entscheidung/13694030.html, Aufruf 8.6.2016, 21.09 Uhr). Gut, dass es Medienprofis gibt, die nicht nur nicht schwarzsehen (oder auch schwarz sehen), sondern die geradezu hellsehen können. Oder doch nicht so helle sind? Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Sagen wir besser: „Bundespräsident Gauck: Werde nächstes Jahr aus dem Amt scheiden“ (wenn er es denn so gesagt hat). Oder etwas weniger fest im Ton: „Gauck: Möchte nächstes Jahr aus dem Amt scheiden“. Ob das dann eintritt – das dürfte, wie es so schön heißt, „die Zukunft zeigen“.