Facebooks Aktien machten nach dem ersten Teil der Anhörung Mark Zuckerbergs vor dem US-Kongress einen Sprung nach oben, um fast fünf Prozentpunkte (https://www.derstandard.de/story/2000077710170/facebook-aktie-steigt-um-4-5-prozent-nach-anhoerung-vorkongress, Aufruf 11.4.2018, 16.23 Uhr). Das ist bemerkenswert, weil der Internetkonzern sehr wahrscheinlich davon ausgehen kann, trotz (oder wegen) der aktuellen Debatten um seine Geschäftsmodelle noch gewinnträchtiger zu werden (https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article213967649/Zuckerberg-Dank-mehr-Sicherheit-wird-Facebook-noch-profitabler.html, Aufruf 11.4.2018, 16.25 Uhr). Und Mark Zuckerberg scheint den Spieß bereits wieder umzudrehen: Etwas mehr „Regulierung“ als bisher dürfe schon sein, aber keinesfalls eine „Überregulierung“ – es solle aus seiner Sicht halt die „right regulation“ sein (https://www.theguardian.com/technology/live/2018/apr/10/mark-zuckerberg-testimony-live-congress-facebook-cambridge-analytica, Aufruf 11.4.2018, 16.35 Uhr).
Wieso droht Facebook etwas?
Dass selbst kritische Medien wie „heise.de“ schreiben, Facebook „droht“ eine strengere Regulierung (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Facebook-Datenskandal-Zuckerberg-zeigt-sich-vor-Anhoerung-im-US-Kongress-demuetig-4014048.html; Aufruf 11-4-2018, 16.40 Uhr), scheint mir ein bedrohliches Zeichen für das Niveau öffentlicher Debatten: Was kann für die Gesellschaft (the many, not the few) bedrohlich, also schlecht daran sein, wenn Mediengiganten wie der Konzern Facebook reguliert werden? Selbst für Facebook mag das auf lange Sicht erfolgversprechender sein als eine sozial tatsächlich bedrohliche Monopolstellung.
Horizontal und vertikal
Felix Stalder, ein Schweizer Medien- und Kommunikationswissenschaftler, hatte bereits 2012 sehr treffend und hellsichtig argumentiert mit Blick auf selbsternannte „Social Networks“ wie gerade Facebook (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/vor-und-nach-facebook, Aufruf 11.4.2018, 16.47 Uhr): „Durch die Horizontalität auf der Nutzerseite der Infrastruktur wird verschleiert, dass gleichzeitig neue, hochgradig vertikale Machtzentren entstehen – an denen nicht nur der Wert der gemeinsam produzierten Arbeit abgeschöpft werden kann, sondern auch neue Kontrollpunkte angeführt werden. An diesen Punkten fällt Wissen um die Zusammensetzung der Gesellschaft in Echtzeit an. Herrschaftswissen, mit dem man mehr oder weniger unbemerkt in gesellschaftliche Prozesse eingegreifen kann, sei das mit kommerziellen oder politischen Motiven. Die Spannungen zwischen den Dynamiken der horizontalen Vernetzung und der vertikalen Kontrolle werden immer deutlicher.“
Öffentliche Plattformen!
Man konnte es längst wissen. Es bräuchte auch daher für die öffentlichen Aufgaben journalistischer Medien im für soziale und ökologische Demokratisierung Alternativen im Sinne öffentlicher, nicht-kommerzieller Plattformen, wie das zum Beispiel Christian Fuchs, Medienprofessor an der Westminister University London, nachvollziehbar fordert (https://books.google.de/books?id=ABYnDwAAQBAJ&pg=PA70&lpg=PA70&dq=christian+fuchs+%C3%B6ffentliche+Plattformen&source=bl&ots=oBXoUv5Ebu&sig=kA4VUM84HPR9-hwETP0I70pRvzU&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwimw4eRvbLaAhVCyKQKHbBiARgQ6AEIajAO#v=onepage&q=christian%20fuchs%20%C3%B6ffentliche%20Plattformen&f=false, Aufruf 11.4.2018, 16.50 Uhr).
Das Einfache, das schwer zu machen ist
2.) Ein anscheinend leider zunehmendes Problem auch in der journalistischen Sprache ist die fehlende Kongruenz, also die fehlende Übereinstimmung entsprechender Wörter in Aspekten wie Person, Zahl, Geschlecht und Zeit.
Hier ein Fall aus der „Süddeutschen Zeitung“, die ja als Qualitätsmedium gilt. „Es war nicht die kubanische Hinwendung zum Kommunismus, der die Nachbarn entzweite.“ (http://www.sueddeutsche.de/politik/kuba-und-die-usa-woher-die-feindschaft-zwischen-kuba-und-den-usa-kommt-1.2917128, Aufruf 11.4.2018, 17.10 Uhr). Knapp daneben ist auch vorbei. Das Bezugswort des Attribut-Satzes ist hier ganz klar „die Hinwendung“ und eben nicht „der Kommunismus“. Also sollte es heißen: …., die die Nachbarn entzweite“ oder eleganter: „…, welche die Nachbarn entzweite“. Wie schrieb schon Bertolt Brecht (allerdings über den Kommunismus und nicht über die Kongruenz): Das sei „das Einfache, das schwer zu machen ist“.