1.) Die Printmedien in Deutschland sind mittlerweile mehr von den Nutzern als von der Werbe-Industrie abhängig. Nach Angaben des Branchenverbandes der Zeitungsverleger BDZV lagen im Jahre 2009 erstmals die Vertriebsumsätze (Abo, Straßenverkauf) über den Anzeigen-Einnahmen (Quelle www.bdzv.de vom 15.7.2010): Die Gesamtumsätze sanken zwar um sieben Prozentpunkte auf 8,5 Milliarden Euro (so viel oder wenig wie 1993). Doch während die Werbeerlöse sogar um 16 Prozentpunkte niedriger waren als im Vorjahr, stiegen die Verkaufsumsätze um 2,3 Prozent. Allerdings nur dank Preiserhöhungen, denn die Gesamtauflage der Zeitungen in Deutschland fiel um 2,5% auf 24,6 Millionen Exemplare pro Tag — nun also gilt im Schnitt für die Einnahmequellen: Zwei Drittel von den Nutzern — ein Drittel durch die Werbung. Jahrzehntelang war es genau umgekehrt. Und dennoch bleibt die Zeitung absolut der größte Werbeträger in Deutschland, gefolgt von: Fernsehen, Zeitschriften, Online, Hörfunk und Plakat. Hoffnungen setzt die Zeitungsbranche laut Geschäftsführer Wolff auf die Tablet-PCs, da sie — im Unterschied zum normalen Online-Auftritt — den Verlagen ein Geschäftsmodell mit einem Mix aus Vertriebs-, Abo- und Werbeerlösen bieten, ähnlich wie bei Print-Zeitungen. Der Apple-Konzern gerät hier in die Kritik, weil der mit seinem iPad zu sehr das Geschäft allein bestimmen wolle.

2.) Das Bundeskartellamt in Bonn hat jüngst zwei Veränderungen erlaubt: Beim Nachrichten-TV-Sender N24 darf zur Ablösung von der ProSieben.Sat.1-Gruppe der Medienunternehmer und Ex-Spiegel-Chef Stefan Aust einsteigen. Er soll künftig 26 Prozent der Anteile halten, so viel, wie auch das N24-Management um Geschäftsführer Thorsten Rossmann. Und die Behörde hat den für September 2010 geplanten Start der Nachrichtenagentur „dapd“ erlaubt. Marktführer dpa hatte eine kartellamtliche Prüfung wegen der Übernahme des deutschen Dienstes von AP durch die deutsche Agentur ddp verlangt, weil sonst der Wettbewerb der Nachrichtenagenturen erheblich reduziert und damit auch die Angebotsvielfalt im Bereich der Presse berührt sei. Das Kartellamt sah das ganz anders und beschied die dpa, dass der Zukauf Ende 2009 kartellrechtlich nicht einmal anmeldepflichtig gewesen sei. Beides ist bemerkenswert. Erstens, dass die dpa hier für Vielfalt plädiert — anscheinend soll nur der Abstand der wichtigsten Konkurrenten zum Marktführer möglichst groß sein. Und zweitens darf schon gefragt werden, was die Vielfaltsnorm im grundlegenden Bereich der Agenturen für das Kartellamt bedeutet. Eine (weitere) Institution auf dem Weg zum zahnlosen Tiger? (Quellen BLZ und kress-report vom 19. und 21.7. )

3.) Auf Seite Eins der Potsdamer Sonntagsausgabe der PNN (Tagesspiegel-Holtzbrinck-Gruppe) lautete am 18.7.2010 einer der Teaser: „Kult-Königin: Zum 200. Mal jährt sich morgen der Todestag von Luise. Heute und in den nächsten Tagen wird ihr gedacht.“ Preußenkult geht natürlich in Potsdam (fast) immer, aber vielleicht hätten die Verfasser zuvor auch mal „dem Duden gedenken“ sollen.

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