Donald Trump hat Mitte November einen offenbar, gelinde gesagt, ziemlich strittigen Tweet versendet – und manche Medien haben das für bare Münze genommen (Dankeschön für den Hinweis an meinen Freund und Kollegen Henrik Bortels, hier die Quelle und das Zitat von dort: http://mashable.com/2016/11/18/trumps-misleading-tweet-fake-news/?utm_cid=mash-com-fb-main-link#QoN8J2PXDOqp, Aufruf am 23.11.2106, 12.12 Uhr).
Da braucht es keine „Fake News“, wenn relativ etablierte Medien wie der „Washington Examiner“ schlagzeilen: „How Donald Trump got Ford to not outsource jobs to Mexico.“ Auch die Nachrichtenagentur Reuters hat sich anscheinend an der Stelle in einer ersten Version nicht mit Ruhm bekleckert, selbst wenn man dort zumindest die Quelle angab: „Trumps says Ford not moving U.S. plant to Mexico.“ Reuters wies zwar bald darauf hin, dass sich Trump hier wohl mit falschen Federn schmücken wollte, aber die Überschrift war in der Welt und verbreitete sich nicht zuletzt auf „conservative fake news sites“ wie ein Lauffeuer. Das Handelsblatt fasste zusammen (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/lincoln-fabrik-in-kentucky-trump-rettet-ford-werk-das-nicht-gefaehrdet-war/14861420.html, Aufruf 23.11.2016 um 12.16 Uhr): „Lincoln-Fabrik in Kentucky – Trump rettet Ford-Werk, das nicht gefährdet war“. In Deutschland ist in solchen Fällen neben ethischen Aspekten auch die „Verbreiterhaftung“ zu beachten – die soll verhindern, dass umstrittene oder gar offenbar falsche Aussagen einfach verbreitet werden, ohne dass journalistisch gegenrecherchiert worden wäre. Soviel Zeit sollte sein.
2.) Im RBB-Inforadio berichtet der Wirtschaftsredakteur am 23.11.2016 um 18.37 Uhr angesichts des Streikes und Gegenmaßnahmen: „Die Lufthansa wehrt sich damit gegen erhebliche Gehaltsforderungen der Gewerkschaft.“ Ist das ein Kommentar oder die direkte Übernahme einer Pressemitteilung des Lufthansa-Vorstandes? Dreierlei führte zu mehr Sachlichkeit: Da die Beschäftigten auch „die Lufthansa“ sind, könnte man die eine Streit-Partei als „Lufthansa-Vorstand“ o.ä. bezeichnen. „Sich wehren“ klingt meines Erachtens sehr wohlwollend, ich hätte zum Beispiel „versucht damit zu begegnen“ getextet. Die krasseste Fragwürdigkeit aber finde ich die Bewertung der Cockpit-Forderungen als „erhebliche“. Selbst wenn die Gewerkschafter ihre Forderungen selbst so nennen würden – ich rate in den Nachrichten als informationsbetonten Formen zum Verzicht auf das Attribut oder eben zum Nennen von konkreten Zahlen. Damit wäre hier mehr Objektivierung erreicht als in der gesendeten Version.