Stimmenfänger und Rattenfänger

Nach der Parlamentswahl in Italien hieß es bei Reuters: „Die Lega, die das „Nord“ aus ihrem Namen gestrichen hat und in Süditalien auf Stimmenfang ging, rief ihren Parteichef Matteo Salvini zum Kandidaten für das Amt des Regierungschefs und zum „Führer von Mitte-Rechts“ aus.“ (https://de.reuters.com/article/italien-wahl-idDEKBN1GH1DB, Aufruf am 10.3.2018, 15.13 Uhr). Was sagt uns die Formulierung „auf Stimmenfang gehen“? Würde man das auch bei einer Partei wie der deutschen CDU oder bei den italienischen Sozialdemokraten so ausdrücken? Wohl kaum. Die Formulierung bewertet relativ stark, und zwar negativ. Warum schreibt man hier nicht möglichst neutral „die nun auch in Süditalien um Stimmen warb“ oder Ähnliches? Ich vermute, weil diese Partei (noch) nicht zum „Mainstream“ gehört. Obwohl ja auch Matteo Salvini schon mehrfach betonte, dass „die Märkte“ oder eben „Investoren“ von seiner „Lega“ nichts zu befürchten hätten. „Auf Stimmenfang gehen“ ist ein semantischer Nachbar der unsäglichen „Rattenfänger“. Als solche werden ja „Populisten“ oder „Extremisten“ gerne vom Mainstream aus bezeichnet und damit deren Wähler nolens volens als „Ratten“. Sollte mensch sich (besser vorher) überlegen. Oder wie André Brie einst schrieb: „Die Wahrheit lügt in der Mitte“.

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