Hochgeschwindigkeitsfehler – entschuldigen? Hinterfragen?

1.) Am Dienstagmorgen, ganz kurz nach 10 Uhr morgens, lagen viele große Medien in ihren Onlineportalen hierzulande so falsch, wie man bei der Verkündung eines wichtigen BVG-Urteils nur liegen kann: Spiegel, Zeit, Das Erste, Stern, NZZ, n-tv etc: „BVG verbietet NPD“, hieß es. Falsch und erstaunlich unisono.

Hier zu einem Überblick von „meedia.de“

Wie kann so etwas passieren? In einer ziemlich relevanten Angelegenheit? Der Vorsitzende Richter hatte eingangs nochmals die Anträge verlesen. Und das auch angesagt. Aber es dauert eben ein wenig, das zu verstehen und abzuwarten. Hier statt dessen höchst dynamische Oberflächlichkeit zum Quadrat: Über-Hören und Ab-Schreiben (so ähnlich hieß es mal kritisch bei „Titanic“ über journalistische Basis-Defizite). Onlinejournalismus at its worst. Und zwar ganz ohne Fake News oder Hackerattacken von sonstwoher.

2.) Die veröffentlichte Reaktion von „Spiegel online“ wirft locker noch zwei Vorlagen für Sprachkritik ab: „Wir entschuldigen uns für den Vorfall – und nehmen ihn zum Anlass, unsere Abläufe und Arbeitsweisen zu hinterfragen, damit sich ein solcher Fehler nicht wiederholt.“

Hier zum SPON-Text, Aufruf am 19.1.2017, 21.40 Uhr

a) Nein, wofür auch immer kann sich die Redaktion NICHT SELBST entschuldigen – sie kann die Geschädigten (die Nutzer) aber um Entschuldigung bitten. Und die dürften dann so frei sein, das mutmaßliche Fehlverhalten von SPON zu verzeihen (oder auch nicht). Wer das nicht versteht, Entschuldigung, dem ist dann solche Ignoranz auch nicht zu verzeihen.

Ein netter Text aus der SZ zum Thema

b) „hinterfragen“ erscheint mir als aufgeblasenes Wort: Oft wäre schon geholfen, wenn wir fragten, befragten oder auch infragestellten. „Hinterfragen“ soll wohl auf scheinbare Scharfsinnigkeit und Komplexität hindeuten, hat aber bereits viel von einer Tautologie an sich. Wenn wir das Wort und seinen Gebrauch mal genau hinterfragen.

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