Keineswegs wortlos

1.) Medienkritisch spannend: Texte und Texten bleiben wichtig. Angesichts der hohen Wertschätzung für Video-Beiträge sind die Ergebnisse des Meinungs- und Medienforschungsinstitutes Pew Research (Washington D.C) bemerkenswert, über welche gerade das ebenfalls renommierte Nieman Journalism Lab an der Harvard University berichtet (http://www.niemanlab.org/2016/10/younger-adults-prefer-to-get-their-news-in-text-not-video-according-to-new-data-from-pew-research/Aufruf am 12.10.2016, 13.15 Uhr). Junge Erwachsene (18 bis 29 Jahre alt) scheinen demzufolge weiter (oder wieder) Worte gegenüber Bewegtbild als Nachrichtenmedium nicht nur zu schätzen, sondern sogar zu bevorzugen:

pew_2016

Nur 38 Prozent der jungen Erwachsenen geben an, Videonachrichten zu bevorzugen. 42 Prozent hingegen sagen, sie präferierten Text (meist „natürlich“ online). Immerhin (die restlichen) 19 Prozent ziehen das Hören vor (Radio, Podcast, Audio). Bei der Gesamtbevölkerung hingegen liegt News-Video (TV, Plattformen) mit 46 Prozent vorne, aber eben auch nur mit relativer Mehrheit gegenüber Lesen und Hören. Insgesamt meines Erachtens ein neues Plädoyer für (mehr) Vielfalt bei Produktion und Nutzung von Nachrichten sowie in der professionellen (Aus-)Bildung dafür.

Terrorzugriff in LE?

2.) Sprachkritisch aktuell: Am 10.10. hieß bei n-tv im Ticker-Text (Inserteinblendung) mit Blick auf Meldungen über die Festnahme eines syrischen Verdächtigen: „Terrorzugriff in Leipzig“.

Zwei Fragen – die erste ist einfach zu beantworten: Wenn, dann meinte man sicherlich „Antiterrorzugriff in Leipzig“.

Die zweite ist komplexer: Inwiefern muss hier ständig schon von „Terror“ geredet werden? Das Wort (und sein Wortfeld) ist sehr emotionalisierend und wertend. CNN zum Beispiel schrieb von „explosive suspect“, was im Deutschen mit „Sprengstoff-Verdächtiger“ auch noch nicht sehr lang ist und den Stand der Dinge meines Erachtens besser trifft als „Terror-Verdächtiger“ oder gar „Terrorist“. Wenn Quellen aus deutscher Politik oder Polizei oder Geheimdiensten das hingegen so sagen – o.k., dann sollten wir Journalisten das aber mit Quellenangabe zitieren, wie vor 15 Jahren den vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush erklärten „War on Terror“, also seinen „Antiterrorkrieg“.

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