1.) Satire darf einiges hierzulande. Das hat dieser Tage der Bundesgerichtshof in Karlsruhe auf neue Weise klargestellt. Ja, ich freue mich darüber, denn in dem Falle stärkt es eine meiner Lieblingssendungen, „Die Anstalt“ im ZDF. Zu den Fakten:
Der BGH hat eine Klage von Zeit-Herausgeber Josef Joffe und einem Redakteur der Wochenzeitung abgewiesen. Es ging um eine Ausgabe der Satire vom April 2014. Darin kritisierten Claus von Wagner und Max Uthoff mehrere prominente Medienleute für deren Verflechtungen mit bestimmten Lobby-Organisationen im Bereich Sicherheitspolitik.
Joffe bemängelte, dass ihm in einem Schaubild fälschlicherweise acht Verbindungen zu transatlantischen Organisationen nachgesagt worden waren. Redakteur Joachim Bittner kritisierte zudem, in der Sendung sei wahrheitswidrig behauptet worden, er habe wohlwollend über eine Rede von Bundespräsident Joachim Gauck berichtet, an der er selbst mitgewirkt habe.
In letzter Instanz hieß es nun dazu: Kabarettisten müssen sich für den Inhalt ihrer Beiträge nicht bis in kleinste Detail rechtfertigen. Entscheidend ist der Gesamteindruck, der beim Zuschauer zurückbleibt. Das heiße, es sei in den Blick zu nehmen, „welche Botschaft bei einem unvoreingenommenen und verständigen Zuschauer angesichts der Vielzahl der auf einen Moment konzentrierten Eindrücke ankommt“. Für das Gericht zählte die Hauptaussage, also dass es solche Verbindungen gibt – und das sei zutreffend. (Az.: VI ZR 561/15, VI ZR 562/15).
2.) Sprachkritisch gesehen: Es ist Winter hierzulande, und viele Medien schreiben über „kalte Temperaturen“, wie zum Beispiel die Rheinische Post.
Aufruf am 12.1.2017, 15.09 Uhr
Temperaturen aber geht es wie Preisen und Geschwindigkeiten – sie sollten in der Regel hoch oder niedrig etc. sein, weil sie in Zahlen mit Einheit gemessen werden. Luftmassen hingegen mögen relativ kalt oder warm erscheinen, Waren teuer oder billig und Läuferinnen schnell oder langsam. Sieht auch Bastian Sick so.