Die royale Hochzeit in London übertrugen in Deutschland sechs Sender parallel live: Das Erste der ARD wurde, laut Mediendienst kress vom 4.5.11, 12 Uhr, „Quotenkönig“ mit 4,48 Millionen gemessenen Zuschauern über die ca. fünf Stunden. Summiert hatten die Hochzeitssender rund zehn Millionen Windsor-Fans angelockt. Hinter der ARD landete das ZDF mit 2,48 Mio Zuschauern auf Platz zwei. Und es war eben doch gut, dass die beiden öffentlich-rechtlichen Vollprogramme hofberichterstattungsmäßig gleichgeschaltet waren: Denn sie waren nur fast gleichgeschaltet – den Trauspruch selbst gab es im Ersten live übersetzt, im Zweiten dafür im unkommentierten O-Ton. Wenn das nicht Vielfalt und Bildungsauftrag entspricht, was dann? (Quelle: BLZ, 30.4.11, S.33).
Für die RTL-Übertragung übrigens hatten sich im Durchschnitt rund 1,81 Mio Gesamtzuschauer entschieden – mit einem durchschnittlichen Marktanteil von rund 20,5% zahlte sich für die Kölner die Bilanz in der Werbewertung aus.
Nur für Sat.1 ging die Rechnung nicht auf: Lediglich 790.000 Zuschauer verfolgten hier die lange Vormittags- und Mittags-Sondersendung. Abends war gegen „Küss mich, Kate!“ im Ersten dann gar kein Ankommen mehr: Die Primetime-Rückschau erzielte mit 5,83 Mio Gesamtzuschauern den Reichweitensieg einer Einzelsendung am Freitag. Weil sich darunter auch 1,75 Mio. bis 14- bis 49-Jährige befanden, schlug die ARD den Privaten gegen deren Showsendungen ein Schnippchen: Der Marktanteil bei den Werberelevanten betrug hier nämlich relativ starke 16,6%.
Da das Ansehen von Journalisten in Deutschland laut aktueller Allensbach-Umfrage auf einem neuen Tiefpunkt angekommen scheint (vgl. NDR-Zapp vom 27.4.11), ist die Frage nach Qualität in der Branche wichtiger denn je. Beim Leipziger ´“Medientreffpunkt Mitteldeutschland“ in dieser Woche gab es von führenden Vertretern von MDR und NDR Signale, mehr mit Zeitungen und deren Online-Portalen kooperieren zu wollen. NDR-Intendant Lutz Marmor sagte (laut dpa-Meldung 3.5.11) „Die Zeitungen haben die Kompetenz im Lokalen, wir bei den Videos“. Schön, wenn es hier um mehr ginge als um bloße Mehrfachverwertung vorhandener Inhalte. Journalistische Vielfalt sähe auch dabei sicher anders aus.
Der deutsche „Duden“ ist seit dem 3.5. laut Bibliografischem Institut
Mannheim auch online und kostenlos verfügbar (www.duden.de), mit der ausdrücklichen Zielgruppe „junge Menschen“. Gerade selbst am Beispiel „Herzlich willkommen“ getestet – es lohnt sich, denn dort finden sich sogar noch mehr Wege als in der Printausausgabe, auch Hörbeispiele und typische Wendungen. Das gibt dem „Kaleidoskop“ ganz neue Perspektiven …. 😉
Aber das Denken nimmt uns auch der Online-Duden nicht ab: BILD schrieb am 27.4.11 auf Seite 12 zur royalen Hochzeit: „Bei einer Scheidung bekommt William die Kinder“. Der Prinz mag ja vieles können, Fliegen und Küssen, aber Kinderaustragen? Wie hätte es treffend und kaum länger heißen können?