Traurige Nachrichten für Trauerredner – der Bundestag hat den Zugang zur Künstlersozialkasse (KSK) eingeschränkt, in der sich auch selbständige Journalisten in Sachen Rente, Gesundheit und Pflege paritätisch versichern können. 2006 noch hatte das Bundessozialgericht diese Berufsgruppe der Trauerredner auch zu der Gruppe von Künstlern und Publizisten gezählt, die mündliche oder schriftliche Beiträge an eine wie auch immer begrenzte Öffentlichkeit richten und sich daher in der KSK relativ sinnvoll versichern können sollen. Die KSK versichert derzeit (vgl. Berliner Zeitung, 8.12.2011, S.30) etwa 170.000 Menschen, vom Zauberer bis zum Show-Eiskunstläufer. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Versicherten vervierfacht. Nicht zuletzt deshalb, weil Journalisten kaum noch fest angestellt werden, sondern viele von ihnen mehr oder weniger selbständige Erwerbsformen finden (müssen). Ihrerzeit hatte die Bundesregierung aus SPD und FDP diese Kasse auf den Weg gebracht (Gesetz von 1981). Vielleicht auch, um die Multiplikatoren und Meinungsführer in den Reihen der selbständigen Medien-Profis sozial etwas besser abzusichern. Praktisch für viele der Publizisten und Künstler ist, dass sie ähnlich wie Angestellte die Hälfte ihrer Beiträge bezahlen – die andere Hälfte kommt derzeit zu 30 Prozent von den Verbänden der Verwerter und Auftraggeber, zu 20 Prozent aus einem Bundeszuschuss – dieser lag 2010 bei etwa 150 Millionen Euro. Und wer darf zum Leidwesen der Trauerredner künftig (ab 2012) laut Bundestag und dem veränderten Künstlersozialgesetz als Publizist gelten? Nun, „wer als Schriftsteller, Journalist oder in ähnlicher (bisher: anderer) Weise publizistisch tätig ist oder Publizistik lehrt“. Traurig, aber wahrscheinlich: der Redner schreibt nach seinem Auftritt noch schnell einen Essay in seinem Blog – dann wäre er wohl schon wieder „Publizist“. Schade, dass die sozialen Ressourcen immer mehr unter Druck geraten – oder eben gesetzt werden.
Das gibt den Datenschutz-Affen natürlich wieder billigen Zucker: Ziemlich private Bilder von Facebook-Chef Mark Zuckerberg waren dieser Tage ziemlich öffentlich zu sehen (www.focus.de, Aufruf am 8.12.11, 15.15 Uhr). Der Firmengründer mit einem Huhn in der Hand und ähnlich persönliche Dinge. Die Bilder waren vom Meister selbst als privat markiert – aber anscheinend gab es eine kleine Lücke im sonst ja doch perfekten Datenschutz bei Facebook: Nutzer hatten erklärt, wenn man Bilder melde, die Nacktheit oder Pornografie enthielten, liste Facebook weitere, gerne auch private Bilder des Verdächtigen auf, um den Sachverhalt zu überprüfen. Ein Sprecher der Firma sagte, es handle sich um einen Fehler bei einem Update. Es könne sich aber nur um einen kurzen Pannen-Zeitraum gedreht haben. Doch selbst in den USA gibt es offenbar Kulturpessimisten, die mittlerweile Facebook kritischer sehen und darauf drängten, dass sich das markt-führende soziale Netzwerk nach langem Rechtsstreit mit der US-Handelskommission FTC (Federal Trade Commission) darauf verpflichtete, die Privatsphäre der Nutzer besser zu schützen. Noch besser?
ARD und ZDF wollen anscheinend, dass man nicht erst mit den dritten (Zähnen oder Programmen) besser sieht und daher näher an die jüngeren Nutzer heran: Radio Bremen soll für Jugendliche eine Tages-Webschau produzieren (kress.de, Aufruf am 8.12.2011, 15.27 Uhr). Ausgestrahlt werden dürfte die Sendung ab Frühjahr 2012 zunächst für sechs Monate im nicht gerade ein Massen- oder Jugendprogramm seienden Fernsehkanal „Eins Extra“, aber auch auf den Internetseiten von Jugend-Radiowellen wie “Fritz“, über soziale Netzwerke und auf mobilen Endgeräten. Das ZDF sieht sich in einer nächsten Phase seiner Internet-Offensive und weitet mit „heute journal plus“ sein Nachrichtenangebot besonders für Hybrid-Fernseher (TV und Internet in einem Gerät) aus. Schauen wir mal! (vgl. BLZ 7.12.2011, S.30)
Ein Blick durch das sprachkritische Kaleidoskop sagt uns heute, dass laut Berliner Zeitung (25.11., S.16) Occupy-Anhänger einen großen Hörsaal der Berliner Humboldt-Universität besetzt hätten: „An die Fenster haben sie Banner gehangen, darauf steht: „Kein Sex mit Bologna“.“ Das mag sexy formuliert sein. Aber hat die Autorin des Beitrages hier nicht ihr journalistisches Fähnlein zu sehr in den sprachlichen Wind – gehangen?